Friday, 7 April 2017

208) Kleinere Schriften X 1) Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib! 2) Das Sprachenspiel
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208 Kleinere Schriften X
1) Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib!
2) Das Sprachenspiel

Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib!
Eine Gruppe von Nomaden kommt zu einem Wasserloch in der syrischen Halbwüste. Seit Tagen waren sie auf der Suche nach dem kostbaren Nass gewesen, und jetzt ist dort schon eine andere Horde. Für beide ist hier kein Platz und nicht genug Wasser. Ein Kampf entfacht sich. Der Verlierer muss meist nicht nur einen Teil seiner Tiere, sondern auch das eine oder andere Mädchen abtreten. So oder ähnlich mag es vor drei-vier tausend Jahren ausgesehen haben. Der Stärkste überlebte, der Schwächere wurde ausgeraubt, getötet oder verdurstete. Auch der Führer einer Gruppe hatte seine Position durch Kampf erlangt, alle Tiere und Frauen gehörten ihm, die übrigen Männer waren seine Diener und Untertanen.
Dann kam die Kuh als Haustier, eine wirtschaftliche Revolution. Mit ihrer Milch, Butter, Käse und so weiter war ein Mann jetzt fähig, eine Frau und mehrere Kinder zu ernähren. Aber so ein Tier ist anspruchsvoller, benötigt immer frisches Gras, Wasser, einen Stall und kann nicht so große Strecken zurücklegen. Man musste sich niederlassen. Die erste Welle zwischen Jordan und Mittelmeer waren die Phönizier, dann die Juden und später die Palästinenser. Dörfer und kleinere Städte entstanden. Man betrieb Landwirtschaft, baute Schutzwälle um die Siedlungen gegen feindliche Nomaden, und Dämme für die Wasserversorgung. Das ruhige Leben und der verhältnismäßige Reichtum brachte eine Umstrukturierung und Demokratisierung der gesellschaftlichen Beziehung mit sich. Nun war es nicht mehr nötig, dem anderen das Vieh oder Weib zu rauben, um zu überleben, man war vielmehr auf die Hilfe und Zusammenarbeit des Nachbarn angewiesen. Neue Gesetze wurden geschaffen: Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib!

Das Sprachenspiel
Was du zu diesem Spiel brauchst:
- Einen Spielplan, bei dem es einen Start und ein Ziel gibt. Du kannst dir auch selbst einen auf einem großen Bogen Papier zeichnen.
- Einige Figuren, die die Spieler repräsentieren sollen. Tierfiguren sind sehr geeignet, wenn du mit Kindern spielst.
- Mehrere Würfel, auf die du schreiben oder Matrizen aufkleben kannst. Auf jede Matrize schreibst du jeweils ein Wort. Du solltest die Würfel nach Wortgruppen aufteilen: Hauptwörter, Tunwörter, Wiewörter, Präpositionen, persönliche Fürwörter, Bindewörter und so weiter. Für Spieler mit größeren Kenntnissen können auch zum Beispiel Artikel, Tunwörter oder Wiewörter in verschiedener Deklination oder Konjugation und Zeitform angefertigt werden. Im Allgemeinen zählt jedes Wort einen Punkt, es ist aber auch möglich, schwereren Wörtern mehr Punkte oder leichteren Wörtern negative Punktzahlen zu geben.
Das Spiel kann beginnen. Jeder Mitspieler bekommt eine Figur, die er auf das Startfeld stellt. Die Spieler würfeln einer nach dem anderen und müssen jetzt versuchen, mit den auf der Oberseite der Würfel stehenden Wörtern Sätze und dazugehörige Nebensätze zu bilden. Spielt ihr mit wenigen Würfeln, hat der Spieler das Recht, eigen Begriffe hinzuzufügen, natürlich ohne dafür Punkte zu bekommen. Die Punkte der benutzten Wörter werden zusammengezählt und die Figur des Spielers darf so viele Felder vorrücken. Gewinner ist, wer als erster das Ziel erreicht hat.
Noch einige Hinweise: Sollte der Wissensunterschied, besonders bei kleineren Kindern zu groß sein, ist es ratsam, mehrere Figuren als Spieler zu benutzen, wobei keine Figur einen einzelnen Mitspieler repräsentiert, sondern die Kinder werden der Reihe nach gebeten, einen Satz zu bilden. Hierbei werden die Kinder natürlich ihrem Lieblingstier die Daumen drücken, bekommen aber nicht das Gefühl der Verlierer zu sein, wenn ihr Liebling nicht gewinnt und verlieren so den Spaß am Spiel nicht. Auf die absolute Richtigkeit der Sätze, Satzordnung, Deklination, Konjugation und so weiter sollte bei Anfängern, also Kindern, kein so großer Wert gelegt werden, weil sie durch das Spiel ermutigt werden sollen, das bisher gelernte ohne Hemmungen in die Praxis umzusetzen. Die Anzahl der Würfel kann nach Belieben gesteigert werden. Zu oft gebrauchte Wörter sollten eine niedrigere oder gar negative Punktzahl erhalten.
Viel Spaß beim Spielen!
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