251 Kleinere Schriften XVL 1) Grundsätze 2) Gefahr aus Asien 3) Kennst du
die Geschichte? 4) Der Snob
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1) Grundsätze
2) Gefahr aus Asien
3) Kennst du die Geschichte?
4) Der Snob
1) Grundsätze
- Grundsätze schränken ein
und machen das Leben meist sehr unangenehm. Aber wer keine hat, verliert
oftmals auch keine Freunde, weil es zu viele Leute ohne Grundsätze gibt.
- Meist widersprechen
Grundsätze den Erwartungen der Gesellschaft.
2) Gefahr aus Asien
Die gesellschaftliche
Entwicklung in China geht nicht in die Richtung eines weiteren Aufbaus der
Persönlichkeit des Einzelnen, was eine Grundlage für eine Gesellschaft ist,
in der gleichberechtigte Teilnehmer zusammen eine freiere Gemeinschaft
gestalten. Den asiatischen Gesellschaften fehlt die Erfahrung, dass die
Toleranz gegenüber dem Individualismus keine Gefahr, sondern eine
Voraussetzung für Entstehung von unabhängigen Gedanken und so für technische
und soziale Entwicklung ist.
Die europäische Kultur
befindet sich gerade im Kampf mit ihren letzten Schreckgeistern
nationalistischer, religiöser und elitistischer Dummheit, die zwangsweise zu
autoritären Systemen und Unterwürfigkeit der unteren Schichten führen.
Sollte der europäische
Kulturkreis einst diesen inneren Schwachpunkt überwunden haben, bevor die
Globalisation zu einer totalen Vermischung der Weltkulturen geführt hat, muss
er sich mit der nächsten Gefährdung aus Asien herumschlagen.
3) Kennst du die Geschichte?
Kennst du die Geschichte?
Kannst du mir auch nur ein einziges Genie nennen, das berühmt wurde, weil es
sich in eine Ordnung eingliedert hätte?
Ordnung ist für die Dummen
und Durchschnittlichen, die keinerlei Erfindungsgeist aber viel Angst haben,
die sich von den Geistern der Moral zurückschrecken lassen, und über keine
eigenen Prinzipien verfügen.
4) Der Snob
- Er verurteilt Drogen und
trinkt Alkohol.
- Er ist gegen das Rauchen
und fährt ein Auto.
- Er will Christ sein und
hat die Bibel nicht gelesen.
- Er sagt, dass er die Natur
liebt, und baut sein Haus auf dem Land, damit er sicher jeden Tag mit dem
Auto in die Stadt fahren muss, weil er dort arbeitet.
-Er spricht über Literatur
und hat nur Harry Potter gelesen.
- Er lehnt McDonalds ab,
kann aber selbst nicht kochen.
- Für ihn ist Qualität eine
Geschmackssache.
- Er ist Nationalist und
spricht seine eigene Muttersprache sehr schlampig.
- Er hält sich selbst für
unabhängig und küsst jeden Tag seinem Chef die Füße.
- Er will mit dir auf
gleicher Stufe stehen, unterstützt aber ein autoritäres Regime oder eine
veraltete Hierarchie.
- Er will die Elite
verkörpern, ist jedoch von deiner Anerkennung abhängig.
- Er würde die alten Autos
aus der Stadt verbannen, weil er eben genug Geld hat, sich ein Hybrid-Auto zu
kaufen.
- Er beklagt sich, dass die
Obdachlosen stinken und zieht selbst eine Parfümfahne hinter sich her.
- Mit einer Flasche Bier in
der Hand ist er der größte Fußballfachmann.
- Er verbringt zehn Tage
seines Urlaubs in einem Touristenparadies und sagt, dass er sich für fremde
Kulturen interessiert.
- Er spendet an Weihnachten
dem Roten Kreuz die Kleidung, die er selbst nicht mehr tragen würde.
- Als Historiker verurteilt
er die Französische Revolution und vergisst dabei, dass er ohne sie nur
Schweinehüter in einem abgelegenen Dorf geworden wäre.
- Für ihn ist Ordnung alles,
was die anderen reguliert.
- Er sagt, dass man das
Internet kontrollieren sollte, um die Verbreitung von falschen Nachrichten
und Konspirationstheorien zu verhindern, glaubt aber selbst an die
Wirklichkeit von Jesus.
- Für ihn ist nicht Ostern das
wichtigste christliche Fest, sondern Weihnachten.
- Er trägt einen
maßgeschneiderten Anzug, um seinen Bauch zu verstecken.
- Für ihn ist jeder Arme an
seinem Schicksal selbst schuld, weil er nicht weiß, dass er im alten Ägypten
selbst auch nur ein Sklave gewesen wäre.
- Er frisst nur Biogemüse,
um zu verhindern, dass Produkte aus Entwicklungsländern nach Europa kommen
können.
- Er benutzt nur sogenannte
energiesparende Glühbirnen auf seinem riesigen Weihnachtsbaum im Garten.
- Er ist stolz auf sein Aktivhaus
und vergisst dabei, dass er es ohne Steuervergünstigungen nicht hätte bauen
können.
- Er spricht über das
deutsche Wirtschaftswunder, ohne zu wissen, dass Deutschland heute genauso
arm wie Nordafrika wäre, hätte es nicht genau an der Grenze zum Ostblock
gelegen.
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Friday, 21 December 2018
Monday, 10 December 2018
250 Kleinere Schriften XIVL 1) Was du nicht alles glaubst! 2) Von der
Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?
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1) Was du nicht alles
glaubst!
2) Von der Hierarchie zur
vollen Gleichberechtigung?
1) Was du nicht alles
glaubst!
K. saß er auf der Bank unter
einen Baum, sah in Gedanken versunken vor sich hin. Seit Tagen hatte er
nichts mehr Warmes gegessen und wenn nicht bald ein bisschen Bares den Weg in
seine leere Taschen findet, wird ihm sein Zimmer gekündigt. Von weitem verriet
sein Äußeres diesen Zustand der Aussichtslosigkeit. Plötzlich hielt ein
gutgekleideter Mann vor ihm an. „Wie ich sehe, hast du weder Arbeit noch
Geld.“ F. hatte sich neben ihn gesetzt und schaute ihn prüfend von der Seite
an. Von der Größe zu urteilen war K. kräftiger gebaut, als der andere. „Schau
mich an, mir geht es gut!“ K. betrachtete ihn mit gleichgültigen Augen an.
„Zeig mal deine Zunge!“ „Wozu willst du die sehen?“ „Du hast Recht! Versteck
sie lieber in deiner Mundhöhle, sonst verbreitest du hier noch den Gestank
vom vielen Arschlecken.“ Dabei lächelte K. tief in sich hinein. „Hast du noch
immer nichts gelernt. Du kannst nicht immer auf Grundsätze bestehen,“ stieß
es aus F. hervor. „Dein Vater hat dich damals in ein katholisches Internat
geschickt, dir später eine Wohnung gekauft. Er spielte den großen
Systemgegner, hatte aber genauso daran teilgenommen, wie alle anderen auch.
Und du! Du hast dieses taube Blabla übernommen. Das ist, was ich schon früher
versuchte, dir zu erklären. Du hast deinen Vater verteidigt, vielleicht
wusstest du, dass aus dir einmal der gleiche Handlanger wird.“ K. würdigte F.
keines Blickes, während er dies aus sich herauspresste. „Was wirst du als
Bezahlung bekommen, wenn die anderen wiederkommen?“ „Denkst du wirklich, dass
es nur auf diese Weise geht? Du setztest dich zu mir auf die Bank, obwohl ich
schon daran gezweifelt hatte, dass du überhaupt so etwas besitzt, wie ein
Erinnerungsvermögen.“ Dies traf F. sehr tief. Wenn er stärker gewesen wäre,
hätte er zugeschlagen, aber K. war selbst in diesem Zustand ein gefährlicher
Gegner. Vor allem vor seinem Selbstgefühl schreckte F. zurück. „Die
Geschichte ist nicht gerecht,“ gab F. zurück. „Kurzfristig nicht. Da hast du
Recht. Solche Leute, wie du, werden einfach vergessen.“ „Natürlich wird man
sich an dich erinnern,“ lachte F. laut auf. „Ohne viele kleine Leute, wie
mich, würdest auch du noch immer in einem kleinen Dorf sitzen und Schweine
hüten. Sagen wir, die Kleidung hast du gewechselt, aber den Gestank hast du
in deinem Maul bewahrt.“ Jetzt sprang F. auf, so eine Beleidigung war ihm
doch zu viel. „Ich habe eine Frau und drei Kinder, die mich glücklich
machen.“ Zum ersten Mal hob K. den Blick. „Das ist der Kompromiss, den du
eingegangen bist. Deine Frau gibt dir das Gefühl, dass du ein Supermann bist,
wenn du dich auf ihr bemühst, damit du später im Amt noch besser Füße küssen
kannst. Das ist ein Handel! Oder hast du schon einmal davon gehört, das
Supermann ein Handlanger gewesen wäre?“ „Ohne Leute, wie mich, wäre dieses
Volk schon längst ausgestorben!“ und damit ging er weg. K. schaute ihm nicht
einmal nach. „Auch die Konspirationstheorie, dass es einen Jesus geben hat,
wäre schon längst ausgestorben,“ murmelte er in seinen ungepflegten Bart.
2) Von der Hierarchie zur
vollen Gleichberechtigung?
In einer nicht so fernen
Zukunft wird die Menschheit Raumschiffe in der Größe New Yorks bauen und mit
einer Besatzung von vielleicht hunderttausend Leuten auf die Reise gehen, um
neue, vielleicht bewohnbare Planeten in fernen Galaxien zu finden und zu
erforschen. Stellen wir uns vor, dass eine Handvoll sehr reicher
Geschäftsleute ihr ganzes Vermögen investieren und dann, nach Fertigstellung
der fliegenden Stadt, hunderttausend ausgewählte Leute einladen, an diesem
Abenteuer ohne Hoffnung auf Rückkehr teilzunehmen. Bis diese Mutigen ihr Ziel
erreichen, kann es Jahrhunderte vielleicht Jahrtausende dauern, solange
müssen sie alle zusammen ihr Leben eingeschlossen auf dieser Art Insel
verbringen.
Anfangs wird diese kleine
Gruppe von reichen Geschäftsleuten, haben sie doch alles finanziert, die
Führung auf dem Schiff übernehmen und alle wichtigen Entscheidungen treffen.
Sie verfügen über die nötige Autorität, der sich alle anderen unterordnen,
auch die erste, zweite und vielleicht dritte Generation nach ihnen wird diese
Stellung noch halten können, erinnern sich doch alle an die Gründungsväter des
riesigen Projekts. Spätestens in der vierten Generation wird es dann die
ersten Versuche geben, diese Gruppe abzuwechseln, sagen doch die jüngeren mit
Recht, dass sie nicht bereit sind, die Folgen für die Entscheidungen ihrer
Urgroßeltern zu tragen, dass dieses Erbe, der Besitz des Schiffes, sich nicht
bis in unendliche Generationen fortsetzen kann. Langsam müssen dann jene
früher führenden Schichten Entscheidungsbefugnisse abgeben, werden sich
anfangs absichern und eine dem amerikanischen Elektoren-System ähnliche
Wahlordnung einführen, um zu verhindern, dass machtgierige Volksführer eine
totalitäre Alleinherrschaft einrichten können. Nach längerer Zeit wird aber
auch dieses Elektoren-System von einer absoluten Demokratie abgelöst, in der
jede Stimme das gleiche Gewicht hat und weitumgreifende Koalitionen der
verschieden Meinungsgruppen ein Entscheidungsgremium bilden. Ich betone hier
absichtlich den Begriff „Meinungsgruppen“ und nicht „Interessengruppen“, weil
sich von selbst versteht, dass sowohl die Produktionsmittel, die sowieso von
Robotern gesteuert werden, als auch das Raumschiff das Eigentum der
Gemeinschaft bilden werden. Der Individualismus wird eine Gleichschaltung
oder einen Uniformismus verhindern, weil die Entwicklung des „Ich“-s eines
jeden einzelnen soweit fortgeschritten sein wird, wie heutzutage schon in der
Weltstadt New York, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft erkennen, dass ohne
Individualismus oder Sonderlinge keine Innovation, Kreativität oder
Erfindungsgeist möglich sind. Keiner wird mehr so dumm sein, zu denken, mit
dem Tod des Pharaos ende sein eigenes Leben. Jeder wird erkennen, dass die
Genialität eines homosexuellen Michelangelos, eines körperlich gänzlich
unfähigen Hawkins, eben in ihrer Besonderheit liegt.
Führt die Entwicklung der
Menschheit unaufhaltsam zum Kommunismus? Vergessen wir das Schreckgespenst
nationalistischer, elitistischer Zurückgebliebenheit. Die bisherige
Geschichte hat gezeigt, dass geistiger und technischer Fortschritt nur durch
eine immer weitere Aufteilung von Entscheidungskompetenzen, eine Möglichkeit
aller Mitglieder einer Gemeinschaft oder Gesellschaft an der Gestaltung der
Zukunft teilzunehmen, verwirklicht werden kann.
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