Tuesday, 29 August 2017

215 Kleinere Schriften XIV 1) Sie sehen auf dich herab … 2) Über Tote nur Gutes!
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215 Kleinere Schriften XIV
1) Sie sehen auf dich herab …
2) Über Tote nur Gutes!

Sie sehen auf dich herab, wollen dir das Gefühl geben, dass du ein niemand bist, und wenn du dann bewiesen hast, dass du auch noch besser bist als sie, wollen sie dich mit offenen Armen in ihre Kreise aufnehmen. Wie erstaunt sind sie dann, ja fast beleidigt, wenn du ihnen zu verstehen gibst, dass du nicht den geringsten Wunsch hast, dazuzugehören.



Über Tote nur Gutes
„Hoho! Wirt! Bring uns noch Wein! Es durstet uns, wie in der Wüste zur Mittagszeit!“ – schrie er durch den Saal. „Hast du auch noch genug Münzen dafür?“ – fragte der Wirt, als er einen neuen, vollen Krug auf den Tisch stellte. Wütend warf der Trinkende ein Säckchen mit klingenden Geldstücken auf den Tisch. „Woher hat er jetzt dieses Geld? Beim letzten Mal hatte er fast seine Hosen hier lassen müssen. Der hat seit dem Tod seines Vaters nicht nur sein ganzes Erbe, sondern auch seinen Verstand versoffen.“ – fragte sich der Wirt. „Aha, da wunderst du dich? Du Knauserich! Ich habe nämlich die letzte Goldkette meiner verstorbenen Mutter verkauft!“ – antwortete er in Gedanken, als er dem erstaunten Gasthausbesitzer ins Gesicht lachte. Aber er wusste auch, dass dies sein letztes Geld war. Der Alkohol hatte ihn zwar ziemlich herunterkommen lassen, jedoch wäre er zu feige gewesen, zu betteln, zu stehlen oder gar zu rauben. Er war sich gewiss, dass er die Stadt verlassen würde. Als sein Geld aufgebraucht und der letzte Krug geleert war, erhob er sich, warf den Krug gegen die Wand und ging hinaus. Seine Saufkumpanen riefen ihm nach: „Bis morgen!“ Aber er antwortete ihnen nicht. Mit dem Mut des Betrunkenen begab er sich in Richtung Wald, fühlte weder die Dunkelheit, noch die Äste und Zweige, über die er stolperte, oder die ihm ins Gesicht schlugen. Irgendwann hatte er dann soviel Alkohol herausgeschwitzt, dass er nach einem Sturz einfach liegen blieb, wohin er gefallen war.
Als er aufwachte, hatte er fürchterliche Kopfschmerzen. Doch, was war das? Zu seinen Füßen saß ein Mann, der betete. Dieser gab ihm einen Krug. „Wein?“ Nein, Wasser, aber kühl und frisch, genau das Richtige für einen Katzenjammer und eine ausgetrocknete Kehle. Der Stumme stand auf, ging ein paar Schritte, schaute zurück und wartete. „Ach, du willst, dass ich dir folge!“ Beschwerlich stellte er sich zuerst auf alle viere, dann auf die Beine, ein bisschen wankend, aber es ging. Sie gingen eine Weile, dann hielt der Stumme an, bückte sich und aß ein paar Pilze vom Boden, der nüchtern Werdende tat es ihm gleich. Ein Stückchen weiter führte er ihn zu einem Vogelnest, nahm eines der Eier und gab ihm zu verstehen, auch nur eines zu nehmen, damit der Vogel das Nest nicht verließe, sondern ein paar neue lege. Der Stumme sagte nie ein Wort, lehrte ihn mit Zeichen, um die Natur entdecken. Manchmal hätte unser Verarmter gerne ein paar Worte gesprochen, aber da er keine Antwort bekam, wandte er sich an die Tiere. Von Zeit zu Zeit hatte er das Gefühl, als ob diese ihm zuhören würden. Irgendwann starb dann sein stummer Meister und nun musste der eifrige Lehrling alleine überleben. Anfangs war er sehr traurig, hatte er sich doch an seinen Führer gewöhnt.
Wenn sehr selten Leute sich im Wald verirrten, sprach er aber kein Wort mehr mit ihnen. Vielleicht hatte er es verlernt, oder sich einfach daran gewöhnt. Mit den Tieren machte er ihre Töne nach. In der Stadt hatte man ihn schnell vergessen, vor allem weil er eigentlich keine Schulden hinterlassen hatte, weswegen man auf ihn hätte böse sein können. Langsam entstanden Legenden und Mythen über einen Heiligen, der das Erbe seines Vaters verschenkt hatte, und in den Wald gegangen war, um den Tieren das Wort Gottes zu predigen.
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Thursday, 17 August 2017

214 Kleinere Schriften XIII 1) Die Geschichte wiederholt sich 2) Der Todeskampf des Mittelalters
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214 Kleinere Schriften XIII
1) Die Geschichte wiederholt sich
2) Der Todeskampf des Mittelalters

Die Geschichte wiederholt sich
Die Restauration von achtzehnhundertsechzehn konnte zwar die alten, staatlichen Strukturen wieder herstellen, aber der Glaube an die Unantastbarkeit der Religion oder des Königs war zerstört. Aber was ersetzte die Treue gegenüber Gott und König? Der Nationalismus, alle Leute eines Landes sollten Brüder sein, füreinander da sein. Napoleon, die große Hoffnung, hatte sie alle verraten, als er sich selbst zum Kaiser krönte. „Die Franzosen brauchen König, wenn sie sogar einen Kaiser akzeptieren!“ So gab man ihnen wieder die Bourbonen. Jedoch nach dreißig Jahren mussten diese das Land erneut verlassen. Ist der Geist der Freiheit einmal aus der Flasche, dann ist sie später zu klein für ihn. Die Gedanken suchen sich neue Dimensionen, neue Wege der Verwirklichung.
Mit englischen Schiffen kamen nicht nur Waren aus aller Welt, sondern auch neue Motive, Formen und Vorstellungen über Farben nach Europa. Schwarzafrika, Indien, China, Japan und die arabische Welt ließen sich nun auch hier kennenlernen, man musste keine Reise um die Erde mehr antreten. Impulse warteten darauf entdeckt zu werden. Die Technik ermöglichte, bisherige, natürliche Grenzen zu überschreiten. Doch der geistige Höhenflug machte vielen Angst, sie befürchteten den Boden unter den Füßen zu verlieren, waren noch nicht reif genug, ihr eigenes Geschick bestimmen zu wollen. Bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts war das Chaos in den Köpfen so groß geworden, dass sich die meisten gerne in die Hände einiger Führer gaben; das Ergebnis war der erste (der große Krieg) und zweite Weltkrieg.
Nach dieser katastrophalen Führung und Unterdrückung entstand wieder ein Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts gibt es schon wieder viele, die aus der Geschichte anscheinend nichts gelernt haben und sich führen lassen wollen. Sie erschrecken vor den eigen Möglichkeiten.


Der Todeskampf des Mittelalters
Iphigenia in Aulis, die Griechen hatten ihre eigenen Götter kritisiert, hatten sich davon befreit, sich von der Religion vorschreiben zu lassen, was sie denken oder glauben sollten. Bei den Römern gab es eine Demokratie der Götter, der römische Bürger konnte sich aussuchen, welchem Hirngespinst er Opfer bringen wollte. Im Pantheon waren diese alle gesammelt. Und dann kam die Völkerwanderung. Das römische Reich, geschwächt auch durch die weltfremde Ideologie des Christentums, konnte dem barbarischen Schwung der Germanen und Hunnen nichts mehr entgegensetzen, es zerfiel.
Aber die Germanen waren zu ungebildet, um zu sehen, dass das Christentum auch sie ins Verderben führen würde. Die Kirche verbot alle Freudenfeste, Götter und Mythen. Aus den Saturnalien machte sie Weihnachten und Silvester, aus den germanischen Göttern christliche Heilige, aus den heiteren Wassernymphen prüde Marien, die ohne körperliche Freuden Kinder gebären. Das Christentum stieß Europa in eine tiefe, dunkle Schlucht der Unwissenheit und Prüdheit. Fast mehr als tausend Jahre sah es so aus, als ob diese schöne Welt wirklich zum Jammertal verkümmern würde. Nur der Araber richtete seine Religion so ein, dass sie ihm sein Privatleben nicht vollständig auffraß.
Dann folgte ein Erwachen: die Renaissance! Der Mensch, das Wissen stand wieder im Mittelpunkt. Der Buchdruck half bei der Verbreitung von Gedankengut und brachte am Ende die Demokratie. Immer weiter wurde der dunkle Geist des Mittelalters zurückgedrängt; Jerusalem war nicht mehr der Mittelpunkt der Erde, weil sie ja rund ist; die Erde, das beste Werk Gottes, war nicht mehr der Mittelpunkt des Universums. Die Geister des Mittelalters schrien „Sodom und Gomorra“, aber die meisten wollten einfach frei leben. In einigen Teilen der Welt dürfen Homosexuelle heute heiraten, Andersfarbige und Frauen sind gleichberechtigt, Drogen sind, wie das Gift Alkohol, legal. Den Moralisten aus alten Zeiten bleibt nur noch das Sippen-, Stamm- oder Nationalbewusstsein, also der Rassismus und Fremdenhass. Sie verbreiten bei den Prüden, die zu dumm sind, um den Sex wirklich zu genießen, das Scheinbild, dass nur Treue zu einem einzigen, andersgeschlechtlichen Partner das Glück ihres Lebens sichern kann.
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Wednesday, 2 August 2017

213) August 2, 2017 - Sie leben in einer Streichholzschachtel
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213
August 2, 2017
Sie leben in einer Streichholzschachtel
Die Sommerferien hatten gerade angefangen und obwohl ich erst siebzehn geworden war, entschied ich, meinen ersten Ausflug in die große Welt zu machen. Meine Jungfernreise ins Ausland führte mich nach Nizza. Ein wunderbares Gefühl, befreit von allem, was mir in meiner Heimatstadt zu eng geworden war. Bereits am dritten Tag hatte man mir mein Geld gestohlen. Aber ich hätte mich doch geschämt, sofort wieder nach Hause zu fahren. Von ein paar Obdachlosen, Deutschen und Franzosen lernte ich, wie man auch ohne Geld überlebt. Einer dieser Leute dort kam aus meiner Gegend und war nicht unbedingt erfreut, mich zu sehen. Fünfunddreißig Jahre später sollte ich verstehen, was der Grund dafür war. Wir saßen hier zwischen Monte Carlo und Cannes, zwischen Fürsten und weltberühmten Schauspielern und nun sprach da einer über eine deutsche Provinzstadt.
Fünfunddreißig Jahre später gab mir ein rechtsgerichteter Ungar ein von einem verarmten, deutschen Adligen geschriebenes Buch, in dem sich ein Kapitel mit einem Teil der Geschichte Ungarns und danach eines mit der von England beschäftigte. Deutsche Provinzstadt – Monte Carlo, Ungarn – England. Ich las das Kapitel über die Geschichte Ungarns und beschloss, ihm einen kleinen Vortrag über Geschichte zu halten.
Fünfhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung wanderten germanische Stämme nach Europa ein. Sie verbreiteten sich vom Ural bis zum Rhein, von Skandinavien bis ins Karpatenbecken. Ungefähr tausend Jahre später kamen asiatische Stämme und verdrängten die Germanen aus ihren südlichen Siedlungsgebieten. Im siebten Jahrhundert verdrängten die Slawen die Germanen aus den östlichen Gebieten. Während die Ungarn am Ende des neunten Jahrhunderts einen Keil zwischen Nord-Ost-Slawen und Südslawen trieben, versuchten die germanischen Fürsten, das Vordringen der Slawen im Raum Polen und Tschechei zu verhindern. Im dreizehnten Jahrhundert suchten die Könige des Heiligen Römischen Reiches (Im neunzehnten Jahrhundert wurde der Name“ Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ geprägt.) eine neue Aufgabe für die aus dem Heiligen Land zurückgekommen Ritter, und schickten sie in die baltischen Gebiete. Jene bauten dort die Ländereien des Deutschen Ritterordens auf, wobei sie die dort ansässigen Slawen und Finn-Ugoren wie Sklaven behandelten (Daher der Begriff „sclavus“, der später ins Lateinische übernommen wurde.). Die Habsburger verrichteten das gleiche mit den Ungarn und Slawen in den östlichen Provinzen ihrer Donaumonarchie. Im späteren Geschichtsunterricht des deutschsprachigen Raumes nahmen diese Geschehnisse, neben den Kriegen mit Frankreich und denen in Italien, einen wichtigen Platz ein. Selbst Internationalisten wie Marx sahen im Slawentum eine Gefahr für die europäische Kultur (Später sollten die Chinesen die Rolle der Phantominvasoren übernehmen.) und unterstützte mit seinen Manifesten aus den Jahren achtzehnhundertachtundvierzig/neunundvierzig die Ungarn gegen die Habsburger und Slawen. Hitler machte sich dieses Hirngespinst zu eigen und propagierte seinen „Lebensraum im Osten“. Außerdem hatte sich der Kommunismus zuerst in Russland verwirklicht, was es den Faschisten leicht machte, diese Utopie mit dem Slawentum auf einen Nenner zu bringen.
In dem obengenannten Kapitel des Buches ging es auch noch um Ungarn, die in Amerika zum Beispiel die Filmindustrie bestimmten/überschwärmten. Er hatte nur vergessen, zu erwähnen, dass diese Leute zum Teil Juden oder Oppositionelle waren, die aus dem Horthy-Ungarn hatten fliehen müssen.
Weiterhin behauptet dieser verarmte, deutsche Adlige, dass die Ungarn durch die Öffnung der Grenzen für die deutschen Flüchtlinge neunzehnhundertneunundachtzig den Kommunismus zum Zusammenbruch gebracht, und sich so für die Ereignisse von Ende neunzehnhundertsechsundfünfzig revanchierten haben sollen. Würde ein Ungar einem Polen die Geschichte so auftischen, müsste er damit rechnen, dass der Pole ihn auslacht, hatte dieser doch zehn Jahre lang den Sowjets mit seiner Solidaritätsbewegung das größte Kopfzerbrechen bereitet, während der Ungar knapp ein halbes Jahr später bei den Mai-Paraden neunzehnhundertsiebenundfünfzig Kádár János feierte. Der Pole würde ihm vorwerfen, im ganzen kommunistischen Blog der größte Russenfreund gewesen zu sein und als Gegenleistung den höchsten Lebensstandard erhalten zu haben. Bei Geschichtswissenschaft dreht es sich nicht darum, wer sie wie auslegt, sondern um ein gemeinsames Einverständnis aller Beteiligten.

Diese Leute leben in einer Streichholzschachtel und sehen nicht, was um sie herum geschieht, und es interessiert sie auch nicht.
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