349) 1) Antianimlist 2) der Held des Tages 3) alles für alle 4) Lieber
Polizist! 5) Weltkrieg und Kriminalstatistik 6) Die Größe eines Menschen Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334
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1) Antianimalist 2) der Held des Tages 3) alles für alle 4) Lieber Polizist! 5) Weltkrieg und
Kriminalstatistik 6) Die Größe eines Menschen
1) Eines Tages wird man mich
anklagen, ein Fleischfresser und Antianimalist gewesen zu sein, weil die
Hauptfiguren in meinen Märchen meistens Tiere waren und ich sie nicht immer
in einem vorteilhaften Licht erscheinen ließ.
2) der Held des Tages Gerade war die
oppositionelle Redaktion der Zeitung von der Regierung geschlossen worden und
alle Journalisten standen auf, wie ein Mann: „Uns kann man nicht kaufen!“
Danach gingen sie zusammen zuerst einmal in eine Kneipe, sie brauchten eine
kleine Stärkung. In den Köpfen vieler waren
sie schon zu Hause. Wie sollten sie das jetzt der Familie erklären? Welche
Vorwürfe würden dort auf sie warten? „Habe ich im Bett nicht gut genug
gestöhnt und dir das Gefühl gegeben, ein wirklicher Mann zu sein? Und du
spielst hier in der Öffentlichkeit den Helden und gefährdest dabei unser
Familienleben. Wie soll ich jetzt dem kleinen Fritz die versprochene
Schultasche kaufen? Wie sollen wir die Miete bezahlen? Soll ich vielleicht zu
meiner Mutter ziehen?“ hört der eine schon seine Frau. Am Abend in den Nachrichten
gab es dann einen riesigen Bericht in der internationalen Presse,
Solidaritätserklärungen und Empörung über die Regierung des Landes. Eine
Demonstration wurde organisiert. 5000 Leute gingen auf die Straße. Einen Monat später hatte man
ihn vergessen, das Leben ging weiter, seine Frau zog mit den Kindern zu ihren
Eltern und er traf sich manchmal mit seinen ehemaligen Kollegen in der
Kneipe.
3) alles für alle Alles, was repetitive Arbeit
ist, wird langsam von Maschinen übernommen. Was bleibt? Erfinderische Tätigkeiten,
die Erziehung der Kinder und die Behandlung von seelischen Problemen. Wenn alle herstellenden
Aufgaben von Maschinen vollbracht werden, gibt es niemanden mehr, der Geld
verdienen wird. Deshalb können die Firmen nichts mehr verkaufen und werden in
das Eigentum der Allgemeinheit übergehen. Alles wird kostenlos für jeden zur
Verfügung gestellt Wenn man alles kostenlos
bekommen kann, verschwindet das Bedürfnis mehr zu haben, als der nächste. Wettbewerb wird darin bestehen,
wie erfinderisch jemand ist oder wie sehr jemand auf andere eingehen kann,
wie mitfühlend jemand ist. Aus jedem tausenden Kind wird ein Erfinder, alle
anderen werden Erzieher, Begleiter oder Seelenheiler.
4) Lieber Polizist! - In den dreißiger Jahren
hast du die Juden verhaftet, weil das Gesetz dies vorschrieb. - In den siebziger Jahren
hast du Frauen verhaftet, die in Holland eine Abtreibung machen ließen, weil
dies als Mord galt. - In den neunziger Jahren
hast du junge Leute verhaftet, die Haschisch rauchten. - In der Zukunft wirst du
rothaarige verhaften, weil du ein gesetzestreuer Staatsdiener bist.
5) Im ersten Weltkrieg
starben in Europa 30 Millionen Leute, im zweiten 80 Millionen, vom
Sachschaden gar nicht zu sprechen. Im Vergleich dazu klingen
Kriminalstatistiken aus dem 20. Jahrhundert fast witzig. Sollte nicht lieber
der kleine Bürger den Staat kontrollieren, als der Staat den kleinen Bürger?
6) Die Größe eines Menschen
zeigt sich darin, wie er den kleineren Frechen gegenübertritt, ob er sie unterdrückt,
weil er zu faul ist, um sich mit ihnen eingehender zu beschäftigen oder
einfach seine Überlegenheit ausspielen will, oder ob er versucht sie durch
sein eigenes Beispiel zu besserem Verhalten zu überreden.
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veröffentlichte Texte
Saturday, 25 July 2020
349) 2) the hero of the day
Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334
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2) the hero of the day
The government had just
closed the opposition’s biggest newspaper and all the journalists stood up
like one man: "You can't buy us!" After that, they first went to a
pub together, they needed a little refreshment.
In the minds of some, they
were already at home. How should he explain it to his family? What reproaches
would be waiting for him there? "Haven't I moaned lustfully enough in
bed and made you feel that you are a real man? And you play the hero here in
public and endanger our family life. How am I supposed to buy the promised
school bag for little Henry? How should we pay the rent? Maybe I should move back
to my mother’s house?” one of them already hears his wife.
That evening in the news,
there was a huge report in the international media, declarations of
solidarity and outrage about the country's government. A manifestation was
organized. 5000 people took to the streets.
A month later they had
forgotten him, life went on, his wife had moved back to her parents with the
children and he sometimes met with his former colleagues in the pub.
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Friday, 24 July 2020
204) 1) Antianimlist 2) der Held des Tages 3) alles für alle 4) Lieber
Polizist! 5) Weltkrieg und Kriminalstatistik 6) Religion und
Autoritätsprinzip
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1) Antianimalist
2) der Held des Tages
3) alles für alle
4) Lieber Polizist!
5) Weltkrieg und
Kriminalstatistik
6) Religion und
Autoritätsprinzip
1) Eines Tages wird man mich
anklagen, ein Fleischfresser und Antianimalist gewesen zu sein, weil die
Hauptfiguren in meinen Märchen meistens Tiere waren und ich sie nicht immer
in einem vorteilhaften Licht erscheinen ließ.
2) der Held des Tages
Gerade war die
oppositionelle Redaktion der Zeitung von der Regierung geschlossen worden und
alle Journalisten standen auf, wie ein Mann: „Uns kann man nicht kaufen!“
Danach gingen sie zusammen zuerst einmal in eine Kneipe, sie brauchten eine
kleine Stärkung.
In den Köpfen vieler waren
sie schon zu Hause. Wie sollten sie das jetzt der Familie erklären? Welche
Vorwürfe würden dort auf sie warten? „Habe ich im Bett nicht gut genug
gestöhnt und dir das Gefühl gegeben, ein wirklicher Mann zu sein? Und du
spielst hier in der Öffentlichkeit den Helden und gefährdest dabei unser
Familienleben. Wie soll ich jetzt dem kleinen Fritz die versprochene
Schultasche kaufen? Wie sollen wir die Miete bezahlen? Soll ich vielleicht zu
meiner Mutter ziehen?“ hört der eine schon seine Frau.
Am Abend in den Nachrichten
gab es dann einen riesigen Bericht in der internationalen Presse,
Solidaritätserklärungen und Empörung über die Regierung des Landes. Eine
Demonstration wurde organisiert. Aber nur 5000 Leute gingen auf die Straße.
Einen Monat später hatte man
ihn vergessen, das Leben ging weiter, seine Frau zog mit den Kindern zu ihren
Eltern und er traf sich manchmal mit seinen ehemaligen Kollegen in der
Kneipe.
3) alles für alle
Alles, was repetitive Arbeit
ist, wird langsam von Maschinen übernommen.
Was bleibt?
Erfinderische Tätigkeiten,
die Erziehung der Kinder und die Behandlung von seelischen Problemen.
Wenn alle herstellenden
Aufgaben von Maschinen vollbracht werden, gibt es niemanden mehr, der Geld
verdienen wird. Deshalb können die Firmen nichts mehr verkaufen und werden in
das Eigentum der Allgemeinheit übergehen. Alles wird kostenlos für jeden zur
Verfügung gestellt.
Wenn man alles kostenlos
bekommen kann, verschwindet das Bedürfnis mehr zu haben, als der nächste.
Wettbewerb wird darin
bestehen, wie erfinderisch jemand ist oder wie sehr jemand auf andere
eingehen kann, wie mitfühlend jemand ist. Aus jedem tausendsten Kind wird ein
Erfinder, alle anderen werden Erzieher, Begleiter oder Seelenheiler.
4) Lieber Polizist!
- In den dreißiger Jahren
hast du die Juden verhaftet, weil das Gesetz dies vorschrieb.
- In den siebziger Jahren
hast du Frauen verhaftet, die in Holland eine Abtreibung machen ließen, weil
dies als Mord galt.
- In den neunziger Jahren
hast du junge Leute verhaftet, die Haschisch rauchten.
- In der Zukunft wirst du
rothaarige verhaften, weil du ein gesetzestreuer Staatsdiener bist.
5) Im ersten Weltkrieg
starben in Europa 30 Millionen Leute, im zweiten 80 Millionen, vom
Sachschaden gar nicht zu sprechen. Im Vergleich dazu klingen
Kriminalstatistiken aus dem 20. Jahrhundert fast witzig. Sollte nicht lieber
der kleine Bürger den Staat kontrollieren, als der Staat den kleinen Bürger?
6) Religion ist die Handlung
des sich Unterwerfens, also die Grundlage des Autoritätsprinzips.
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Friday, 24 April 2020
328 1) Demokratie als historische Notwendigkeit 2) Mit großer
Wahrscheinlichkeit 3) ihr 4) Die Besonderen 5) Quarantäne (21.06.2020) 6)
Opportunisten und Füßeküsser 7) Es ist nicht leicht für 8) Vernünftig oder verrückt?
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1) Demokratie als
historische Notwendigkeit
2) Mit großer
Wahrscheinlichkeit
3) ihr
4) Die Besonderen
5) Quarantäne (21.06.2020)
6) Opportunisten und
Füßeküsser
7) Es ist nicht leicht für
8) vernünftig oder verrückt?
1) Demokratie als
historische Notwendigkeit
Ist der Mensch aus
humanistischen Überlegungen heraus plötzlich darauf gekommen, eine
demokratische Ordnung einzuführen?
Ein schöner Traum! Aber ich
muss den Leser leider enttäuschen. Der Mensch ist grundsätzlich Egoist und
nur am eigenen Überleben interessiert und wenn er sich wirklich einmal für
eine Gemeinschaft stark macht, sieht er auch dann nur seinen eigenen Vorteil.
Diese Frage kann nur befriedigend behandelt werden, wenn der geschichtliche
Hintergrund geprüft wird.
- Die Demokratie der Athener
und Disziplin der Spartaner besiegte die Perser.
- Die Römer eroberten das
ganze Mittelmeer und waren wenigstens anfänglich eine Republik.
- Ein großer Sprung über das
dunkle Mittelalter führt uns nach Venedig, wo der Doge (Führer) gewählt
wurde.
- Noch ein Sprung nach
England, wo Cromwell den König entmachtete.
- Die Französische
Revolution und Napoleon.
- Die französische,
englische und amerikanische Demokratie besiegte das preußische und
habsburgische Königreich im ersten Weltkrieg.
- Die französische,
englische und amerikanische Demokratie besiegte Deutschland und Japan im
zweiten Weltkrieg.
- Der kalte Krieg endete mit
der Niederlage Russlands und dem Sieg der Vereinigten Staaten von Amerika.
Über Gründe für diese
Schlussfolgerung ist eine tiefere Betrachtung der Geschichte nötig, aber das Ergebnis
ist klar: Langfristig ist die Demokratie lebensfähiger, als autoritäre
Einrichtungen.
2) Mit großer
Wahrscheinlichkeit gibt es unbekannte Schriftsteller, die wesentlich besser
sind als ich, aber sicherlich sind meine Schriften besser, als die der
meisten zur heutigen Zeit so gerühmten.
3) Ihr habt mich
ausgestoßen, ich werde euch nicht die Ehre erweisen, mich zu preisen.
4) Die Besonderen werden
beneidet, das glückliche Leben bleibt den Durchschnittlichen.
5) (21.06.2020) Quarantäne,
Ausgangssperre, Grenzsperre und alle ähnlichen Maßnahmen dienten nicht dazu,
die Verbreitung des Virus einzuschränken, sondern nur dazu, Panik zu
verhindern.
6) Opportunisten und
Füßeküsser sagen über erfolglose Gegner eines autoritären Regimes immer, sie
hätten sich zu sehr in den Widerstand verbissen.
7) Es ist nicht leicht für
einen ärmeren, schlechter positionierten, schwächeren, das nötige
Selbstvertrauen aufzubauen oder für einen reicheren, klügeren, besser
positionierten, stärkeren, seine Überlegenheit nicht zu zeigen oder
auszuspielen
8) vernünftig oder verrückt?
Wenn wir jemanden sehen, der
ein Auto stehlen will, ist es für uns vernünftig, dass wir die Polizei rufen.
Wenn wir einen armen
Zigeuner sehen, der ein gestohlenes Fahrrad verkaufen will, ist es für uns
vernünftig, dass er ins Gefängnis geht.
Als Hitler und Horthy ihre
Judengesetze einführten, war es vernünftig, den Juden der Polizei
auszuliefern, um unsere eigene Haut zu retten.
Als Martin Luther King sich
an die Spitze der Bewegung stellte, sagte man ihm, dass er verrückt sei, weil
man ihn erschießen würde.
Als Nelson Mandela sich
auflehnte, machte man ihn darauf aufmerksam, dass er ins Gefängnis gehen
würde.
Als Mahatma Gandhi zum
Boykott gegen die Engländer aufrief, dachten alle, dass er verrückt sei, weil
die Herrschaft der Engländer noch hundert Jahre dauern würde.
Wenn wir Orbán sehen, wie er
ein korruptes System aufbaut, ist es für uns vernünftig, dass wir uns
eingliedern und nicht dagegen rebellieren, um unsere Lebensgrundlage nicht in
Gefahr zu bringen.
Wenn jemand versuchen
möchte, Deutschland dazu zu zwingen, den wegen Drogengesetze Verurteilten
eine Entschädigung zu zahlen oder ihnen eine ganz neue Identität zu geben,
wenn ihnen Deutschland schon das Leben zerstört hat, weil wir heute wissen,
dass die ganze Propaganda nur eine Lüge war und Haschisch in ein paar Jahren
legalisiert wird, dann sagt man, dass man diesen jemanden in die
psychiatrische Klinik stecken wird.
Ja, dieser jemand wird in
die Klinik gesteckt oder sein Leben als Obdachloser beenden, weil es für ihn
nicht vernünftig ist, in der Scheiße zu sitzen, weil es dort schön warm und
ungefährlich ist.
Was hätte wohl ein Rousseau
darüber gedacht? Würde die Menschheit nicht noch heute auf den Bäumen sitzen,
wenn jeder „vernünftig“ wäre?
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Monday, 30 March 2020
325 1) Rotkäppchen 2) Was passiert in China wirklich und wie geht es nach
der Gesundheitskrise weiter? 09.04.2020 3) Individualität und Einsamkeit 4)
Sollten Bürger oder Einwohner vom Staat in Krisenzeiten unterstützt werden?
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1) Rotkäppchen / Hänsel und
Gretel
2) Was passiert in China
wirklich und wie geht es nach der Gesundheitskrise weiter? 09.04.2020
3) Individualität und
Einsamkeit
4) Sollten Bürger oder
Einwohner vom Staat in Krisenzeiten unterstützt werden?
1) Rotkäppchen / Hänsel und
Gretel
Warum lebte die Großmutter
von Rotkäppchen allein im Wald? Warum wurden Hänsel und Gretel in den Wald
geschickt?
Märchen gehören zur
Literatur und spiegeln eine gewisse Zeit in der Geschichte der Menschheit
wieder. Die Kindersterblichkeit war zu jener Zeit sehr hoch, alle schwachen,
kranken oder Leute, die nicht arbeiten konnten wurden damals aus den
Gemeinschaften ausgestoßen, weil es nicht genug Lebensmittel für alle gab.
Natürlich waren damalige Großmütter nicht besser oder schlechter als heute,
aber irgendwie musste man / frau sich seelisch oder gefühlsmäßig schützen und
deshalb stellte man diese alten Leute als böse, hässlich und schädlich für
die Gemeinschaften dar, auf diese Weise fiel es allen leichter, sie
auszuschließen. Und wenn ein Rotkäppchen es wirklich wagte, der Großmutter zu
helfen, wurde sie vom Wolf angegriffen. Die Rettung durch den Jäger stammt
aus einer späteren Zeit. Bei Hänsel und Gretel war die alte Frau noch so
böse, dass sie Lebensmittel und Schätze anhäufte, während das ganze Land
hungerte.
2) Was passiert in China
wirklich und wie geht es nach der Gesundheitskrise weiter? 09.04.2020
Als die Krise anfing,
versuchte das chinesische Regime alles zu vertuschen. Erst, als sich tausende
empörten und verschiedene Städte und Stadtbezirke selbst Straßenbarrikaden
errichteten, um sich zu schützen, war die Regierung gezwungen, Maßnahmen
anzukünden.
Nach einer gewissen Zeit
aber waren die Ersparnisse und Lebensmittelvorräte der Bevölkerung
aufgebraucht und die Bürger begannen, wieder zu arbeiten und einzukaufen. Der
Virus verbreitet sich weiterhin ungestört im ganzen Land.
Für die chinesischen
Behörden ist all das aber kein Problem. Die schwachen, kranken und
arbeitsunfähigen fallen als überflüssiger Ballast der Gesellschaft der
Krankheit zum Opfer, private Firmen, soweit sie vorhanden sind, gehen
bankrott und in den wiedereröffneten, staatlichen Fabriken wurde schnell die
Produktion auf Masken und Schutzkleidung umgestellt, die bereits in die ganze
Welt exportiert werden. Außerdem wird der arbeitende Teil der Gesellschaft
finanziell nicht besonders unterstützt, damit sie sich so früh wie möglich
wieder zu ihren Arbeitsplätzen begeben.
Weiterhin gewinnt das
chinesische Regime Zeit, um die unsichere Situation in Hongkong zu überleben.
Das Orbán Kind, Lech
Kaczyński, Erdoğan, Putin und ähnliche folgen diesem Beispiel und festigen
gleichzeitig durch Ausschaltung des Parlaments, der Gerichte,
Selbstverwaltungen und zivilen Organisationen ihre Macht. Trump beneidet sie.
Zu befürchten ist, dass das
Internet und die noch freien Medien durch außerordentliche Gesetze von diesen
autoritären Regimen reguliert werden.
Weiterhin werden viele
Länder, unter dem Vorwand sich vor Krankheiten und wirtschaftlicher
Abhängigkeit zu schützen, ihre Grenzen schließen, was zwangsläufig zu neuer
Überproduktion führen wird, weil die Produktionsprozesse auf den Welthandel
und nicht auf zu teuren, nationalen Binnenmarkt eingerichtet sind. Das
Resultat ist eine neue Wirtschaftskrise, ähnlich der von 1929.
Die Behauptung, dass diese
Gesundheitskrise eine Veränderung im Denken der Menschheit verursachen wird,
ist eine Verkennung der geschichtlichen Realitäten. Wesentlich größere
Krisen, wie zum Beispiel der erste oder zweite Weltkrieg, die zu unglaublich
weitläufigeren Zerstörungen führten, waren nicht dazu fähig eine grundlegende
Veränderung hervorzurufen. Im Vergleich zu den genannten Beispielen ist die
derzeitige Weltgesundheitskrise nur ein kleiner Schnupfen.
3) Individualität und
Einsamkeit
Mit dem Erwachen des
Bewusstseins kommt die Erkenntnis, dass der Einzelne nur ein Mitglied der
Gruppe aber nicht die Gruppe selbst ist, wie ein Kleinkind, das feststellt,
dass es und die Mutter zwei verschiedene Personen sind. Dies führt
zwangsläufig zu einer Art Abgrenzung. Viele einzelne erleben diese Trennung
als Einsamkeit.
4) Sollten Bürger oder
Einwohner vom Staat in Krisenzeiten unterstützt werden?
Zur Zeiten der Könige und
Gottstaaten bestand die allgemeine Auffassung, dass der Untertan verpflichtet
sei, dem Staatsoberhaupt zu dienen und wenn er dabei ums Leben kam, war das
nur recht so.
Im Laufe der Geschichte kam
aber der Staatsapparat darauf, dass durch Bau von Dämmen, Festungen,
Vorratskammern und ähnlichem nicht nur der Staat geschützt, sondern auch seine
kleinen Arbeiterameisen vor dem Verkümmern bewahrt werden können, damit der
Staat nach Krisen, wie Krieg, Überschwemmung, oder anderen wirtschaftlichen
und natürlichen Katastrophen, seine Funktionsweisen sofort wieder aufnehmen
kann.
Große
Wirtschaftsphilosophen, wie Adam Smith, erkannten zum Beispiel, dass es nicht
genug ist, gute und preisgünstige Produkte herzustellen, sondern auch
kaufkräftige Untertanen im eigenen Land nötig sind, vor allem, weil sich eine
Wirtschaft nicht nur auf Ausfuhr seiner Produkte aufbauen lässt.
Leistungsfähige und
kaufkräftige Untertanen oder Bürger müssen geschult und ein sorgendes und
vorsorgendes Gesundheitssystem eingerichtet werden.
Ein Staat ist wie ein
Organismus, der mit anderen Staaten, also Organismen, konkurrieren muss. Dies
kann er am besten, wenn auch seine Untertanen, also Organe, besser geschult
und gepflegt und dadurch leistungsfähiger sind.
Die Geschichte von den
Griechen, die gegen Perser zu kämpfen hatten, bis zu den heutigen Systemen haben bewiesen, dass ein Staat desto erfolgreicher ist, umso demokratischer er ist,
dass demokratische Systeme lebensfähiger als autoritäre sind.
Der Ausbau der Demokratie
ist ein grundsätzliches Lebensinteresse des Staates.
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Tuesday, 10 March 2020
not connected 257 Kleinere Schriften LI
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Two peoples, the long ear monkeys and the long
tail monkeys.
In the middle a river, between the two tribes
In spring the elephants, in autumn the gorillas
Two females often see each other, when they do
the washing at the river shore
One day, one female fell in and the other rescues
her in a small paddleboat
At the end, there are many mixed marriages and
kids with long ear and long tail or short ear and short tail
And the two females?
They never marry because their kid is the most
beautiful
The peaceful living together of the two tribes
Every day, a magician monkey decides when he
wants it to rain, to sunshine, to storm ……
It’s only his desire which regulates everything.
But all this has a bad impact on the flowers and
animals around him.
Once he gets in love with a beautiful flower.
The flower gets ill and explains the reason of it
to him.
And then he begins to let nature regulate itself
because it’s better for the flower.
It’s raining and you use an umbrella.
The children are sad because they can’t go out
but the teacher explains them the positive side of it.
The sun
The wind / spreading of sperms
People are so afraid of the virus that in the end
they die of fear.
People believe so sincerely in the banana being
sour and the lemon being sweet that at the end, they taste it like that.
In general, people are like chameleons. They try
to adjust to any kind of system they live in.
If you want to be worshipped, you must show that
you are present!
Once upon a time, there was a god / spirit
somewhere flying around in his realm. However, the cosmos was so vast that he
couldn’t be everywhere at the same time. There were some galaxies and planets
inhabited by monkeys, so after some time, he went down onto one planet to see
whether the creatures there were still worshipping him. He appeared in the
incarnation of a simple monkey and knocked on the doors. In poor houses, he
was received best, but in the richly decorated churches, he only was asked to
donate alms. On another planet, they worshipped the sun and the rain, which
were females and were always there to take care of them. Sometimes, the
sunshine or rain were too much but the monkeys on the planet built houses and
irrigation systems for storing water.
Instead of being angry with them, he decided to
convince them with his kindness.
What would the world be like, if god had not been
a male but a female?
Continue with tale 30!
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X
323 tale 39 big and small
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Big and small
It was morning and the small monkey went to drink
to the fountain at the foot of the big mountain. His eyes were still drowsy
when he suddenly saw a big shadow coming up over him. “Hey, you!” he heard a
deep voice. Then he watched upwards and saw the lion, the king of the
grasslands in front of him. “Are you going to the fountain?” the big animal
growled at him. “Yes, my dear king,” answered the small monkey trembling. “I
permit you to drink from it but you must tell me straight away when other
animals want to get water from it because the fountain belongs to me,
otherwise I will devour you,” the lion told him. “Yes, of course! I’m your
humblest servant,” replied the small animal. The lion grinned, he was aware
that everybody feared him. Finally, the big animal disappeared and the monkey
still trembling could continue his way to get some refreshing liquid.
However, he was not lucky that day. Some moments
later, he suddenly saw a big shadow coming up over him again. “Hey, you!” he
heard a deep voice. Then he watched upwards and saw the big gorilla, the lord
of the woods in front of him. “Are you going to the fountain?” the big animal
growled at him. “Yes, my dear lord,” answered the small monkey trembling. “I
permit you to drink from it but you must tell me straight away when other
animals want to get water from it because the fountain belongs to me, otherwise
I will devour you,” the gorilla told him. “Yes, of course! I’m your humblest
servant,” replied the small animal. The gorilla grinned, he was aware that
everybody was afraid of him. Finally, the big animal disappeared and the
monkey still trembling could continue his way to get some water.
What should he do now?
He didn’t even feel thirsty anymore but just sat
down and cried. He did not know which king or lord was stronger and which
side he, the small monkey, should choose but he knew that it was him who would
be devoured first in case of a confrontation between the two big animals.
As he was there broken down and shedding brooks
of tears, a small female monkey came by. When he felt a shadow coming closer,
he curled up and got flat on the ground as if he wanted to disappear under
the ground. “Be a male and get up when you talk to a female!” she shouted at
him, “you, humblest slave of everybody!” Slowly, he sat up normally and
narrated what had just happened to him. “Come with me!” she told him and they
went away together.
Having arrived at a clearing, the female took two
sticks and using the hollow tree trunk as a drum called all her friends
together. Within half an hour the trees around were filled with birds, on the
sides dears, and monkeys were sitting and standing and in the front rows, the
smallest, rabbits, rats and mice. Everybody was talking at the same time and
trying to find out what the reason had been to call in the meeting.
“Dear congress of the small animals!” the small
female said in loud clear voice and all the assemble got silent to listen to
what she had to tell them. “Look at this heap of misery! I found him crying
on the way to the fountain,” she stopped because all the other small animals
were laughing. “He has always been the slave of the powerful.” She wanted to
continue but a loud “Booh!” went through the ranks. “But now he is in big
trouble.” Many of the animals laughed, others looked concern, not because
they would have cared much for the servant monkey, but because they knew that
the danger of one small animal meant danger to other small animals as well.
The female speaker held up her paws and the assemble got silent again. “It’s
not for him I called you here to gather. This humblest slave of the powerful
doesn’t even deserve shading a tear for him. He always licks upwards and
kicks downwards. No, something much more important has occurred.” Now, all
the small animals listened with eyes wide open and raised ears. “The lion on
one hand and the gorilla on the other hand want to take the fountain into
possession and to control who drinks from it.” A loud murmur went through the
rows. “But I have a plan to teach them a lesson.” Cheers of joy came from all
sides and she told everybody what they had to do. At the end of the meeting,
they tied the small monkey up to prevent him from running away and betraying
them.
The fountain came out of a rock and was itself
surrounded by big walls of rocks only open on one side, which was bordered by
big trees with dense foliage. Before dawn, the small animals had collected
stones, nuts and much other material that could be used to be thrown. Then
they took position in the trees and on the rock walls.
When the sun came up the armies of the gorilla
and the lion appeared in front of the fountain. With sparkling eyes, they
stood opposite to each other. Then the fight began. Shouting and groaning
could be heard but nothing could be seen because of the whirled up dust.
After some hours of fierce beating and hitting,
the big animals began to be tired and in the end as the dust had gone down
again, many tired lions and gorillas were laying and sitting on the ground.
Then the small female monkey came out from her
hiding place and stood in front of the bickering parties. “Hey, you, lions
and gorillas!” she shouted and the big animals looked at her in surprise. “Do
you really think that the fountain belongs to you?” she continued. The lion
king prepared to jump at her but instantly, he was covered by stones and nuts
thrown at him from everywhere so that he had to retreat. Then he tried it
again. And again for minutes the air was filled with small flying objects and
birds dropping stones like bombs.
If one hadn’t known the prehistory of the event,
one would have pitied the lions and gorillas with ruffled fur and bumps all
over their bodies. Then the lion king and the gorilla lord stepped forward
with white flags in their paws asking for peace. “We swear we will never
again try to take in possession the fountain. It shall always be there for
everybody.”
Cheers of joy from everywhere, from the trees and
the rock walls now filled the air.
And what about our humblest servant or slave?
There will always be small monkeys trying to gain
advantage over other small animals by serving the powerful. Those servants
and slaves do not deserve to be despised because they cannot even look at
themselves in a mirror.
Continue with tale 40!
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324 tale 40 peace is our child
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Peace is our child
Once upon a long time ago, there was a wonderful
valley. It was surrounded by smaller hills and cut into two parts by a
smaller river. The long ear monkeys lived on the western shore and the long
tail monkeys on the eastern shore. Both monkeys were not very tall but could
ran fast, climb deftly and work persistently and hard. The climate was so
mild and good that they could harvest fruits, vegetables and rice all through
the year. Apparently, it was a quiet and peaceful valley.
However, every spring, the elephants entered the
western shore and encouraged the long ears to attack the long tails. Of
course, the elephants participated in the battles and that way, the long
tails were easily beaten each time, their food storage stolen and their
village plundered. Then, the elephants took their part of the prey and left
the valley crossing the hills to the west.
In autumn, the gorillas entered the eastern shore
and encouraged the long tails to do the same with the long ears. Of course,
the gorillas participated in the battles and that way, the long ears were
easily beaten each time, their food storage stolen and their village
plundered. Then, the gorillas took their part of the prey and left the valley
crossing the hills to the east.
In summer and winter the two peoples often met opposite
each other on the shore to do the washing or other kind of work at the river
and did it very peacefully.
One day, two females were doing the washing at
the shore. They had watched and waved to each other for a long time but never
got in touch because only males participated at the battles and plundering.
Suddenly one slipped and fell into the water. She could not swim very well
and therefore cried for help. The female on the other side quickly jumped into
a small boat, paddled and rescued her. They became very good friends and
often met on one of the islands in the middle of the river. This went on for
some time and they were very sad that they could not meet under normal
circumstances for example on one side of the river or even in their villages.
Therefore, they decided to talk to their elders
and males and convince them to fight the elephants and the gorillas together.
“Once a year in spring, you go over to the other
side and plunder the village, then the elephants take half of the prey and
disappear. Then, the long tails with the help of the gorillas come over here,
plunder our village and take half of the prey and disappear,” she explained
her elders and males. “Where do you know this from, female?” the elders
asked, “do you talk to the members of the other tribe?” “Yes, I do,” she
answered, “and I have a better plan for us instead of always giving the
elephants or the gorillas half of our goods.” The elders looked at her in
puzzlement. “Why don’t we make peace with the long tails, build a bridge over
the river and exchange our goods with them, then we don’t have to share
anything with the elephants?” she put the question. “But how are we going to
get rid of the elephants?” they replied. “If we unite our forces with the
long tales, then we will be strong enough to beat them,” she answered, “and
in autumn when the gorillas come, we will help the long tails to get rid of
them.” The elders told her to go back to her hut so that they could discuss
the case.
The next day, the elders told her to narrate them
everything about the acquaintance she had to the long tales. So, she told
them about her friend.
Of course, the elders needed one more day to
think about the plan and then she got the permission to contact her friend on
the island and to find out whether the long tails agreed to work together.
The same happened on the other side.
The two friends now met on the island very often.
And then, the elders came together on one island.
The summer had just began and the water level of
the river was low, so it was easy to build a bridge. Although the members of
the two people watched each other with suspicion, they worked together to
build a defence line against the gorillas, who would come in autumn.
The line had just been finished in time when the
gorillas arrived. The long ears were called over and together with the long
tails, they beat the gorillas. Of course, it was a hard battle but the big
animals could be defeated.
A big feast was organized and the males of both
peoples sat together till late at night to celebrate their victory and swear
eternal brotherhood.
In spring, the same happened to the surprised
elephants.
After that, there were many mixed marriages and
kids with long ears and long tails or short ears and short tails were born.
And the two females?
They never married because their kid was the most
beautiful: The peaceful living together of the two peoples!
Continue with tale 41!
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257 Kleinere Schriften LI
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Der König träumt
Dort sitzt er auf seinem
Thron. Vor ihn legen die Vertreter der verschiedenen Tierarten ihre Geschenke
nieder, um um seine Gunst zu werben. In einer langen Schlange warten sie auf
ihren Auftritt. Sie alle hatten sich herausgeputzt und geschmückt. Ein süßes
Affenmädchen mit Blumenkranz um die Hüfte bietet ihm eine geöffnete Kokosnuss
zum Trank. Der Elefant bringt die langen Stoßzähne seines Großvaters. Junge
Antilopen hatten auf der Heide einen großen Blumenstrauß gepflückt. Giraffen
tragen Bananen herbei. Die Bienenkönigin lässt sich durch einen Schwarm
vertreten, um ihres gleichen aufzuwarten. Jetzt treten alle zurück, weil der
Löwe als Geschenk ein weiches Fell bringt. Der Adler lässt seine schönste
Feder vor ihm niedersinken. Der Bär hatte in einem Gefäß aus Blättern Honig
gesammelt. Wildschweine opfern ihm die besten Trüffel.
Dann hält er Gericht und
jedes Tier kann seine Klagen vortragen. Die Hyäne hatte ein Stück Fleisch
gestohlen, der Fuchs ein Huhn und die Schlange ein Ei. Die Bienen beschweren
sich über den Honigdiebstahl des Bären, aber werden nicht gehört, weil der
König ja einen Teil der Beute als Tribut bekommen hatte. Das Geschenk des
Löwen auf dem der König sitzt, gehörte einst dem Hasen, deshalb wartet die
Hasensippe mit der Klage, bis der Löwe verschwunden ist. Noch viele kleine
Tiere und Pflanzenfresser kommen, die von ihrem König Unterstützung erwarten würden.
Aber sie werden alle abgewiesen, weil die Geschenke des Königs meistens aus
ihnen oder ihren Produkten bestehen oder die Schenker die Freunde des
Oberhauptes sind. Zudem haben die Kläger auch untereinander zu schlichtende
Streitigkeiten.
Plötzlich lässt sich unter
dem Thron ein großes Rumoren hören, kleine Insekten, Ameisen, Würmer,
Maulwürfe und Hasen hatten ihn untergraben. Der Sitz des Königs beginnt zu
wanken und stürzt letztlich um.
Der Affe war von seinem Baum
gefallen und aufgewacht. Der Traum, König zu sein, ist zu Ende.
Der moderne Physiker in der
Welt des Aristoteles
Er hatte gerade die letzten
Vorträge für das Semester gehalten und bereitete sich auf eine Reise aufs
Land vor. Mit seinen Studenten war er nicht immer zufrieden, weil er das
Gefühl hatte, dass sie nicht verstehen, was er ihnen erklärt. „Wenn man die
Welt um sich herum verstehen will, gibt es keine andere Möglichkeit, als die
Gesetzte der Natur zu erlernen. Diese sind auf grundsätzliche Erkenntnisse
aufgebaut und lassen sich durch die Geschehnisse in der Natur beweisen.“ –
dachte er bei sich.
Er setzte sich in den Zug,
stieg an der kleinsten Haltestelle aus und fühlte sich erst wirklich wohl,
als er auch diese letzten Häuser verlassen hatte. Mit dem Wanderstock
ausgerüstet genoss er die Freiheit der frischen Luft. Da kam ihm aus der
Ferne ein Landwirt auf einer Karre entgegen. Dieser zog ein intelligentes
Gesicht, mit dem Verstand eines Naturburschen, der mit beiden Füßen fest auf
dem Boden stand, der sich seiner Umgebung aufs Genaueste bewusst schien. Als
diese an ihm vorüberfuhr, grüßten sie sich, wobei der Bauer nicht aufpasste
und eines der Räder der Karre auf einen größeren Grenzstein auflief. Das
ganze Gefährt hob sich einseitig, wodurch der Kutscher aus seinem Bock gehoben
wurde und vor den Füßen des Physikers landete. „Kruzitürken!“ – entwich es
ihm. „Ich bin gefallen!“ Der Physiker hatte das Gefühl, dass er den Menschen
über seinen naturwissenschaftlichen Irrtum aufklären müsse und begann: „Nein,
mein Herr! Die Mutter Erde hat sie angezogen.“ – „Was?“ – „Ja, ja, mein Herr!
Wenn es diese Anziehungskraft zwischen ihnen und dem Planeten Erde nicht
gäbe, wären Sie nach oben geflogen.“ Jetzt schaute ihn der Landbewohner ein
bisschen unglaubwürdig an. „Und ihre Mütze“ – dabei hob er diese auf und gab
sie dem Kutscher, „Ihre Mütze berührte den Boden zur gleichen Zeit, wie Sie!“
– „Sag mir mal, du Schlauberger! Hat die Erde auch solche Schmerzen, wie ich,
wenn sie mit mir zusammenstößt?“ Der Wissenschaftler war ein Mensch ohne Humor
und verstand die Frage nicht. Nach dieser Lektion über die geheimnisvollen
Zusammenhänge der Natur und ihren Gesetzen wollte der Bauer wieder auf seinen
Wagen steigen, musste aber feststellen, dass die Achse gebrochen war. „Das
Ding fährt nicht mehr!“ – entfuhr es ihm in seiner Wut. „Das ist nicht ganz
richtig!“ – begann der Gelehrte. – „Der Wagen ist in einer ständigen
Bewegung, nur zur Beschleunigung oder Richtungsänderung ist eine Kraft
nötig.“ Jetzt verlor der Kutscher seine letzte Geduld, spannte das Pferd aus
und setzte sich darauf. „Sagen sie mir doch bitte, wo es hier eine Herberge
zum Mittagessen gibt!“ – „Ein paar Kilometer weiter, im Dorf. Aber wenn du
dich auf den Wagen setzt, fährt er vielleicht von selbst dorthin!“- und mit
einem lauten Lachen ritt er davon.
Wer bin ich eigentlich?
Ich liege hier auf einer
grünen Wiese und sonne mich. Was für ein schöner Frühlingstag! Es ist nur
seltsam, dass es hier keine einzige Blume oder zwitschernde Vögel gibt. Und
vor einer Stunde war es um mich herum auch noch ganz still, aber seit zehn
Minuten wird sogar laut gesungen. Naja, die Jugend von heute! Jetzt fangen
sie auch noch an, um mich herumzurennen und zu pfeifen. Geht doch mal aus der
Sonne! Ich liege doch nicht hier, weil ich Schatten haben will.
Jetzt wieder ein Pfiff und
………. Au! He! Wer hat mich da in den Hintern getreten? Puh! Das war mein Kopf.
Schon wieder ein Fuß. Den muss ich umgehen. Geschafft! Aber ……… , oooh, genau
in den Magen. Uiii, noch einmal! Ich werde gleich kotzen. Huppp, jetzt fliege
ich. Naja, der nimmt mich wenigstens sanft auf, legt mich sorgfältig auf
einen Punkt, dreht mich noch ein bisschen. Der Platz ist ein bisschen uneben,
ich rolle immer in eine Mulde, das scheint, ihm nicht zu gefallen. Dann liege
ich auf einem Grasbüschel. Er geht wieder weg. Ich hoffe, dass ich endlich
meine Ruhe habe. Hier kommt er wieder und mit vollem Tempo. Auf meinem
Hintern werde ich eine Woche nicht sitzen können. Aber ich fliege, wie ein
Vogel, immer höher. Jemand hat mich gefangen. Na, dem habe ich es gezeigt,
weil meine Nase mit voller Kraft seinen Fuß geschlagen hat. Von hier oben
sieht die Welt ganz anders aus. Und wieder zwei Füße. Haha, nicht getroffen!
Was für Anfänger! Aber oooh! Das war hart. He! Warum fangen die mich mit
einem Netz? Ich bin doch kein Fisch. Was jubeln die den alle? Jetzt werde ich
wieder irgendwohin getragen. Ein Pfiff, und mein Hintern bekommt einen
erneuten Tritt. Ich kann nicht einmal entkommen, weil zu viele Füße mir
nachjagen. Es ist ganz egal, ob ich versuche, schnell oder langsam zu
flüchten, immer trifft mich einer. Wie lange wird das noch dauern. Und schon
wieder ein Netz. Man könnte ja meinen, dass die Fußball spielen und gerade
ein Tor geschossen haben. Was für ein Theater!
Nur ein Märchen?
Er saß an seinem gewohnten
Platz hinter einem Baum und wartete. Irgendwann müsste sie kommen!
Viel behaarter war er, als
andere. Nicht nur seine Brust, sein Rücken, sondern auch seine Hände und ein
großer Teil des Gesichts waren so mit Haaren bedeckt, dass seine Haut kaum
sichtbar unter der dichten Haarschicht verschwand. Deshalb nannte man ihn nur
den „Wolf“. Seines Aussehens wegen war er schon in der Schule ausgeschieden
worden. Und weil keiner neben ihm sitzen wollte, hatte er sich in die
Literatur vertieft. Anonym schrieb er an verschiedenste Zeitungen, um seine
Gedichte, Geschichten und andere Texte zu veröffentlichen. Aber niemand, der
sie las, wusste eigentlich, wie er aussah.
Er liebte den Wald,
studierte, las und schrieb hier. Manchmal setzte sich ein kleines Vöglein auf
seinen Fuß oder ein Reh kam, um aus der kleinen Quelle zu trinken, in dessen
unmittelbaren Nähe er zu sitzen pflegte. Sonst war er Nachtwächter auf einem
Fabrikgelände. Vielleicht hatte man gedacht, dass er alle abschrecken würde,
die versuchten, einzubrechen.
Schon Jahre lang hatte er in
dieser idyllischen aber einsamen Stelle gesessen, gelesen und geschrieben,
als sie einmal an die Quelle gekommen war, um zu trinken, wie ein Reh. Zuerst
hatten sie sich gar nicht bemerkt, er, weil er gedankenversunken schrieb und
sie, weil sie des kühlen Nasses
bedurfte. So tief erlebte er seine eigene Geschichte, dass er erst
aufschaute, als sich ein Schrei hören ließ. Sie wollte fortlaufen, als sie
ihn erblickte, aber da er sich nicht rührte, anscheinend kein Interesse an
ihr nahm und einfach weiterschrieb, blieb sie unentschlossen stehen. Er sah
furchterregend aus, doch seine Augen strahlten warm. Sie fühlte, dass die
versteckte Quelle mitten im Wald sein Platz war, er schon vor ihr dagewesen
war, und nicht er sie, sondern sie seine Ruhe gestört hatte. Sie räusperte
sich ein bisschen, als wollte sie um Erlaubnis bitten, vorsprechen zu dürfen.
Endlich sah er wie in Gedanken verloren auf. Sie fasste allen Mut zusammen
und fragte: „Kann ich bleiben?“ Er blickte sie an, sie war schön, sehr schön
und ihre Augen waren warm. In der Regel hatte er keinen Kontakt zu Frauen,
weil sie vor ihm Angst hatten. Er gab ihr zu verstehen, dass sie sich nähern
könne.
Langsam, Schritt für Schritt
legte sie die Entfernung zwischen ihm und sich selbst zurück. Neben ihm war
auf dem Baumstamm noch ein bisschen Platz und jetzt sah sie und las, was er
schrieb. Es ging um ein Mädchen, das im Wald an einer Quelle einen
wolfsähnlich behaarten Mann traf. Die ganze Sache wurde ihr immer geheimnisvoller.
Als er dann einmal aufsah, um nachzudenken, sprach sie ihn an und er
erzählte, was er schrieb oder schon verfasst hatte. Mit großen Augen folgte
sie seinen Worten. Lange hatte er gesprochen und es war dunkel geworden. Er
musste zu Arbeit gehen. Er stand auf. Die ganze Zeit hatte sie nichts gesagt,
nur zugehört, jetzt fragte sie, ob er öfter hier sei. Er entgegnete mit einem
Nicken und jeden Tag.
Drei Wochen war sie seither
gekommen, einmal hatte sie sogar auf ihn gewartet. Nun legte sie ihre Hand
auf seinen Unterarm.
Das war am Vortag passiert
und jetzt wartete er, aber sie kam nicht mehr. Vielleicht war sie einem
anderen Wolf zum Opfer gefallen.
3 kleine Bagger
Wer kann sich nicht daran
erinnern, in seiner Kindheit in einem Sandkasten gespielt zu haben, oder wer
größeres Glück hatte, am Meer aufgewachsen zu sein, und dort eine Sandburg
gebaut zu haben. Auch heute bringen Eltern ihre Kinder auf den Spielplatz. Mit
tausend verschiedenen Sandspielzeugen kommen sie aus allen Richtungen und
bevölkern diesen Ort, der die Fantasie des Kindes anregen, oder nur die
Eltern für eine kurze Zeit von ihren Quälgeistern entlasten soll. Während
übermüdete und teilweise gelangweilte Eltern auf Bänken sitzen und ein
bisschen dösen, das können sie tun, weil die meisten Spielplätze eingezäunt
sind, damit ihre Sprösslinge nicht entflüchten, unterhalten sich andere über
neuerlernte Fähigkeiten ihrer Schützlinge, den Kosmetiker, die Nachbarn oder
den Haushalt. In zivilisierteren Teilen der Welt versuchen sich Eltern im
Training ihrer Sprachkenntnisse, wenn sie auf offensichtlich aus dem Ausland
kommende Erwachsene mit Kindern treffen. Wie groß ist dann oft die
Enttäuschung, wenn festgestellt werden muss, dass der Fremde der Sprache
seines Gastlandes sehr gut mächtig ist, oder vielleicht als kohlschwarzer
Afrikaner sich in der schrecklichsten Mundart zu verständigen weiß.
Diese Gespräche werden im
idealsten Fall nur durch das Geschrei der eigentlichen Helden unserer
Geschichte gestört, wenn ein größeres sich das Spielzeug eines kleineren
aneignet, oder dessen fast fertiges Meisterwerk aus Sand mit seinen Füssen
zertritt, um nach Recht des Stärkeren seinem eigenen formlosen Haufen Platz
zu verschaffen. Hierbei kommen dann oft auch die sogenannten Erwachsenen ins
Streiten, und die ganze Sache wird auf diese Weise vor eine höhere Instanz
gebracht.
Dass der Sandkasten auch die
Gemüter älterer Spielgenossen zum Kochen bringen kann, soll unser nächstes
Beispiel verdeutlichen. Es handelt sich um ein größeres Baugrundstück, auf
dem verschiedene Maschinen herumstehen. Ein Teil dieser ist mit verschiedenen
Arbeiten beschäftigt, ein anderer steht tatenlos da und beaufsichtigt das
Treiben der anderen. Plötzlich kommt Bewegung ins Spiel, weil wie aus dem
Nichts am Rande des Bauplatzes ein mit neuem Sand beladener Lastwagen
aufgetaucht ist. Drei Leute springen in drei kleine Bagger und folgen dem
Ankömmling auf dem nicht sehr großen Baugelände. Als dieser nach zwei Runden
endlich seine Abladedestination gefunden zu haben scheint und rückwärts
fährt, läuft er auf einen der kleinen ihm folgenden Bagger auf, wobei die
kleine Arbeitsmaschine gebrauchsunfähig wird. Schließlich wird der wenige
Sand, für den ein dreimal kleinerer Laster genug gewesen wäre, in Haufenform
abgeladen. Die Motoren der beiden noch intakten Kleinbagger brummen auf, wie
beim Start eines Formel 1-Rennens. Von zwei Seiten wird jetzt das Häufchen in
Angriff genommen, um sich die größtmögliche Menge des auf dem Bauplatz raren
Materials zu sichern, wobei die Zähne der Baggerschaufeln knirschend
ineinander fahren und miteinander fechten, als wären es Schwerter. Grimmig
sehen sich die Fahrer in die Augen. Andere Arbeiter des Bauplatzes lassen
ihre Tätigkeit ruhen, um dem Schauspiel beizuwohnen. Einige schließen sogar
Wetten ab, wer wohl den Kampf dieser Minigiganten entscheiden würde. Nachdem
es einem gelungen ist, den meisten Sand zu erobern, legt der andere den
Rückwärtsgang ein, fährt auf die Seite und rammt den einen von dort. Der
Fahrer des gerammten Fahrzeuges fällt aus seiner Kabine, aber die Schaufel
mit dem teuren Sand bleibt wie eine Trophäe in der Höhe stehen, unerreichbar
für die, die bisher gespannt, neidisch zugeschaut haben und das Material
eigentlich für ihr Arbeit brauchen würden.
Allein
Er wusste nicht, ob er erst
ein paar Stunden, einen Tag oder schon zwei Tage hier lag, weil er ganz
erschöpft zusammengebrochen war. Eigentlich ein traumhafter Platz mit
Sandstrand, Sonne und Palmen. Kokosnüsse hingen von ihnen herab, aber ein
bisschen hoch, wenn man keine Leiter hatte. Er dachte nach, er musste Wasser
finden, weil er durstig, Essen, weil er hungrig war und dann herausfinden, wo
er eigentlich war.
Er ging ein Stück am Strand
entlang und erblickte etwas wie einen kleinen Einschnitt im dichten Gestrüpp.
Er näherte sich, schaute hinein, es war ein kleiner Bach mit geschmacklosem
Wasser. Aber es war nicht salzig, also trinkbar. Lange sitzend, die Hand
immer wieder zum Mund führend, löschte sich langsam sein schier unendlicher
Durst. Das schwere Nass lag ihm im Magen und machte ihn müde, er schlief ein.
Als er wieder aufwachte,
erblickte er Mond und Sterne am Himmel und es war ruhig. Nichts regte sich,
aber die Stille tat ihm gut. Der Sturm, bei dem er hierhergekommen war
steckte ihm noch immer in den Knochen. Seine Haut juckte, deshalb wusch er
das Salz von seiner Haut.
Ein Stück des Weges zwischen
Meer und Dickicht lag eine umgeknickte Bananenpalme. Diese war dem Sturm zum
Opfer gefallen, aber die Frucht zwang sein Verdauungssystem, die Arbeit
wieder aufzunehmen. Nach ein paar Stunden Wanderung wurde der Küstenstreifen
felsig und die Brandung heftiger. Ein Kundiger hätte gewusst, dass hier die
anbrausende Meeresströmung die Sandablagerung verhinderte. Lange ging es über
Klippen und Felsen, bevor es wieder sandig wurde.
Er hatte wieder Hunger und
Durst, stillte diese mit Vogeleiern, heruntergefallenen Früchten und
Kokosnüssen, Käfern, Muscheln, mit der Hand gefangenen, rohen Fischen,
Krebsen und kleinen Schildkröten.
Nach drei Tagen fand er
Fußspuren und ein paar Stunden später einen kleinen Bach. Jetzt war es
sicher, es war eine Insel und er war einmal herumgelaufen. Nach ein paar
Tagen begab er sich in das Innere des Eilandes, kannte bald jeden Baum,
Strauch und Vogel, wusste, wo sie brüteten und nahm immer nur ein Ei, damit
sie das Nest nicht verließen.
Schon lange hatte er nichts
mehr gesprochen. Jetzt probierte er seine Stimme aus. Die Worte kamen ihm
nicht leicht über die Lippen, dann sang er Lieder aus seiner Erinnerung. Es
klang ziemlich falsch. Er versuchte es immer wieder, wollte wenigstens sich
selbst hören, wenn er schon mit niemandem sprechen konnte. Manchmal war es
bereits einfacher den Lockruf verschiedener Vögel nachzuahmen.
Er bemerkte es eigentlich
nicht, aber er sprach immer seltener laut mit sich selbst. Auch seine
Gedanken veränderten sich von Tag zu Tag und beschränkten sich bald nur noch
auf: kalt – warm, Tag – Nacht, Hunger – Durst, nur noch wenig mit Schiff –
wegkommen von hier – Rettung.
Eines Tages dann, er saß
gerade auf einem der Korallenriffe, um mit seinem selbstgemachten Speer
Fische zu fangen, sah er am Horizont ein Segelschiff. Zuerst erschien um
seinen Mund ein Lächeln. Aber er konnte sich nicht mehr erinnern, warum dies
Grund zur Freude hätte sein sollen. Es war ihm von irgendwoher noch bekannt,
doch wusste er nicht es mit irgendetwas zu verbinden. Er fletschte die Zähne,
wie bei einer Bedrohung. Dann schwamm er auf die Insel zurück, um sich zu
verstecken.
Der Kuss
Die ganze Woche hatte sie im
Büro gearbeitet. Sogar am Samstag hatte sie sich mit dem neuen Projekt
beschäftigen müssen. Und da hatte sie geschworen, bei diesem schönen,
frühsommerlichen Wetter am Sonntag ein erholendes Sonnenbad zu nehmen. Sie
war so übermüdet, dass sie nicht einmal mehr normal hatte schlafen können und
wachte schon um 5 Uhr auf.
Wozu hat man denn ein Auto?
Natürlich, um dorthin zu fahren, wo es wenige Leute gibt. Zweite
Autobahnabfahrt, auf der Landstraße durch ein Dorf, dann auf einem Feldweg
durch einen kleinen Wald und wie ein Wunder lag plötzlich vor ihr eine kleine
Lichtung.
Die Wiese war zwar kein
englischer Rasen, wie im Freibad, aber sah so aus, als würde sich selten
jemand hierher verirren. Sie stellte ihr Auto im Schatten ab, lief ungefähr
fünfzig Meter durch kniehohes Gras und breitete zwischen zwei dichteren
Sträuchern ihre große Decke aus. Zu jeder Seite in fünfzig Metern vom Wald
umgeben, ein paar summende Bienen, ein ganz leichter Frühlingshauch, so ließ
sie sich nieder und zog ihre Kleider aus. Sie cremte ihren ganzen Körper mit
einem gutriechenden Sonnenöl ein und musste bald vor Wohlgefühl die Augen
schließen. Noch ein paar Mal wachte sie auf, bevor sie in einen tiefen Schlaf
fiel.
Das eine Mal war ein kleines
Eichhörnchen über ihre Decke gelaufen und hatte mit seinem wuscheligen
Schwanz über ihre Unterschenkel gestrichen. Das nächste Mal hatten kleine
Vögel ihr Studentenfutter entdeckt und dann war ein Schmetterling genau auf
ihrer Brustwarze gelandet. Sie musste lächeln, wahrscheinlich hatte er es für
eine Blumenknospe gehalten.
Das sollte sie nun in ihrem
Traum inspirieren. Ein gutaussehender Mann sprach sie sehr höflich an, ein
richtiger Gentleman. Sie unterhielten sich viel, er war wirklich charmant.
Langsam kamen sie sich näher, immer häufiger wurden die kleinen Berührungen
und plötzlich lag sie in seinen Armen. Zärtlich streichelte er ihr Gesicht,
schmiegte seine Backe mit weichem 5 Tage Bart an ihre und küsste sie.
Dieser Kontakt mit seinen
Lippen war so feucht, dass sie sein Gesicht ein bisschen wegstoßen wollte.
Als sie dies versuchte, ließ sich ein lautes „Määääh“ hören und sie wachte
auf. Was sie über sich sah, war ein kleines Lämmchen, das die Überreste des
Salzes der Salzstangen von ihrem Mund abgeschleckt hatte.
Der Tapfere
Stolz läuft der kleine
Strohhaardackel neben dem Kinderwagen. Endlich hat er seinen Platz wieder
gefunden. Nachdem das Kind geboren war, fühlte er sich nämlich einfach
vernachlässigt, hatte sogar ein paar Kilo zugelegt, weil man ihn für sein
Geschäftchen nur noch kurz vor die Tür führte.
Früher hatte ihn seine
Herrin sehr oft und lange ausgeführt, mit ihm gespielt. Wenn sie sich einsam
fühlte oder traurig war, nahm sie ihn wie einen Teddy-Bär mit ins Bett. Dann
kam ein junger Mann, eigentlich ganz sympathisch, aber nur auf den ersten
Blick. Zuerst hatte auch er mit ihm gespielt, ihm immer einen feinen Brocken
mitgebracht. Aber als er dann eingezogen war, änderte sich alles. Die Rolle
des Teddy-Bärs übernahm von nun an der Jüngling. Man ging natürlich noch viel
spazieren, besonders am Abend, „wie romantisch“, doch spielte mit ihm keiner
mehr, und den Platz auf dem Sofa vor dem Fernsehen musste er abgeben.
Am schlimmsten war es dann
die letzten Wochen vor und die ersten Wochen nach der Geburt des neuen
Familienmitgliedes. Für ihn, den Hund, war dieses nur ein Eindringling, kein
Hund beschäftigte sich mit dem Hund. Nur der Großvater der Familie war eine
Ausnahme, während die ganze Bagage um die Kinderkrippe versammelt war und
unverständliche Laute von sich gab, saß der alte Herr in einer Ecke und
streichelte den Hund. Wie bei einem geheimen Bündnis saßen sie nebeneinander,
schienen, sich zu verstehen. Aber bei dem Vorschlag, der Großvater solle doch
den Hund mitnehmen, weil sie so gut zusammenpassten, blieb ihm kurz das Herz
stehen.
Nach drei Monaten
Durststrecke ging es wieder hinaus, es war gerade Frühling geworden. Und er,
der Hund der Familie, hatte die Aufgabe des Wächters bekommen, die Welt
schien wieder in Ordnung. Eine wirkliche Aufgabe für einen ganzen Hund. Im
Park trabte der Ausgezeichnete mit erhobenem Haupt neben dem Kinderwagen, als
plötzlich ein großer Hund an der Leine um die Heckenecke seine Nase erblicken
ließ. Ein kurzes Knurren, gleich darauf riesiges Gebell des Kleinen, der
Große ließ sich natürlich nicht zweimal bitten, stürzte auf ihn los, das
Herrchen viel beinahe auf die Nase, konnte aber den Großen noch kurz vor dem
Zusammenstoß mit dem Kleinen zurückhalten, was für ein Glück für den Kleinen.
Lautes Gebrüll des Mannes, um den seinen zu zügeln, noch schrilleres Geschrei
der Frau: „Halten sie doch ihren Hund zurück!“ Dabei war auch das bisher
friedlich schlafende Baby aufgewacht und schrie nun aus vollem Hals.
Der ganze Park schaute in
die Richtung, aus der der Krawall kam. Alle bewunderten den tapferen, kleinen
Hund, dessen Stimme alle übertönte.
Der schreckliche Gegner
Schnell ging er nun um die
Ecke. Sicher! Oder? Er hörte noch immer die Schritte, die ihm gefolgt waren.
Eigentlich nicht erst in den letzten Minuten. Schon seit Wochen und Monaten.
Deshalb hatte er wieder
begonnen, verschiedene Kampfsportclubs zu besuchen. Aber dadurch war sein
Gefühl nur verstärkt worden.
Er spitzte die Ohren, alles
war still, er ging weiter. Wieder hörte er die Schritte. Männerschritte. Er
würde ihn jetzt stellen, dazu zwingen, zu sagen, was das alles sollte, am
Ende Kampf. Er versteckte sich hinter einem Mauervorsprung und wartete. Die
Sekunden erschienen ihm wie Minuten, Stunden.
Jetzt sprang er hervor, vor
ihm war der Gegner. Beide schienen sie zum Kampf bereit. Der andere machte
einen schnellen Schritt nach vorne links, aber unser Held reagierte im
gleichen Moment. Wie bei einem Schachspiel, die bessere Position, bringt
entscheidende Vorteile. Das Gewicht genau über dem Körperschwerpunkt bei
geraden Schlägen, beim Nahkampf lieber auf dem ersten Fuß.
Sein Gegner war größer als er,
hatte längere Arme, deshalb musste er versuchen, näher an ihn heranzukommen.
Beide reagierten auf das kleinste Zucken des Oberkörpers, der Schultern. Die
Augen waren starr, das Gesicht ausdruckslos, nur absolute Konzentration. Wer
würde wann und wie angreifen? Jeder Muskelfieber gespannt, sich umdrehen und
weglaufen waren jetzt für keinen mehr möglich.
Er wusste, dass er mit einem
schnellen Duck an ihn herankommen konnte, wenn der andere schlug. War es nur
ein Täuschungsmanöver, und würde er sich ducken, hätte der andere die
Möglichkeit einen entscheidenden Tritt mit dem Fuß einzubringen.
Und dann ging es
blitzschnell, der andere war anscheinend ein Anfänger, ohne Vorarbeit mit der
linken Vorhand, seine rechte Schulter zuckte, das hätte ein riesiger Schlag
werden sollen. Er lehnte sich leicht nach vorn, dem Schlag entgegen, legte
den Kopf zehn Zentimeter nach links, hob kurz den linken Fuß, nur fünf
Zentimeter und kam so dem anderen fast vierzig Zentimeter näher. Das genügte,
um zuerst einen Linkshacken in die unterste Rippe anzubringen, worauf der
andere vor Schmerz die Arme ein bisschen senkte und sein Gesicht ganz offen
lag.
Beim Linkshacken war
natürlich diese Schulter ein bisschen nach vorne und die andere nach hinten
gewandert, so dass er in einem sechzig Grad Winkel zum Gegner stand. Wie ein
Schmiedehammer schnellte nun seine rechte Faust in Richtung des freiliegenden
Gesichts des anderen. Alles lief so rasch ab, dass seine eigenen Augen nicht
fähig waren, dem Geschehen zu folgen. Er war schneller als sein eigener
Schatten gewesen. Wie beim Training! Jede einzelne Bewegung war in ihm drin,
er hatte nicht einmal darüber nachdenken müssen.
Klirr! Der Spiegel ihm
gegenüber zersplitterte in tausend Teile. Ein Glücksgefühl erfüllte ihn. Er
hatte sich selbst besiegt!
Woher kommst du?
Dieses verdammte Dorf am
Ende der Welt, diese armen, betrunkenen Bauern und Zigeuner. Warum hatte sie
sich bereit erklärt, hierher zu kommen? Es war die Bitte ihres Professors
gewesen. Nur mit Unwillen hatte sie ihre Zustimmung gegeben. Aber sie hasste
es, jeden Tag, jede Unterrichtsstunde. Es gab hier, hinter dem Mond nicht
einmal ein Buchgeschäft. Der Pfarrer predigte am Sonntag nur Blödsinn und
machte danach ihr, der Dorflehrerin, den Hof. Es gab hier kein Leben, es war
das tiefste Mittelalter. Aber sie hielt durch, nicht weil sie es wollte,
sondern weil sie es ihren Vorbildern, ihren Lehrern und Unterstützern
versprochen hatte, in der Hoffnung, dass auch sie irgendwann an der
Universität lehren würde. Jetzt war sie dreißig und schon ließen sich die
ersten Falten in ihrem Gesicht sehen.
Und schon wieder hatte einer
dieser Schüler etwas gemacht, was die Lehrerin ganz aus der Fassung brachte.
Sie schrie und befahl dem Kind zum Pult zu kommen, um es furchtbar zu
bestrafen. Langsam und zitternd kam es nach vorn. In der ganzen Klasse war es
totenstill. Alle warteten auf den nahenden Weltuntergang, weil sie sahen, wie
es in der Lehrerin stürmte. Als das kleine vor ihr eintraf, legte es
schützend die kleinen Hände vors Gesicht. Die Sekunden wurden lang,
irgendetwas Unerwartetes geschah. Die Lehrerin setzte sich hin und sah mit
leeren Augen in die Ecke. Was ihr jetzt durch den Kopf ging, konnte niemand
ahnen. Sie sah sich selbst.
Als kleines Mädchen mit
kleinen Händen zum Schutz vor dem Gesicht und am ganzen Körper zitternd, weil
sie vor dem Lehrer Angst hatte. Aber er bestrafte sie nicht, sondern sah sie
an und sagte zu ihr, dass sie am Nachmittag zu ihm kommen solle. Beim ersten
Treffen war es ihr ziemlich bange. Während die anderen draußen im Hof
spielten, musste sie hier mit dem Lehrer lernen. Es schien ihr wie eine
Strafe. Langsam verstand sie den Lehrstoff, wurde nach zwei Jahren die Beste
in der Klasse, ging dann aufs Gymnasium und in eine Klasse zu einem Lehrer,
zu dem ihr erster Klassenlehrer sie geschickt hatte. Dieser lernte mit ihr
weiter, dann an die Universität, wieder zu einem Professor, zu dem der zweite
Klassenlehrer im Gymnasium sie geschickt hatte. Und dann wurde auch sie
Lehrerin.
Aber bis heute, bis zu
diesem Augenblick hatte sie nicht verstanden, warum diese Lehrer das mit ihr
gemacht hatten, warum sie ihre Zeit für sie geopfert hatten, was sie von ihr
erwarteten. Es war ihr ein Rätsel, warum sie gerade von ihren Unterstützern
gebeten worden war, ihre Zeit hinter dem Mond zu verbringen. War sie nicht
gut genug, unter Akademikern an der Universität zu unterrichten und
großartige Dinge zu vollbringen?
Dies alles ging ihr jetzt
durch den Kopf, als das ängstliche Kind vor ihr stand. Genauso eines war sie
selbst gewesen. Auch sie hatte eine Starthilfe gebraucht. Oder vielleicht war
es die Geschichte ihrer Mutter, Großmutter oder Urgroßmutter. Irgendeiner
hatte damit angefangen und die Zukunft für die nächste Generation geschaffen.
Es hörte sich an, wie ein schlechter Roman aus kommunistischen Glanzzeiten.
Dabei war es nur Menschlichkeit. In der Bibel könnte auch nichts Besseres
stehen. Jetzt war es ihr klar.
Sonntag
Schon seit Tagen hatte er
sich darauf vorbereitet. Nein, eigentlich schon seit Monaten. Oder noch
besser, seit Jahren. Dieser große Tag, an dem er seinen Eintritt in die große
Welt und höhere Gesellschaft machen würde.
Bereits mit 7 Jahren, wenn
seine Mutter ihn mit dem Müllsack zur Mülltonne schickte, zog er seine besten
Schuhe und Hose mit Hemd an, kämmte sich die Haare vor dem Spiegel und
versteckte den Sack in seiner Schultasche, damit die Nachbarn es nicht
bemerkten.
Deshalb nannten ihn seine
Familienmitglieder nur das Sonntagskind. Dieser Spitzname wurde später in
Herr Sonntag umgeändert, weil er sich darüber beschwerte, dass man ihn noch
immer Kind schimpfte.
Seine Schulfreunde lud er
nie zu sich nach Hause ein, weil er sein Zimmer mit seinen Brüdern und
Schwestern teilen musste, eigentlich nur ein Bett und einen halben Schrank
besaß. Aber da war Ordnung, jedes Kleidungsstück, sogar die Socken und
Unterhosen gebügelt und sorgfältig zusammengelegt.
Wenn es in der Schule eine
Veranstaltung gab, erwähnte er es zu Hause aus Angst nicht, um zu verhindern,
dass jemand aus seiner Familie dort erschien und dadurch jemand im
Bildungszentrum erfuhr, woher er wirklich kam, oder wie er tatsächlich lebte.
Ja, er schämte sich seiner Herkunft.
Von seinem Onkel, der wegen
Betrug und Hinterziehung im Gefängnis gewesen war, lernte er Tricks, wie man
Leuten glauben macht, dass man jemand anders war, oder jemand anders sei,
oder wie man in ihnen Vertrauen erweckt.
Ein Lehrer in der Schule
zeigte ihm die Bibliothek und eine Reihe von Büchern, die man unbedingt lesen
sollte. Er betrachtete mit großen Augen die langen Regale, schätzte, dass
dies ein jahrelanges Studium in Anspruch nehmen würde, und beschloss lieber
anderen Leuten zuzuhören, die dies alles für ihn gedanklich zusammenfassen
würden. Sein Glück bestand dann im Allgemeinen darin, dass die meisten, mit
denen er in Kontakt trat, noch weniger als er gelesen hatten und deshalb
nicht kontrollieren konnten, ob es wirklich stimmte, was er von sich gab.
Schnell lernte er, dass es
nützlich war, sich den mächtigen zu nähern, weil da früher oder später immer
ein paar Krümel abfielen. Aber wo fand man diese reichen, einflussreichen
Leute? Natürlich in der Kirche, wo der Pfarrer auch sofort Ratschläge gab,
welche politische Partei zu wählen sei. Mit Kokarde am Anzug spielt er einmal
die Woche den Andächtigen.
Mit fortschreitendem Alter
wurde in ihm auch der Wunsch wach, das Gefühl eines Mannes zu erproben. Er
war aber so geizig Geld und Zeit in eine Bekanntschaft mit einer Frau zu
investieren, dass sich keine finden ließ. Bei den Mädchen seines eigenen
Standes hätte er wahrscheinlich besser Aussichten gehabt, wenn er nicht auf
sie herabgeschaut hätte. Deshalb fand er sich, je nach dem, was sein
Geldbeutel erlaubte, inkognito im Freudenhaus ein.
Und heute an diesem großen
Tag sollte er endlich ans Licht der Öffentlichkeit treten. Man hatte ihn
gebeten, bei der Eröffnung des neuen Stadions im Vorgarten des Führers, die
Schere zu halten, mit der das Oberhaupt das Band zum Eingang zerschnitt.
Die neue Bekanntschaft
Eine halbe Stunde vor der
Abfahrt stand der Zug schon auf dem Gleis. Er suchte sich einen Wagon ganz
hinten aus, weil er die Erfahrung gemacht hatte, dass dort weniger Leute
einsteigen. Im Zug war noch niemand, also ließ er sich in einem Abteil
nieder. Das neue Buch in seiner Tasche wartete darauf, gelesen zu werden. Er
packte Kaffee, Kekse und Zigaretten aus, schaltete das Licht ein und machte
es sich gemütlich. Was für eine Ruhe! Ein drittel des Buches könnte beendet
werden.
Der Zug fuhr schon eine
Stunde. Er kam mit seinem Buch gut voran, vor allem, weil sich niemand in
seinem Abteil eingefunden hatte, selbst den Schaffner hatte er nicht bemerkt,
als dieser an seiner Tür vorbeiging. Der Beamte kannte ihn schon seit Jahren
und wollte ihn nicht beim Lesen stören. Plötzlich öffnete sich seine Tür, er
sah auf, das Buch hatte sowieso nicht gehalten, was es versprochen hatte, er
hätte noch ein anderes mitnehmen sollen. Er schaute in ein gelangweiltes,
aber nicht unschönes Gesicht. Sie ließ sich ihm gegenüber nieder, er machte
ihr auf der Ablage Platz, wofür sie sich mit einem dürftigen Kopfnicken
bedankte und eine Akte aus der Tasche zog.
Es mussten Verträge sein,
sie korrigierte hier und da einige Sätze. Der Stoß auf ihrem Schoß war dick,
sie vertiefte sich in ihre Arbeit. Sein Buch war so langweilig, wie ihr
Gesicht gelangweilt. Wenn der Zug neben einem Wald vorbeifuhr, der einen
dunklen Hintergrund bildete, entstand im Fenster ein Spiegel. Er konnte sie
sehen, ohne sie direkt anschauen zu müssen. In diesem undeutlichen
Spiegelbild erschien sie geheimnisvoll. Warum hatte sie sich gerade in sein
Abteil gesetzt?
Ihr Stift fiel auf den Boden
und schnell bückte er sich, um ihn aufzuheben. Als er ihn ihr in die Hand
legte, schaute er in ihr trauriges Gesicht. Die ersten Worte lagen ihm auf
der Zunge: „Mein Name ist Peter.“ „Laura!“ – antwortete sie. „Sind die
Dokumente so langweilig, wie mein Buch, weil ich schon eine ganze Weile aus
dem Fenster schaue?“ „Wir sind Meister auf dem Gebiet, die Zeit
totzuschlagen!“ „Ich lese eigentlich sehr gern, aber dieses Buch ist nicht
gerade das, was ich mir unter seinem Titel und dem Autor vorgestellt hätte.“
„Meine Arbeit füllt einen großen Teil meiner Zeit aus, und dabei bin ich mir
nicht immer sicher, ob ich das auch wirklich will.“ Ein Wort gab das andere,
ein Gedanke reihte sich an den anderen.
„Arbeitest du viel?“ „Wenn
man Karriere machen will, bleibt einem nichts anderes übrig. Und was machst
du, wenn du Zeit hast, Bücher nach deinem Geschmack zu lesen, oder dich auf
die faule Haut zu legen?“ „Ich bin Schriftsteller.“ „Hm! Ein richtiger
Schriftsteller? Was ist bisher von dir erschienen?“ „Ich veröffentliche nicht
über Verlage. Auf meinem Blog kann man alles lesen.“ „Aber dadurch verdienst
du doch kein Geld, nicht wahr?“ „Solange man unbekannt ist, verdient man auch
nichts. Im Allgemeinen verkauft man das Autorenrecht an einen Verlag. Wenn
man Glück hat, und noch einen zweiten Kassenschlager schreibt, bekommt man
ein wenig mehr. Aber grundsätzlich wird vorgeschrieben, was der Autor
komponieren soll. Die Werbung ist sozusagen das Wichtigste! Ein Beispiel aus
der Musik: Kennst du Frank Zappa?“ „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich
seinen Namen nicht schon einmal gehört habe.“ „Er war einer der größten
Musiker des zwanzigsten Jahrhunderts, aber da er zu aufwieglerisch war,
versuchte man ihn Mundtot zu machen. Danach gründete er seine eigene
Plattenfirma. Leider fehlte ihm natürlich das Verteilernetz. Er hatte keine
eigenen Plattengeschäfte oder Zeitungen und Werbefirmen, deshalb ist er
eigentlich fast nur unter Liebhabern bekannt.“ „Du möchtest also damit sagen,
dass wir auch bei Büchern an der Nase herumgeführt werden und nicht lesen,
was wirklich gut ist?“ „Sehr richtig! Trends und Mode werden mehr oder
weniger gemacht. Wir sind nur die dummen Verbraucher, die kaufen, was es auf
dem Markt gibt. Meist wird irgendetwas hervorgehoben, was dann überall
erscheint. Nur sehr selten gelingt es einem wirklichen Talent die
Aufmerksamkeit der Firmen- und Medien-Magnate auf sich zu lenken.“ „Also,
diese Leute entscheiden deiner Meinung nach, was Qualität darstellen soll.“
„Aber natürlich ist für Anleger und Investoren nur wichtig, wieviel Profit
sie daraus ziehen können. Das größte Problem besteht in gewisser Weise darin,
dass ein Verbraucher nicht auf allen Gebieten Fachmann sein kann, und deshalb
oft nur Gutklingendes oder Gutaussehendes kauft. Du beschäftigst dich mit
Verträgen und Recht. Wenn ich jetzt einen Vertrag unterschreibe, habe ich
wahrscheinlich das gleiche Problem, wie ein Nicht-Schriftsteller mit
Literatur.“
Der Zug hielt, seine
Haltestelle. Er stand auf, legte seine Visitenkarte mit der Blogadresse neben
sie auf den Sitz und ging hinaus. Sie lächelte dankbar, als wollte sie sagen:
„Wie gut, dass du mich nicht angesprochen hast, weil ich so meine Arbeit
beenden konnte, die ich für die Besprechung brauche.“
2) Die Putzfrau
Sie liebt weiße
Bodenfließen, womöglich so groß, dass man schon von weitem sieht: „Hier
herrscht Ordnung und Sauberkeit!“ Sie weiß, die Weiße des Bodens ist der
Stolz des Gebäudes. Sie hasst den Regen, da ihr Werk wie im Nu wieder
zerstört wird.
Zuerst schüttet sie Wasser
mit Wischmittel auf den Boden, verteilt es sorgfältig, um es danach mit all
dem Dreck wieder aufzuwischen, der sich den ganzen Tag angesammelt hat. Dann
kommt der Arbeitstag und die Angestellten trampeln ihr Werk nieder. Am Abend
fängt sie von neuem an. Wehe dem, der zu dieser Zeit noch im Gebäude ist. Mit
dem Wischer eilt sie ihnen nach, um ihre unerwünschten Spuren zu entfernen.
Wenn ihre Blicke töten könnten, gäbe es keine Angestellten, die Überstunden
machen.
Wenn es nach ihr ginge,
würde nie jemand ein Gebäude betreten, das sie einmal in Ordnung gebracht
hat.
Deshalb haben wir heute
leicht zu reinigende, dunklere Teppichkunststoffe.
Oh, die guten, alten Zeiten!
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