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Die Hexenjagd beginnt (Juli 2017)
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Die Hexenjagd beginnt (Juli
2017)
Seit Jahren arbeitet der
Schriftsteller dieses Berichts an einem Blog, auf dem man kostenlos Sprachen
lernen kann. Die Besucher des Blogs zieht vor allem das Deutsche, Englische,
Französische und Spanische an, aber auch das Russische oder unbekanntere
Sprachen, wie das Ungarische, gar eine tote, wie das Lateinische finden ihre
Interessenten.
Wie man eine Sprache
erlernen kann, dafür gibt es die verschiedensten Methoden und Vorstellungen.
Bei dem genannten Blog wird nichts übersetzt, sondern alles anfangs durch
Bilder, später durch in den früheren Lektionen verwendete Wörter erklärt. Auf
diese Weise eignet sich ein Kind eine Sprache an, weil es ja nicht sprechend
geboren wird. Ein besonders für den Blog angelegtes Wörterbuch führt den
Lerner immer zu der Lektion zurück, in der das gesuchte Wort erstmals
vorkommt. Am Anfang befindet sich eine Grammatik-Zusammenfassung, die auf der
einen Seite dem Lerner helfen soll, auf der anderen aber die Ansichten des
Autors widerspiegelt, der durch Jahrzehnte langes Studium und eigene
Erfahrungen zu Schlussfolgerungen kam, die des Öfteren den an Universitäten
und in Lehrbüchern gepredigten Dogmen widersprechen. Die Arbeit an diesem
Werk ist überaus interessant, geht aber langsam voran, während der Linguist
sich von Text zu Text, von Wort zu Wort, von einem grammatikalischen
Schwierigkeitsbündel zum anderen begibt.
Eines Morgens, als er sich
gerade an den nächsten lateinischen Text machen wollte, musste er
feststellen, dass die Lektionen für diese Sprache für diese Sprache für
Besucher nicht mehr erreichbar waren. Ein Schock durchfuhr ihn. War es einem
Gegner gelungen, in das Blocksystem einzudringen und es zu blockieren? Wer
könnte ein Interesse daran haben, genau die Aneignung einer toten Sprache
verhindern zu wollen? Es gab dort weder politische Äußerungen, noch sprachen
die geringen Besucherzahlen dieses Teiles des Blockkomplexes dafür, sich
gerade darauf zu stürzen.
In seinen Einträgen und
Artikeln dagegen machte er sich über politische Akteure lustig, kaum einer
wurde verschont, Kirche, neofaschistische Parteien in Europa, Israel und so
weiter. Er hatte sich viele Feinde und wenige Freunde geschaffen. Aber dies
waren nicht die Sprachenblogs, sondern seine literarischen Werke.
Oder vielleicht ein
Konkurrent auf dem Sprachenmarkt? Es gab sowieso schon viele Besucher in der
ganzen Welt.
Die Werbung für den Blog
hätte eigentlich viel gekostet, doch eröffnete bei Portalen, wie Facebook
oder LinkedIn, um nur die wichtigsten zu nennen, immer wieder neue Konten,
verschickte an tausende Privatleute seine Kontaktanfragen, wenn diese
bestätigt wurden, konnte er diesen Leuten einen kurzen informativen Text mit
dem Link zu seinem Blog schicken. Kamen die Portale aber dahinter, dass er
für diese Art der Werbekampagne nicht bezahlte, blockierte man ihm kurzum die
Konten. Jede Konkurrenz auf dem Markt war ihnen gefährlich, vor allem wenn es
sich um einen Blog handelte, der endlich einmal etwas qualitativ Gutes
herstellte.
Als nächstes sah er nach, ob
vielleicht etwas mit dem Innenleben des Blogsystems passiert war. Da stellte
sich heraus, dass Google selbst diesen Blog-Teil blockiert hatte. Er musste
Google dankbar sein, dass es der Allgemeinheit so eine Möglichkeit bot. Aber
musste nicht auch Google ihm dankbar sein, weil er mit seiner unbezahlten
Arbeit nicht nur seinen Blog sondern auch Googles Suchsystem berühmt machte.
Also, was steckte dahinter, was waren die Gründe?
Die amerikanischen
Präsidentschaftswahlen waren abgelaufen und ein Populist der schlimmsten Art
hatte gewonnen, angeblich mit Hilfe von russischen Hackern. Rechtsgerichtete
und Islamisten verbreiteten Schreckensnachrichten im Internet, sogar sonst
eigentlich liberale Politiker und Medienakteure riefen nach Kontrolle dieses
Mediums, die Panik war vollständig. Facebook, Twitter, LinkedIn, Google und
andere wurden aufgerufen, ihre eigenen Portale zu „säubern“. Hatte denn aus
der Geschichte niemand etwas gelernt? Im Mittelalter bestimmte die Kirche,
was von den Mönchen vervielfältigt werden sollte. Dann tauchte ein
Soros-Agent auf, der Erfinder des Buchdrucks, Gutenberg. Die Kirche, der
König und Adel zeigten sich empört und warnten davor, dass das Volk nun
schädliche Schriften lesen würde. Was für eine Parallele zur heutigen Zeit!
Aber im einundzwanzigsten Jahrhundert müssten wir eigentlich wissen, dass der
Buchdruck wesentlich zur Demokratisierung eines Teils der Welt beigetragen
hat.
Aber Google widerstand der
Versuchung nicht, dem Verlangen dieser ungebildeten Schreihälse genugzutun,
sondern hatte ein Programm in Betrieb gesetzt, um alle Inhalte der Blogs
durchzusehen. Dieses Programm war auf hundertfünfzig heute gesprochene
Sprachen eingestellt und filterte alles als gefährliche Geheimsprache aus,
was nicht in dieses Schema passte. Lateinische oder Sanskrit-Texte wurden nur
dann akzeptiert, wenn sie mit den Namen Cicero, Horatius versehen waren. Aber
sein Blog lehrte diese alte, würdige Sprache mit eigenen Texten ohne
Übersetzung, und war deshalb im Sieb hängengeblieben. Wann wird der kleine
Mann endlich erwachen und sich gegen diese Willkür auflehnen? Wem soll man
die Macht und das Bestimmungsrecht geben, zu entscheiden, was wir lesen
dürfen, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass sich dies wieder zu einer
diktatorischen Zensur auswächst?
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Wednesday, 26 July 2017
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