Friday, 21 December 2018

251 Kleinere Schriften XVL 1) Grundsätze 2) Gefahr aus Asien 3) Kennst du die Geschichte? 4) Der Snob
Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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1) Grundsätze
2) Gefahr aus Asien
3) Kennst du die Geschichte?
4) Der Snob


1) Grundsätze

- Grundsätze schränken ein und machen das Leben meist sehr unangenehm. Aber wer keine hat, verliert oftmals auch keine Freunde, weil es zu viele Leute ohne Grundsätze gibt.
- Meist widersprechen Grundsätze den Erwartungen der Gesellschaft.


2) Gefahr aus Asien

Die gesellschaftliche Entwicklung in China geht nicht in die Richtung eines weiteren Aufbaus der Persönlichkeit des Einzelnen, was eine Grundlage für eine Gesellschaft ist, in der gleichberechtigte Teilnehmer zusammen eine freiere Gemeinschaft gestalten. Den asiatischen Gesellschaften fehlt die Erfahrung, dass die Toleranz gegenüber dem Individualismus keine Gefahr, sondern eine Voraussetzung für Entstehung von unabhängigen Gedanken und so für technische und soziale Entwicklung ist.
Die europäische Kultur befindet sich gerade im Kampf mit ihren letzten Schreckgeistern nationalistischer, religiöser und elitistischer Dummheit, die zwangsweise zu autoritären Systemen und Unterwürfigkeit der unteren Schichten führen.
Sollte der europäische Kulturkreis einst diesen inneren Schwachpunkt überwunden haben, bevor die Globalisation zu einer totalen Vermischung der Weltkulturen geführt hat, muss er sich mit der nächsten Gefährdung aus Asien herumschlagen.


3) Kennst du die Geschichte?

Kennst du die Geschichte? Kannst du mir auch nur ein einziges Genie nennen, das berühmt wurde, weil es sich in eine Ordnung eingliedert hätte?
Ordnung ist für die Dummen und Durchschnittlichen, die keinerlei Erfindungsgeist aber viel Angst haben, die sich von den Geistern der Moral zurückschrecken lassen, und über keine eigenen Prinzipien verfügen.


4) Der Snob
- Er verurteilt Drogen und trinkt Alkohol.
- Er ist gegen das Rauchen und fährt ein Auto.
- Er will Christ sein und hat die Bibel nicht gelesen.
- Er sagt, dass er die Natur liebt, und baut sein Haus auf dem Land, damit er sicher jeden Tag mit dem Auto in die Stadt fahren muss, weil er dort arbeitet.
-Er spricht über Literatur und hat nur Harry Potter gelesen.
- Er lehnt McDonalds ab, kann aber selbst nicht kochen.
- Für ihn ist Qualität eine Geschmackssache.
- Er ist Nationalist und spricht seine eigene Muttersprache sehr schlampig.
- Er hält sich selbst für unabhängig und küsst jeden Tag seinem Chef die Füße.
- Er will mit dir auf gleicher Stufe stehen, unterstützt aber ein autoritäres Regime oder eine veraltete Hierarchie.
- Er will die Elite verkörpern, ist jedoch von deiner Anerkennung abhängig.
- Er würde die alten Autos aus der Stadt verbannen, weil er eben genug Geld hat, sich ein Hybrid-Auto zu kaufen.
- Er beklagt sich, dass die Obdachlosen stinken und zieht selbst eine Parfümfahne hinter sich her.
- Mit einer Flasche Bier in der Hand ist er der größte Fußballfachmann.
- Er verbringt zehn Tage seines Urlaubs in einem Touristenparadies und sagt, dass er sich für fremde Kulturen interessiert.
- Er spendet an Weihnachten dem Roten Kreuz die Kleidung, die er selbst nicht mehr tragen würde.
- Als Historiker verurteilt er die Französische Revolution und vergisst dabei, dass er ohne sie nur Schweinehüter in einem abgelegenen Dorf geworden wäre.
- Für ihn ist Ordnung alles, was die anderen reguliert.
- Er sagt, dass man das Internet kontrollieren sollte, um die Verbreitung von falschen Nachrichten und Konspirationstheorien zu verhindern, glaubt aber selbst an die Wirklichkeit von Jesus.
- Für ihn ist nicht Ostern das wichtigste christliche Fest, sondern Weihnachten.
- Er trägt einen maßgeschneiderten Anzug, um seinen Bauch zu verstecken.
- Für ihn ist jeder Arme an seinem Schicksal selbst schuld, weil er nicht weiß, dass er im alten Ägypten selbst auch nur ein Sklave gewesen wäre.
- Er frisst nur Biogemüse, um zu verhindern, dass Produkte aus Entwicklungsländern nach Europa kommen können.
- Er benutzt nur sogenannte energiesparende Glühbirnen auf seinem riesigen Weihnachtsbaum im Garten.
- Er ist stolz auf sein Aktivhaus und vergisst dabei, dass er es ohne Steuervergünstigungen nicht hätte bauen können.
- Er spricht über das deutsche Wirtschaftswunder, ohne zu wissen, dass Deutschland heute genauso arm wie Nordafrika wäre, hätte es nicht genau an der Grenze zum Ostblock gelegen.

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Monday, 10 December 2018

250 Kleinere Schriften XIVL 1) Was du nicht alles glaubst! 2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?
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1) Was du nicht alles glaubst!
2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?


1) Was du nicht alles glaubst!

K. saß er auf der Bank unter einen Baum, sah in Gedanken versunken vor sich hin. Seit Tagen hatte er nichts mehr Warmes gegessen und wenn nicht bald ein bisschen Bares den Weg in seine leere Taschen findet, wird ihm sein Zimmer gekündigt. Von weitem verriet sein Äußeres diesen Zustand der Aussichtslosigkeit. Plötzlich hielt ein gutgekleideter Mann vor ihm an. „Wie ich sehe, hast du weder Arbeit noch Geld.“ F. hatte sich neben ihn gesetzt und schaute ihn prüfend von der Seite an. Von der Größe zu urteilen war K. kräftiger gebaut, als der andere. „Schau mich an, mir geht es gut!“ K. betrachtete ihn mit gleichgültigen Augen an. „Zeig mal deine Zunge!“ „Wozu willst du die sehen?“ „Du hast Recht! Versteck sie lieber in deiner Mundhöhle, sonst verbreitest du hier noch den Gestank vom vielen Arschlecken.“ Dabei lächelte K. tief in sich hinein. „Hast du noch immer nichts gelernt. Du kannst nicht immer auf Grundsätze bestehen,“ stieß es aus F. hervor. „Dein Vater hat dich damals in ein katholisches Internat geschickt, dir später eine Wohnung gekauft. Er spielte den großen Systemgegner, hatte aber genauso daran teilgenommen, wie alle anderen auch. Und du! Du hast dieses taube Blabla übernommen. Das ist, was ich schon früher versuchte, dir zu erklären. Du hast deinen Vater verteidigt, vielleicht wusstest du, dass aus dir einmal der gleiche Handlanger wird.“ K. würdigte F. keines Blickes, während er dies aus sich herauspresste. „Was wirst du als Bezahlung bekommen, wenn die anderen wiederkommen?“ „Denkst du wirklich, dass es nur auf diese Weise geht? Du setztest dich zu mir auf die Bank, obwohl ich schon daran gezweifelt hatte, dass du überhaupt so etwas besitzt, wie ein Erinnerungsvermögen.“ Dies traf F. sehr tief. Wenn er stärker gewesen wäre, hätte er zugeschlagen, aber K. war selbst in diesem Zustand ein gefährlicher Gegner. Vor allem vor seinem Selbstgefühl schreckte F. zurück. „Die Geschichte ist nicht gerecht,“ gab F. zurück. „Kurzfristig nicht. Da hast du Recht. Solche Leute, wie du, werden einfach vergessen.“ „Natürlich wird man sich an dich erinnern,“ lachte F. laut auf. „Ohne viele kleine Leute, wie mich, würdest auch du noch immer in einem kleinen Dorf sitzen und Schweine hüten. Sagen wir, die Kleidung hast du gewechselt, aber den Gestank hast du in deinem Maul bewahrt.“ Jetzt sprang F. auf, so eine Beleidigung war ihm doch zu viel. „Ich habe eine Frau und drei Kinder, die mich glücklich machen.“ Zum ersten Mal hob K. den Blick. „Das ist der Kompromiss, den du eingegangen bist. Deine Frau gibt dir das Gefühl, dass du ein Supermann bist, wenn du dich auf ihr bemühst, damit du später im Amt noch besser Füße küssen kannst. Das ist ein Handel! Oder hast du schon einmal davon gehört, das Supermann ein Handlanger gewesen wäre?“ „Ohne Leute, wie mich, wäre dieses Volk schon längst ausgestorben!“ und damit ging er weg. K. schaute ihm nicht einmal nach. „Auch die Konspirationstheorie, dass es einen Jesus geben hat, wäre schon längst ausgestorben,“ murmelte er in seinen ungepflegten Bart.


2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?

In einer nicht so fernen Zukunft wird die Menschheit Raumschiffe in der Größe New Yorks bauen und mit einer Besatzung von vielleicht hunderttausend Leuten auf die Reise gehen, um neue, vielleicht bewohnbare Planeten in fernen Galaxien zu finden und zu erforschen. Stellen wir uns vor, dass eine Handvoll sehr reicher Geschäftsleute ihr ganzes Vermögen investieren und dann, nach Fertigstellung der fliegenden Stadt, hunderttausend ausgewählte Leute einladen, an diesem Abenteuer ohne Hoffnung auf Rückkehr teilzunehmen. Bis diese Mutigen ihr Ziel erreichen, kann es Jahrhunderte vielleicht Jahrtausende dauern, solange müssen sie alle zusammen ihr Leben eingeschlossen auf dieser Art Insel verbringen.
Anfangs wird diese kleine Gruppe von reichen Geschäftsleuten, haben sie doch alles finanziert, die Führung auf dem Schiff übernehmen und alle wichtigen Entscheidungen treffen. Sie verfügen über die nötige Autorität, der sich alle anderen unterordnen, auch die erste, zweite und vielleicht dritte Generation nach ihnen wird diese Stellung noch halten können, erinnern sich doch alle an die Gründungsväter des riesigen Projekts. Spätestens in der vierten Generation wird es dann die ersten Versuche geben, diese Gruppe abzuwechseln, sagen doch die jüngeren mit Recht, dass sie nicht bereit sind, die Folgen für die Entscheidungen ihrer Urgroßeltern zu tragen, dass dieses Erbe, der Besitz des Schiffes, sich nicht bis in unendliche Generationen fortsetzen kann. Langsam müssen dann jene früher führenden Schichten Entscheidungsbefugnisse abgeben, werden sich anfangs absichern und eine dem amerikanischen Elektoren-System ähnliche Wahlordnung einführen, um zu verhindern, dass machtgierige Volksführer eine totalitäre Alleinherrschaft einrichten können. Nach längerer Zeit wird aber auch dieses Elektoren-System von einer absoluten Demokratie abgelöst, in der jede Stimme das gleiche Gewicht hat und weitumgreifende Koalitionen der verschieden Meinungsgruppen ein Entscheidungsgremium bilden. Ich betone hier absichtlich den Begriff „Meinungsgruppen“ und nicht „Interessengruppen“, weil sich von selbst versteht, dass sowohl die Produktionsmittel, die sowieso von Robotern gesteuert werden, als auch das Raumschiff das Eigentum der Gemeinschaft bilden werden. Der Individualismus wird eine Gleichschaltung oder einen Uniformismus verhindern, weil die Entwicklung des „Ich“-s eines jeden einzelnen soweit fortgeschritten sein wird, wie heutzutage schon in der Weltstadt New York, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft erkennen, dass ohne Individualismus oder Sonderlinge keine Innovation, Kreativität oder Erfindungsgeist möglich sind. Keiner wird mehr so dumm sein, zu denken, mit dem Tod des Pharaos ende sein eigenes Leben. Jeder wird erkennen, dass die Genialität eines homosexuellen Michelangelos, eines körperlich gänzlich unfähigen Hawkins, eben in ihrer Besonderheit liegt.
Führt die Entwicklung der Menschheit unaufhaltsam zum Kommunismus? Vergessen wir das Schreckgespenst nationalistischer, elitistischer Zurückgebliebenheit. Die bisherige Geschichte hat gezeigt, dass geistiger und technischer Fortschritt nur durch eine immer weitere Aufteilung von Entscheidungskompetenzen, eine Möglichkeit aller Mitglieder einer Gemeinschaft oder Gesellschaft an der Gestaltung der Zukunft teilzunehmen, verwirklicht werden kann.

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Wednesday, 21 November 2018

249 Kleinere Schriften XIIIL 1) Kinder im Jahre 2018 2) Gespräch mit einem Anhänger des Autoritätsprinzips!
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1) Kinder im Jahre 2018
2) Gespräch mit einem Anhänger des Autoritätsprinzips!


1) Kinder im Jahre 2018

Ein paar Kinder im Alter zwischen neun und dreizehn wurden zu einem kleinen Experiment ausgesucht, sie sollen nun ein Bild malen, was ihre Vorstellungen über die Welt sind, auch ich, als alternder Erwachsener nehme daran teil und male fleißig mein eigenes Bild. Während der schöpferischen Tätigkeit entwickelt sich ein reges Gespräch. Immer wieder werfen sie einen Blick auf mein Werk und lächeln. „Wie altmodisch!“ ist der Kommentar. Es stellt einen Affen dar, der am Strand sitzend eine Banane verspeist und dabei den Sonnenuntergang betrachtet, der sich auf der Meeresoberfläche rötlich spiegelt. Ich wollte damit zu erkennen geben, dass unsere persönlichsten Erfahrungen weit entfernt von dem stehen, was wir in Büchern lesen oder uns von der Wissenschaft weißgemacht wird. Manchmal wandern auch meine Augen zu den Gemälden der Kinder, da wohne ich der Entstehung unseres Sonnensystems oder ganzer Galaxien bei.
Nun soll von allen Teilnehmern ein zweites Bild gemalt werden, in dem die Kinder ihren Vorstellungen darüber Ausdruck geben, wie die Welt wirklich aussieht. Zu meinem Erstaunen erblicke ich nun Stundenpläne, Kinder, die an Tischen sitzend ihre Hausaufgaben machen oder einfach Schulgebäude. Auf meiner Zeichnung macht einer auf der linken Seite gerade ein riesiges Feuer auf der Sonne, in der Mitte ist der Erdball auf dem oben ein Affe sitzt und unten ein anderer Affe herunterfallen würde, wenn er sich nicht an einem Baum festhalten würde, der Viertelmond auf der rechten Seite zeigt ein lächelndes Gesicht. Eines der Kinder meint: „Bei dir gibt‘s gerade eine Mondfinsternis!“ Meine Enttäuschung ist vollkommen.


2) Gespräch mit einem Anhänger des Autoritätsprinzips!

Beschreibung meiner Person: einen Meter fünfundachtzig groß, hundert Kilogramm, fast nur Muskeln und ziemlich belesen. Dies sind geeignete Bedingungen, um einem Anhänger des Autoritätsprinzips verständlich zu machen, dass seine Vorstellungen auch für ihn selbst nicht gerade vorteilhaft sind.
Ich: Du denkst also, dass das Autoritätsprinzip das beste System für ein Land ist.
Er: Natürlich! Es macht unser Land wieder groß. Denk doch an die Geschichtsbücher! Überall können wir über erfolgreiche Feldherrn, Fürsten und Könige lesen.
Ich: In Ordnung! Du möchtest einen Führer haben, der dir sagt, wann du auf die Toilette gehen darfst, wie im Kindergarten.
Er: Nein, nein! Ich möchte auf mein Land wieder stolz sein. Das ist alles!
Ich: Und was bekommst du persönlich dafür? Was bringt dir das?
Er: Demokratien funktionieren nicht, alle schreien durcheinander und am Ende kommt doch nichts dabei heraus. Der beste und klügste muss entscheiden und alle anderen gehen in die gleiche Richtung.
Ich: Und wer entscheidet, wer der beste und klügste ist?
Er: Natürlich der Fähigste! Und alle anderen müssen sich unterordnen.
Ich: In Ordnung! Aber noch einmal die Frage: Was bedeutet so etwas für dich und dein tägliches Leben?
Er: Ich trete die Ausländer, Juden, Zigeuner, Schwulen und alle, die nicht gehorchen wollen, in den Arsch! (Ein großes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.)
Ich: (Ich baue mich ein bisschen vor ihm auf und sehe, wie sein Lächeln sich langsam verzerrt.) Weil ich, im Gegensatz zu dir, weiß, was ein Autoritätsprinzip bedeutet, bin ich klüger als du, außerdem bin ich stärker als du. Deshalb trete ich dich jetzt in den Arsch! (Ich sah selten jemanden, der plötzlich ganz klein wurde.)
  
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Friday, 2 November 2018

248 Kleinere Schriften XIIL 1) Bellen aus Langeweile 2) Drei Arten von Problemen 3) Seltsame, undankbare, sogenannte Historiker 4) Der arme auf der Straße 5) Die autoritäre oder Macho Gesellschaft
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1) Bellen aus Langeweile
2) Drei Arten von Problemen
3) Seltsame, undankbare, sogenannte Historiker
4) Der arme auf der Straße
5) Die autoritäre oder Macho Gesellschaft


1) Bellen aus Langeweile

Ein schöner, sonniger Frühlingstag, zusätzlich noch Feiertag, ein bisschen raus aus der Wohnung, die zu so einem Zeitpunkt einfach zu eng wird, ganz egal, wie groß sie ist. Sich in die nahgelegenen Wälder zu begeben hat keinen Sinn, man könnte dort das Gefühl haben, sich in der Fußgängerzone der Innenstadt zu befinden. Der eine oder andere arbeitet in seinem Garten, Marmorlöwen aus Kalk oder Sandstein verhässlichen die Eingänge der Garagen. Manchmal schaut der eine oder andere Hund durch ein Loch im Zaun und zieht sich dann wieder auf seinen Ruheplatz zurück.
Ein Bekannter bat mich, auf so einen kleinen Ausflug, seinen Hund mitzunehmen. Die gleichen Straßen und kleinen Wege. Verfolgt vom Gebell der Hunde in allen Stimmlagen, vom kleinsten mit der tiefsten Stimme, bis zum größten der damit droht, den Zaun zu überspringen. Mein vierbeiniger Begleiter läuft ganz ruhig neben mir her, als ob er den ganzen Zirkus nicht vernehmen wollte, manchmal schnüffelt er an diesem oder jenem Pfahl oder Busch. Jetzt lässt sich auch das eine oder andere Gesicht an irgendeinem mit Vorhang verhängten Küchenfenster erblicken. Der Hund neben mir schaut mich an, als ob er sagen wollte: „Es tut mir schon sehr leid, aber ich kenne weder diese Straßen, noch diese Genossen. Vielleicht langweiligen sie sich?“ Ich streichle ihm über den haarigen Kopf. „Vielleicht hast du Recht. Wahrscheinlich sind sie auch nicht anders, wie ihre bellenden Genossen, eingeschlossen in ihren kitschigen Minireichen.“

2) Drei Arten von Problemen

Es gibt drei Arten von Problemen: die selbstgemachten, die unlösbaren und die lösbaren. Mit ersteren sollte man sich nicht beschäftigen, weil es sie eigentlich nicht gibt, und die Ursachen des letzteren sind meist mit ein bisschen nachdenken leicht zu erkennen.

3) Seltsame, undankbare, sogenannte Historiker

Doch gibt es noch immer seltsame, sogenannte Historiker, die uns weißmachen wollen, dass die Französische Revolution für Europa eine Katastrophe war. Ich spreche hier nicht nur über Anatole France, einen Romantiker des „Ancien Regime“. Hat einer von diesen jemals darüber nachgedacht, wie viele Todesopfer der Absolutismus forderte, oder eine Königin, die zu sagen wagte, dass die Leute doch Gebäck essen sollen, wenn sie kein Brot haben. Diese Halbgebildeten sollten sich doch endlich vor Augen führen, dass sie selbst nie sogenannte Historiker hätten werden können, wenn kein Umsturz stattgefunden hätte, weil sie ganz sicher nicht zu dieser Schicht von Begünstigten gehört hätten, denen es möglich war, eine Schule oder gar eine Universität zu besuchen. Genau sie haben ihren Aufstieg dieser neuen Gesellschaftsordnung zu verdanken und dass sie blutig war, hängt damit zusammen, dass eine Diktatur nicht eingesteht, Fehler gemacht zu haben und einfach zurücktritt. Wie viele Unschuldige mussten ihr Leben lassen, um diesen undankbaren Historikern zu ermöglichen, heute öffentlich und frei ihre Meinung sagen zu können.


4) Der arme auf der Straße

Vor der Kirche, auf dem Markt bettelt er für ein wenig Geld. Früher reichte das meist nur für ein Stück Brot, heute in der Wohlstandsgesellschaft kann er sich davon auch jeden Tag betrinken. Die „ehrbaren“ Bürger gehen stolz an ihm vorbei, manche werfen ein bisschen Geld in seinen Hut, den er ihnen entgegenstreckt, damit sie seine schmutzige Hand nicht einmal aus Versehen berühren, oder gar sehen müssen. Die Gesellschaft ist böse auf ihn, weil er sich nicht eingliedern will, weil er weniger Füße küssen will, als sie. Jeden Tag geben sie sich der Illusion hin, dass sie aus eigener Kraft etwas aufgebaut haben, diesen Status in der Hierarchie erreicht haben. Nur der arme Bettler zeigt ihnen jeden Tag, dass sie noch mehr betteln und Füße küssen müssen, als er.


5) Die autoritäre oder Macho Gesellschaft

Der Mann: Jeden Tag muss ich meinen Vorgesetzten die Füße küssen. Aus den Vorteilen, die ich mir dadurch geschaffen habe, trete ich die unteren, schaffte mir diesen Wagen an und setzte diese Frau hinein, für die ich der Herr bin. Wenn es einen Machtwechsel gibt, muss ich schnellstens meine alten Herren verraten und die Seiten wechseln.

Die Frau: Frauen aller Welt! Schaut her! Dieser Mann herrscht über mich, jeden Tag küsst er für mich die Füße der Mächtigen, stolz sehe ich auf alle Frauen unter mir herab. Er ist durch seine Vorgesetzten und ich bin durch ihn.
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Friday, 26 October 2018

247 Kleinere Schriften XIL 1) Freiheit 2) In diesem Land sind alle Dinge ein bisschen kleiner! 3) Die fehlerhafte Vorstellung von Aufrüstungspolitik als wirtschaftlicher Motor
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1) Freiheit
2) In diesem Land sind alle Dinge ein bisschen kleiner!
3) Die fehlerhafte Vorstellung von Aufrüstungspolitik als wirtschaftlicher Motor


1) Freiheit

Der Athener sah sich um und fand herum nur Barbarismus und Tyrannei. Er behandelte oft seine Kinder und Frau nicht besser, als seine Haustiere, aber er war mit fünfhundert anderen gleich. Einmal im Monat setzten diese sich zusammen und besprachen öffentliche Angelegenheiten. Dieser Traum des Menschen von Gleichgerechtigkeit sollte nicht allzu lange dauern, doch war er der Menschheit ein Beispiel.
Darnach wurde es für zweitausenddreihundert Jahre dunkel, zuerst die römischen Kaiser, dann rutschte alles noch weiter ab mit der Völkerwanderung, später das dunkle, christliche Mittelalter gefolgt von Königen, die leben wollten, wie Götter und starben, wie alle anderen. Mit dem Nationalismus hatte es seine schauderhafteste Tiefe erreicht. Millionen andersdenkende, andersaussehende fielen diesem Wahnsinn zum Opfer.
Erst nach neunzehnhundertachtundsechzig sollte die Worte Freiheit und Gleichberechtigung wieder einen Sinn bekommen. Frauen, Farbige, Andersdenkende, Andersorientierte spürten den Duft dieses Gefühls. Der neue Traum auf einer höheren Stufe dauerte nur vierzig Jahre.
Vielleicht muss der Mensch diesmal nur zweihundertdreißig Jahre warten, um sich wieder seiner gehoben Natur hingeben zu können.


2) In diesem Land sind alle Dinge ein bisschen kleiner!

Eine Fahrradtour um den größten See Osteuropas, den Plattensee, die Einheimischen nennen ihn das ungarische Meer. Die nördliche Seite wird von Felsen begrenzt, die Straßen und Wege am Ufer ziehen sich in Schlangenbewegungen dahin. Kleinere Ausflüge in das dahinterliegende Hügelland bieten dem Besucher manchen guten Ausblick auf die Umgebung. Wieder angekommen am südlichen Ufer, an dem Wochenendhäuser den Zugang zum Ufer fast schon ganz verbieten, wird der Besucher gebeten, doch einen Blick auf die nördliche Seite zu richten, um den einen oder anderen Hügel zu erkennen, den er dort besucht hatte. Versperrt ein Wochenendhaus gerade die Sicht, so stellt sich die Frage, wohin der Berg denn plötzlich verschwunden sei. „Hinter dem Haus!“ erklingt die aufklärende Stimme. Ja richtig, das Land in dem die Dinge klein sind und die Berge hinter dem Haus stehen.


3) Die fehlerhafte Vorstellung von Aufrüstungspolitik als wirtschaftlicher Motor

Immer wieder wird erwähnt, dass Aufrüstungspolitik die Wirtschaft eines Landes ankurbelt, sozusagen zum Wirtschaftswachstum führt. Der folgende Artikel soll dazu beitragen, diese Fehlinterpretation der Geschehnisse in einem anderen Licht zu betrachten.
Franklin D. Roosevelt (Präsident 1933 – 1945): Als er neunzehnhundertdreiunddreißig die Führung der Vereinigten Staaten von Amerika übernahm befand sich die Welt in einer Wirtschaftskrise. Auf Rat von John Maynard Keynes versuchte er nun durch Waffenaufrüstung, Bau von Straßen, Brücken und so weiter die amerikanische Wirtschaft wieder in Lauf zu bringen (New Deal Politik). Dies klingt eigentlich logisch. Die Infrastruktur des Landes wird verbessert, dabei bekommen viele Arbeit, zahlen Steuern, können einkaufen, womit Geld in Umlauf kommt. Diese Art innerer Ventilator hat nur einen Fehler, er verbraucht mehr Energie, als er Windenergie produziert. Wäre der zweite Weltkrieg nicht ausgebrochen, nachdem fast alle Industrieländer mit Ausnahme der U.S.A. unter riesiger Zerstörung ihrer Produktionsmittel litten, und dadurch die Vereinigten Staaten weltweit in eine Monopolsituation gerieten und somit die Weltwirtschaft kontrollieren konnten, hätte die hohe Verschuldung zu einem Staatsbankrot und somit zu einer Vertiefung der Krise geführt.
Ronald Reagan (Präsident 1981 – 1989): Es ist schwierig zu sagen, ob er wusste, dass die Sowjetunion wirtschaftlich am Ende ist, oder einfach auf der Weltkarte „Starwars“ spielte. Tatsache ist, dass seine Aufrüstungspolitik den Zusammenbruch des kommunistischen Blocks beschleunigte. Durch die Beendigung der Teilung der Welt in zwei Wirtschaftsteile ergaben sich plötzlich Möglichkeiten der Investition, neue Märkte und somit ein Wirtschaftswachstum. Wäre der Ostblock nicht zusammengebrochen, wären auch hier die Vereinigten Staaten in der Staatsverschuldung versunken.
Donald Trump (Präsident 2017 - ….): Vielleicht anhand dieser geschichtlichen Erfahrungen und der Hoffnung auch so ein historisches Glück zu haben, versucht der dies zeitige Präsident mit seiner neuesten Aufrüstungspolitik, Handelskrieg und Kriegsspiel auf der Landkarte, die alte Vormachtstellung der U.S.A. wieder aufzubauen.

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