Friday, 21 December 2018

251 Kleinere Schriften XVL 1) Grundsätze 2) Gefahr aus Asien 3) Kennst du die Geschichte? 4) Der Snob
Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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1) Grundsätze
2) Gefahr aus Asien
3) Kennst du die Geschichte?
4) Der Snob


1) Grundsätze

- Grundsätze schränken ein und machen das Leben meist sehr unangenehm. Aber wer keine hat, verliert oftmals auch keine Freunde, weil es zu viele Leute ohne Grundsätze gibt.
- Meist widersprechen Grundsätze den Erwartungen der Gesellschaft.


2) Gefahr aus Asien

Die gesellschaftliche Entwicklung in China geht nicht in die Richtung eines weiteren Aufbaus der Persönlichkeit des Einzelnen, was eine Grundlage für eine Gesellschaft ist, in der gleichberechtigte Teilnehmer zusammen eine freiere Gemeinschaft gestalten. Den asiatischen Gesellschaften fehlt die Erfahrung, dass die Toleranz gegenüber dem Individualismus keine Gefahr, sondern eine Voraussetzung für Entstehung von unabhängigen Gedanken und so für technische und soziale Entwicklung ist.
Die europäische Kultur befindet sich gerade im Kampf mit ihren letzten Schreckgeistern nationalistischer, religiöser und elitistischer Dummheit, die zwangsweise zu autoritären Systemen und Unterwürfigkeit der unteren Schichten führen.
Sollte der europäische Kulturkreis einst diesen inneren Schwachpunkt überwunden haben, bevor die Globalisation zu einer totalen Vermischung der Weltkulturen geführt hat, muss er sich mit der nächsten Gefährdung aus Asien herumschlagen.


3) Kennst du die Geschichte?

Kennst du die Geschichte? Kannst du mir auch nur ein einziges Genie nennen, das berühmt wurde, weil es sich in eine Ordnung eingliedert hätte?
Ordnung ist für die Dummen und Durchschnittlichen, die keinerlei Erfindungsgeist aber viel Angst haben, die sich von den Geistern der Moral zurückschrecken lassen, und über keine eigenen Prinzipien verfügen.


4) Der Snob
- Er verurteilt Drogen und trinkt Alkohol.
- Er ist gegen das Rauchen und fährt ein Auto.
- Er will Christ sein und hat die Bibel nicht gelesen.
- Er sagt, dass er die Natur liebt, und baut sein Haus auf dem Land, damit er sicher jeden Tag mit dem Auto in die Stadt fahren muss, weil er dort arbeitet.
-Er spricht über Literatur und hat nur Harry Potter gelesen.
- Er lehnt McDonalds ab, kann aber selbst nicht kochen.
- Für ihn ist Qualität eine Geschmackssache.
- Er ist Nationalist und spricht seine eigene Muttersprache sehr schlampig.
- Er hält sich selbst für unabhängig und küsst jeden Tag seinem Chef die Füße.
- Er will mit dir auf gleicher Stufe stehen, unterstützt aber ein autoritäres Regime oder eine veraltete Hierarchie.
- Er will die Elite verkörpern, ist jedoch von deiner Anerkennung abhängig.
- Er würde die alten Autos aus der Stadt verbannen, weil er eben genug Geld hat, sich ein Hybrid-Auto zu kaufen.
- Er beklagt sich, dass die Obdachlosen stinken und zieht selbst eine Parfümfahne hinter sich her.
- Mit einer Flasche Bier in der Hand ist er der größte Fußballfachmann.
- Er verbringt zehn Tage seines Urlaubs in einem Touristenparadies und sagt, dass er sich für fremde Kulturen interessiert.
- Er spendet an Weihnachten dem Roten Kreuz die Kleidung, die er selbst nicht mehr tragen würde.
- Als Historiker verurteilt er die Französische Revolution und vergisst dabei, dass er ohne sie nur Schweinehüter in einem abgelegenen Dorf geworden wäre.
- Für ihn ist Ordnung alles, was die anderen reguliert.
- Er sagt, dass man das Internet kontrollieren sollte, um die Verbreitung von falschen Nachrichten und Konspirationstheorien zu verhindern, glaubt aber selbst an die Wirklichkeit von Jesus.
- Für ihn ist nicht Ostern das wichtigste christliche Fest, sondern Weihnachten.
- Er trägt einen maßgeschneiderten Anzug, um seinen Bauch zu verstecken.
- Für ihn ist jeder Arme an seinem Schicksal selbst schuld, weil er nicht weiß, dass er im alten Ägypten selbst auch nur ein Sklave gewesen wäre.
- Er frisst nur Biogemüse, um zu verhindern, dass Produkte aus Entwicklungsländern nach Europa kommen können.
- Er benutzt nur sogenannte energiesparende Glühbirnen auf seinem riesigen Weihnachtsbaum im Garten.
- Er ist stolz auf sein Aktivhaus und vergisst dabei, dass er es ohne Steuervergünstigungen nicht hätte bauen können.
- Er spricht über das deutsche Wirtschaftswunder, ohne zu wissen, dass Deutschland heute genauso arm wie Nordafrika wäre, hätte es nicht genau an der Grenze zum Ostblock gelegen.

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Monday, 10 December 2018

250 Kleinere Schriften XIVL 1) Was du nicht alles glaubst! 2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?
Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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1) Was du nicht alles glaubst!
2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?


1) Was du nicht alles glaubst!

K. saß er auf der Bank unter einen Baum, sah in Gedanken versunken vor sich hin. Seit Tagen hatte er nichts mehr Warmes gegessen und wenn nicht bald ein bisschen Bares den Weg in seine leere Taschen findet, wird ihm sein Zimmer gekündigt. Von weitem verriet sein Äußeres diesen Zustand der Aussichtslosigkeit. Plötzlich hielt ein gutgekleideter Mann vor ihm an. „Wie ich sehe, hast du weder Arbeit noch Geld.“ F. hatte sich neben ihn gesetzt und schaute ihn prüfend von der Seite an. Von der Größe zu urteilen war K. kräftiger gebaut, als der andere. „Schau mich an, mir geht es gut!“ K. betrachtete ihn mit gleichgültigen Augen an. „Zeig mal deine Zunge!“ „Wozu willst du die sehen?“ „Du hast Recht! Versteck sie lieber in deiner Mundhöhle, sonst verbreitest du hier noch den Gestank vom vielen Arschlecken.“ Dabei lächelte K. tief in sich hinein. „Hast du noch immer nichts gelernt. Du kannst nicht immer auf Grundsätze bestehen,“ stieß es aus F. hervor. „Dein Vater hat dich damals in ein katholisches Internat geschickt, dir später eine Wohnung gekauft. Er spielte den großen Systemgegner, hatte aber genauso daran teilgenommen, wie alle anderen auch. Und du! Du hast dieses taube Blabla übernommen. Das ist, was ich schon früher versuchte, dir zu erklären. Du hast deinen Vater verteidigt, vielleicht wusstest du, dass aus dir einmal der gleiche Handlanger wird.“ K. würdigte F. keines Blickes, während er dies aus sich herauspresste. „Was wirst du als Bezahlung bekommen, wenn die anderen wiederkommen?“ „Denkst du wirklich, dass es nur auf diese Weise geht? Du setztest dich zu mir auf die Bank, obwohl ich schon daran gezweifelt hatte, dass du überhaupt so etwas besitzt, wie ein Erinnerungsvermögen.“ Dies traf F. sehr tief. Wenn er stärker gewesen wäre, hätte er zugeschlagen, aber K. war selbst in diesem Zustand ein gefährlicher Gegner. Vor allem vor seinem Selbstgefühl schreckte F. zurück. „Die Geschichte ist nicht gerecht,“ gab F. zurück. „Kurzfristig nicht. Da hast du Recht. Solche Leute, wie du, werden einfach vergessen.“ „Natürlich wird man sich an dich erinnern,“ lachte F. laut auf. „Ohne viele kleine Leute, wie mich, würdest auch du noch immer in einem kleinen Dorf sitzen und Schweine hüten. Sagen wir, die Kleidung hast du gewechselt, aber den Gestank hast du in deinem Maul bewahrt.“ Jetzt sprang F. auf, so eine Beleidigung war ihm doch zu viel. „Ich habe eine Frau und drei Kinder, die mich glücklich machen.“ Zum ersten Mal hob K. den Blick. „Das ist der Kompromiss, den du eingegangen bist. Deine Frau gibt dir das Gefühl, dass du ein Supermann bist, wenn du dich auf ihr bemühst, damit du später im Amt noch besser Füße küssen kannst. Das ist ein Handel! Oder hast du schon einmal davon gehört, das Supermann ein Handlanger gewesen wäre?“ „Ohne Leute, wie mich, wäre dieses Volk schon längst ausgestorben!“ und damit ging er weg. K. schaute ihm nicht einmal nach. „Auch die Konspirationstheorie, dass es einen Jesus geben hat, wäre schon längst ausgestorben,“ murmelte er in seinen ungepflegten Bart.


2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?

In einer nicht so fernen Zukunft wird die Menschheit Raumschiffe in der Größe New Yorks bauen und mit einer Besatzung von vielleicht hunderttausend Leuten auf die Reise gehen, um neue, vielleicht bewohnbare Planeten in fernen Galaxien zu finden und zu erforschen. Stellen wir uns vor, dass eine Handvoll sehr reicher Geschäftsleute ihr ganzes Vermögen investieren und dann, nach Fertigstellung der fliegenden Stadt, hunderttausend ausgewählte Leute einladen, an diesem Abenteuer ohne Hoffnung auf Rückkehr teilzunehmen. Bis diese Mutigen ihr Ziel erreichen, kann es Jahrhunderte vielleicht Jahrtausende dauern, solange müssen sie alle zusammen ihr Leben eingeschlossen auf dieser Art Insel verbringen.
Anfangs wird diese kleine Gruppe von reichen Geschäftsleuten, haben sie doch alles finanziert, die Führung auf dem Schiff übernehmen und alle wichtigen Entscheidungen treffen. Sie verfügen über die nötige Autorität, der sich alle anderen unterordnen, auch die erste, zweite und vielleicht dritte Generation nach ihnen wird diese Stellung noch halten können, erinnern sich doch alle an die Gründungsväter des riesigen Projekts. Spätestens in der vierten Generation wird es dann die ersten Versuche geben, diese Gruppe abzuwechseln, sagen doch die jüngeren mit Recht, dass sie nicht bereit sind, die Folgen für die Entscheidungen ihrer Urgroßeltern zu tragen, dass dieses Erbe, der Besitz des Schiffes, sich nicht bis in unendliche Generationen fortsetzen kann. Langsam müssen dann jene früher führenden Schichten Entscheidungsbefugnisse abgeben, werden sich anfangs absichern und eine dem amerikanischen Elektoren-System ähnliche Wahlordnung einführen, um zu verhindern, dass machtgierige Volksführer eine totalitäre Alleinherrschaft einrichten können. Nach längerer Zeit wird aber auch dieses Elektoren-System von einer absoluten Demokratie abgelöst, in der jede Stimme das gleiche Gewicht hat und weitumgreifende Koalitionen der verschieden Meinungsgruppen ein Entscheidungsgremium bilden. Ich betone hier absichtlich den Begriff „Meinungsgruppen“ und nicht „Interessengruppen“, weil sich von selbst versteht, dass sowohl die Produktionsmittel, die sowieso von Robotern gesteuert werden, als auch das Raumschiff das Eigentum der Gemeinschaft bilden werden. Der Individualismus wird eine Gleichschaltung oder einen Uniformismus verhindern, weil die Entwicklung des „Ich“-s eines jeden einzelnen soweit fortgeschritten sein wird, wie heutzutage schon in der Weltstadt New York, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft erkennen, dass ohne Individualismus oder Sonderlinge keine Innovation, Kreativität oder Erfindungsgeist möglich sind. Keiner wird mehr so dumm sein, zu denken, mit dem Tod des Pharaos ende sein eigenes Leben. Jeder wird erkennen, dass die Genialität eines homosexuellen Michelangelos, eines körperlich gänzlich unfähigen Hawkins, eben in ihrer Besonderheit liegt.
Führt die Entwicklung der Menschheit unaufhaltsam zum Kommunismus? Vergessen wir das Schreckgespenst nationalistischer, elitistischer Zurückgebliebenheit. Die bisherige Geschichte hat gezeigt, dass geistiger und technischer Fortschritt nur durch eine immer weitere Aufteilung von Entscheidungskompetenzen, eine Möglichkeit aller Mitglieder einer Gemeinschaft oder Gesellschaft an der Gestaltung der Zukunft teilzunehmen, verwirklicht werden kann.

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