214 Kleinere Schriften XIII 1) Die Geschichte wiederholt sich 2) Der
Todeskampf des Mittelalters
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214 Kleinere Schriften XIII
1) Die Geschichte wiederholt
sich
2) Der Todeskampf des
Mittelalters
Die Geschichte wiederholt
sich
Die Restauration von
achtzehnhundertsechzehn konnte zwar die alten, staatlichen Strukturen wieder
herstellen, aber der Glaube an die Unantastbarkeit der Religion oder des
Königs war zerstört. Aber was ersetzte die Treue gegenüber Gott und König?
Der Nationalismus, alle Leute eines Landes sollten Brüder sein, füreinander
da sein. Napoleon, die große Hoffnung, hatte sie alle verraten, als er sich
selbst zum Kaiser krönte. „Die Franzosen brauchen König, wenn sie sogar einen
Kaiser akzeptieren!“ So gab man ihnen wieder die Bourbonen. Jedoch nach
dreißig Jahren mussten diese das Land erneut verlassen. Ist der Geist der
Freiheit einmal aus der Flasche, dann ist sie später zu klein für ihn. Die
Gedanken suchen sich neue Dimensionen, neue Wege der Verwirklichung.
Mit englischen Schiffen
kamen nicht nur Waren aus aller Welt, sondern auch neue Motive, Formen und
Vorstellungen über Farben nach Europa. Schwarzafrika, Indien, China, Japan
und die arabische Welt ließen sich nun auch hier kennenlernen, man musste
keine Reise um die Erde mehr antreten. Impulse warteten darauf entdeckt zu
werden. Die Technik ermöglichte, bisherige, natürliche Grenzen zu
überschreiten. Doch der geistige Höhenflug machte vielen Angst, sie
befürchteten den Boden unter den Füßen zu verlieren, waren noch nicht reif
genug, ihr eigenes Geschick bestimmen zu wollen. Bis zum Ende des neunzehnten
Jahrhunderts war das Chaos in den Köpfen so groß geworden, dass sich die
meisten gerne in die Hände einiger Führer gaben; das Ergebnis war der erste
(der große Krieg) und zweite Weltkrieg.
Nach dieser katastrophalen
Führung und Unterdrückung entstand wieder ein Bedürfnis nach
Selbstbestimmung. Am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts gibt es schon
wieder viele, die aus der Geschichte anscheinend nichts gelernt haben und
sich führen lassen wollen. Sie erschrecken vor den eigen Möglichkeiten.
Der Todeskampf des
Mittelalters
Iphigenia in Aulis, die
Griechen hatten ihre eigenen Götter kritisiert, hatten sich davon befreit,
sich von der Religion vorschreiben zu lassen, was sie denken oder glauben
sollten. Bei den Römern gab es eine Demokratie der Götter, der römische
Bürger konnte sich aussuchen, welchem Hirngespinst er Opfer bringen wollte.
Im Pantheon waren diese alle gesammelt. Und dann kam die Völkerwanderung. Das
römische Reich, geschwächt auch durch die weltfremde Ideologie des
Christentums, konnte dem barbarischen Schwung der Germanen und Hunnen nichts
mehr entgegensetzen, es zerfiel.
Aber die Germanen waren zu
ungebildet, um zu sehen, dass das Christentum auch sie ins Verderben führen
würde. Die Kirche verbot alle Freudenfeste, Götter und Mythen. Aus den
Saturnalien machte sie Weihnachten und Silvester, aus den germanischen
Göttern christliche Heilige, aus den heiteren Wassernymphen prüde Marien, die
ohne körperliche Freuden Kinder gebären. Das Christentum stieß Europa in eine
tiefe, dunkle Schlucht der Unwissenheit und Prüdheit. Fast mehr als tausend
Jahre sah es so aus, als ob diese schöne Welt wirklich zum Jammertal
verkümmern würde. Nur der Araber richtete seine Religion so ein, dass sie ihm
sein Privatleben nicht vollständig auffraß.
Dann folgte ein Erwachen:
die Renaissance! Der Mensch, das Wissen stand wieder im Mittelpunkt. Der
Buchdruck half bei der Verbreitung von Gedankengut und brachte am Ende die
Demokratie. Immer weiter wurde der dunkle Geist des Mittelalters
zurückgedrängt; Jerusalem war nicht mehr der Mittelpunkt der Erde, weil sie
ja rund ist; die Erde, das beste Werk Gottes, war nicht mehr der Mittelpunkt
des Universums. Die Geister des Mittelalters schrien „Sodom und Gomorra“,
aber die meisten wollten einfach frei leben. In einigen Teilen der Welt
dürfen Homosexuelle heute heiraten, Andersfarbige und Frauen sind
gleichberechtigt, Drogen sind, wie das Gift Alkohol, legal. Den Moralisten
aus alten Zeiten bleibt nur noch das Sippen-, Stamm- oder
Nationalbewusstsein, also der Rassismus und Fremdenhass. Sie verbreiten bei
den Prüden, die zu dumm sind, um den Sex wirklich zu genießen, das
Scheinbild, dass nur Treue zu einem einzigen, andersgeschlechtlichen Partner
das Glück ihres Lebens sichern kann.
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Thursday, 17 August 2017
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