Friday, 30 June 2017

211) Die Olympiade der Tiere
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211
Die Olympiade der Tiere
Der Morgen graute schon, die ersten Vögel begannen ihren Gesang und der Affe schlief noch tief in einer Astgabel. Als das Getümmel um ihn aber immer heftiger wurde, riss es ihn doch aus den Träumen. Sein Gesicht verriet leichte Verärgerung, hatte er doch noch das Bild schöner Vorstellungen vor den geistigen Augen. „Man hatte ihn gerade zum Sieger über alle erkoren und sein Haupt mit Lorbeeren gekrönt.“
Der Traum war so wirklich gewesen, dass es ihn verwunderte, was er hier überhaupt auf der Astgabel verloren hatte. Die Züge verwandelten sich wieder in ein Lächeln. „Ich bin der Beste!“ Er brauchte nur noch Zuschauer, die klatschen würden. Deshalb begab sich der Affe zum Elefanten und stieß ihn an, mit seiner Trompete das Signal zur Versammlung zu geben. Es dauerte nicht lange, bis die Tiere des Waldes, der Steppe, der Luft und des Wassers aus allen Richtungen herbeigeeilt waren, um die gute oder schlechte Nachricht zu empfangen. Verschiedene Erwartungen zeichneten sich auf ihren Gesichtern ab. Dann kletterte der Affe auf den kleinen Felsen in der Mitte des Platzes und hob die Hände. Langsam wurde es still, man spitzte die Ohren. „Heute ist der große Tag der Olympiade der Tiere!“ Fragend sah man durch die Reihen, keiner wusste, was eine Olympiade sein sollte. „Ich bin der Beste!“ - fuhr der Affe fort. „Ich werde gegen jeden in seiner Fähigkeit antreten. Ich schwimme besser als der Fisch, fliege schneller als der Vogel.“
Die Verwunderung der Tiere wurde immer größer. Was hatte sich dieser eingebildete Affe wohl nun wieder ausgedacht. „Ich werde zuerst mit dem Frosch um die Wette hüpfen.“ Er kletterte vom Felsen herab, nahm einen Stock und zeichnete eine Linie in den lockeren Boden. Dann nahm er Anlauf und hüpfte. Alle waren erstaunt, dass der Affe solche Sprünge machen kann. Nun stellte sich das grüne Tier hinter die Linie, machte einen mittelmäßigen Satz und landete auf der anderen Seite des Platzes im Gebüsch, wo ihn niemand mehr sehen konnte. „Disqualifiziert!“ – schrie der Affe. „Die Jury hat entschieden, dass der Frosch disqualifiziert wird, weil er die Landebahn verlassen hat.“ Die Tiere verstanden nicht, was die Wörter „disqualifizieren und Jury“ meinten, für sie war klar, dass der Frosch viel weiter gehüpft war. Aber es wunderte sie auch nicht, als der Affe irgendeinen Pflanzenkranz (Lorbeer) auf seinen Kopf setzte.
Die Stimmung wurde eigentlich immer besser, die Sache fing an, den Tieren zu gefallen. Das nächste an der Reihe, war das Zebra. Der Affe und das Huftier stellten sich hinter die Startlinie. „Auf die Plätze, fertig, los!“ Der Verwandte der Pferde war schon bis zum Ziel und zurück gelaufen, als der Affe erst die Mitte erreicht hatte. Schnaufend lief er über die Ziellinie, drehte sich herum und dachte, dass er so schnell gewesen sei, dass das Zebra ihm nicht hatte folgen können. „Ich bin heute wirklich in Form.“
Der Fisch wartete bereits am Ufer auf seinen Wettbewerber. Der Affe warf sich in die Fluten und begann, wie wild mit den Armen zu schlagen. Die Schildkröte befürchtete, dass er ertrinken will, schwamm unter ihn und brachte den Durchnässten zum Ufer zurück. „Das ist Betrug!“ – beklagte er sich. „Das Panzertier hat mich am Schwimmen gehindert!“ Er hustete und spuckte so viel Wasser, dass niemand verstehen konnte, was er von sich gab.
Dann rannte er auf einen hohen Felsen. Die Tiere bekamen langsam Angst um ihn. Schnell spann die Riesenspinne ein Netz unter ihm, falls er auf den Gedanken kommen sollte, herunterzuspringen. „Ich fliege schneller als die Vögel.“ Und mit der Geschwindigkeit eines fallenden Steines näherte er sich dem Erdboden, genau in das elastische Gewebe der Spinne, das ihn immer wieder mit dem gleichen Schwung zurück in die Luft schleuderte. Jedes Mal, wenn es nach oben ging, rief er: „Ich fliege! Seht nur, wie ich fliege!“
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