184) Der Tapfere
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Der Tapfere
Stolz läuft der kleine Strohhaardackel neben
dem Kinderwagen. Endlich hat er seinen Platz wieder gefunden. Nachdem das
Kind geboren war, fühlte er sich nämlich einfach vernachlässigt, hatte sogar
ein paar Kilo zugelegt, weil man ihn für sein Geschäftchen nur noch kurz vor
die Tür führte.
Früher hatte ihn seine Herrin sehr oft und
lange ausgeführt, mit ihm gespielt. Wenn sie sich einsam fühlte oder traurig
war, nahm sie ihn wie einen Teddy-Bär mit ins Bett. Dann kam ein junger Mann,
eigentlich ganz sympathisch, aber nur auf den ersten Blick. Zuerst hatte auch
er mit ihm gespielt, ihm immer einen feinen Brocken mitgebracht. Aber als er
dann eingezogen war, änderte sich alles. Die Rolle des Teddy-Bärs übernahm
von nun an der Jüngling. Man ging natürlich noch viel spazieren, besonders am
Abend, „wie romantisch“, doch spielte mit ihm keiner mehr, und den Platz auf
dem Sofa vor dem Fernsehen musste er abgeben.
Am schlimmsten war es dann die letzten
Wochen vor und die ersten Wochen nach der Geburt des neuen
Familienmitgliedes. Für ihn, den Hund, war dieses nur ein Eindringling, kein
Hund beschäftigte sich mit dem Hund. Nur der Großvater der Familie war eine
Ausnahme, während die ganze Bagage um die Kinderkrippe versammelt war und
unverständliche Laute von sich gab, saß der alte Herr in einer Ecke und
streichelte den Hund. Wie bei einem geheimen Bündnis saßen sie nebeneinander,
schienen, sich zu verstehen. Aber bei dem Vorschlag, der Großvater solle doch
den Hund mitnehmen, weil sie so gut zusammenpassten, blieb ihm kurz das Herz
stehen.
Nach drei Monaten Durststrecke ging es
wieder hinaus, es war gerade Frühling geworden. Und er, der Hund der Familie,
hatte die Aufgabe des Wächters bekommen, die Welt schien wieder in Ordnung.
Eine wirkliche Aufgabe für einen ganzen Hund. Im Park trabte der
Ausgezeichnete mit erhobenem Haupt neben dem Kinderwagen, als plötzlich ein
großer Hund an der Leine um die Heckenecke seine Nase erblicken ließ. Ein
kurzes Knurren, gleich darauf riesiges Gebell des Kleinen, der Große ließ
sich natürlich nicht zweimal bitten, stürzte auf ihn los, das Herrchen viel
beinahe auf die Nase, konnte aber den Großen noch kurz vor dem Zusammenstoß
mit dem Kleinen zurückhalten, was für ein Glück für den Kleinen. Lautes Gebrüll
des Mannes, um den seinen zu zügeln, noch schrilleres Geschrei der Frau:
„Halten sie doch ihren Hund zurück!“ Dabei war auch das bisher friedlich
schlafende Baby aufgewacht und schrie nun aus vollem Hals.
Der ganze Park schaute in die Richtung, aus
der der Krawall kam. Alle bewunderten den tapferen, kleinen Hund, dessen
Stimme alle übertönte.
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Sunday, 4 September 2016
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