Saturday, 20 January 2018

222 Kleiner Schriften XXI 1) Tiere und ihre sprachlichen Stilrichtungen 2) Der Ältere oder Alte 3) Träume sind Schäume
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1) Tiere und ihre sprachlichen Stilrichtungen
2) Der Ältere oder Alte
3) Träume sind Schäume

1) Tiere und ihre sprachlichen Stilrichtungen
Der Maulwurf
Ich lebe allein. Hier unten ist es dunkel. Ich bin blind. Ich brauche meine Augen nicht. Jeden Tag grabe ich. Ich grabe Tunnel. Gestern grub ich nach rechts. Da war der Fluss. Wasser kam in meinen Tunnel. Heute grabe ich nach links.
Die Biene
He, dort sind viele Blumen! Kommt mal alle her! Wir brauchen ja viel Honig. Unser Staat ist doch sehr groß. Der Sommer ist doch wunderbar. Hier eine Blume und dort eine andere Blume. Irgendwer stiehlt immer unseren Honig. Wozu der wohl den Honig braucht? Vielleicht hat der ja auch Waben zu Hause. Er muss bestimmt seine Königin füttern.
Die Kuh
Wo ist denn dieser dumme Bauer, der mich immer melkt. Mein Euter ist so voll, dass ich Schmerzen habe. Er könnte auch den Stall ein bisschen sauberer halten, weil es hier fürchterlich stinkt. Und hier kommt dieser aufgeblasene Stier, der nicht einmal Kälber zur Welt bringen kann.
Der Affe
Obwohl der  dumme Löwe weiß, dass ich nicht herunterkomme, legt er sich da genau unter den Baum. Das Problem ist nur, dass ich auch nicht hinunterklettern kann. Ich werde ihm ein paar Nüsse auf den Kopf werfen, um ihn zu vertreiben. Pam! Getroffen. Was schaust du mich so dumm an. Wenn du nicht verschwindest, bekommst du noch ein paar.
Der Fuchs
In diesem Stall müssten die Hühner sein, wenn meine Nase mich nicht täuscht. Ich höre keinen Hund! Der wird wohl eingeschlafen sein, weil er zu viel gefressen hat. Wenn ich mich auch so voll stopfen würde, müsste das Loch im Zaun vergrößert werden.
Der Kauz
Die Nacht sei geheimnisvoll und schön, sagt der alte Grieche. Da gäben sich die Verliebten ein „Stell dich ein!“ Mann putze sich schön heraus, um einer solchen zu gefallen. Nichts sei für sie dann gut genug. Mann müsse ihr zu verstehen geben, nicht jeder sei als blonder Prinz auf weißem Pferd geboren. Wie gut, dass ich dafür schon zu alt bin.

2) Der Ältere oder Alte
Da saß er nun mir gegenüber, der Ältere, und sprach darüber, wie jung ich doch sei, dass ich noch viele Erfahrungen sammeln müsse. „Hast du auch etwas Konkretes oder wirfst du nur mit abgedroschenen Floskeln um dich herum?“ Entsetzt schaute er mich an. „Hast du keinen Respekt vor dem Alter?“ – „Nur alt geworden zu sein, ist kein Verdienst, wenn du nichts Besseres dazu gelernt hast!“ Er stand auf und ging weg. Erwartete er vielleicht, dass ich ihm nachlaufe, um mir den Blödsinn über die guten, alten Zeiten anzuhören? Woher nimmt er diese Hochnäsigkeit?

3) Träume sind Schäume
Wenn ich meinen Hund betrachtete, wie er sich im Traum bewegte, manchmal gar bellte, konnte ich nur zu dem Schluss kommen, dass auch er träumt. Wovon, blieb mir verborgen, ich wusste nur begrenzt, was er in meiner Gegenwart erlebt hatte. An seinen Gesichtsausdrücken ließ sich darauf schließen, ob es ein erquickender oder erdrückender Traum gewesen war. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass auch unsere ersten Vorfahren träumten. Sicherlich überlappten sich da Einbildung und Erlebtes, die allmähliche Trennung dieser beiden beruht auf einer Erkenntnis unserer geschichtlichen Zeit.
Aus der bestimmenden Figur des Ur-Urgroßvaters Wotan, Re, Kronides (Zeus) wurde ein Gott, später Halbgott, Jesus, Herkules, Buddha oder ein unendlich lange lebender Methusalem, Gilgames. Wer es genau wissen wollte suchte nach Überresten, der heilige Gral der Ritterzeit. In besonders erfolgreichen Vorfahren glaubte man die Schöpfer der Welt zu erkennen. Franz von Assisi (1226): Ich bin, weil in der heiligen Schrift steht, Gott habe mich erschaffen. Und wenn die Frau nicht schön genug war, dann machten Guillaume de Lorris  1230 und Jean de Meun, vierzig Jahre später einfach eine Rose daraus, Roman de la Rose. Die Vermischung von Erlebtem und Erzähltem führte bei vielen zu Albträumen, Dante (Divina Comedia, 1308 – 1320). Blühende Phantasie oder fürchterlich Angstzustände? Der Tag des Mittelalters gehörte den einigermaßen guten Göttern, die Nacht, Dunkelheit dagegen den bösen, Satan (Widersacher, Feind), Lucifer (Lichtbringer), Mephistopheles (Verbreiter von Lügen). Als die Furcht endlich überwunden war, suchte man sich eine Märchenwelt. Gargantua und Pantagruel, die absurde Welt der Riesen, Rabelais 1532 – 1564. Tiere wurden mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet, La Fontaine 1668. Die Kolonisation brachte die phantastische Welt aus Indien und Persien nach Europa, Tausendundeine Nacht, erste englische Übersetzung 1706. Münchhausen machte sich einen Spaß daraus und erzählte Lügengeschichten, 1770. Wieder ein bisschen Schauer mit Hoffmann, 1810. Brutalität mit den Gebrüdern Grimm. Nur trauriges Ende bei Andersen 1862. Eine wunderbare Spiegelwelt bei Lewis Carroll 1880. Dann ein wenig technisiert die ersten Science Fiction mit Jules Vernes. Und am Ende? Zurück zu den Göttern mit Superman.
Hat die Menschheit keine Vorstellungskraft mehr?
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Saturday, 13 January 2018

221 Kleinere Schriften XX Was für ein Leben!
Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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Was für ein Leben!

Ich gehe auf der Straße spazieren, vor mir, hinter mir, Leute auf dem Gehsteig. Gut oder dürftig bekleidet, arm oder reich, mit dem Fahrrad, Familien oder Bettler ohne Zugehörige. Auf der Straße, schöne, neue, teure, alte Autos. Ich habe weder eine Eliteschule noch in eine Armenschule besucht, sondern eine ganz normale. Mein Leben ist, nach Meinung der meisten meiner Zeitgenossen, nicht gerade immer nach Wunsch verlaufen, obwohl ich selbst der Überzeugung bin, dass ich mich eigentlich nicht beklagen kann. Ohne Auto und Eigentumswohnung bleiben mir auch die Sorgen hierfür erspart. Zusammengefasst also führe ich ein Durchschnittsleben.

Sollte ich meine eigene Stellung in der Gesellschaft bestimmen, so würde ich mir zwischen Stufe zwei oder drei einen Platz auf der Skala geben.
 
Zur Zeit der Pharaonen im alten Ägypten sah die Gesellschafts-struktur ganz anders aus. O,1 Prozent bildeten die Spitze mit Pharao, Priestern, Höflingen. Und den Rest, also 99,9 Prozent machten die Untertanen mit Sklaven, Bauern und ersten Dorfhandwerkern aus, die alle Kriegs- oder Arbeitsdienst an der zu errichtenden Pyramide leisten mussten. Es versteht sich von selbst, dass ich, wie die meisten von uns, ganz sicherlich nicht zur Oberschicht gehört hätte.












Im Laufe der Geschichte besserte sich die Lage ständig, doch zum König oder Adligen musste einer geboren werden, und so viel Glück traue ich mir beim besten Selbstbewusst-sein nicht zu. Und ein Volksmärchen vom tüchtigen Burschen, der dazu erkoren war, die Königstochter zur Frau zu nehmen, das Mädchen mit dem reinen Herzen, das dem Prinzen den Kopf verdreht, oder Gott hat alles gesehen und wirft einem plötzlich goldene Taler in den Schoß, spielt sich nur im Kopf von dummen Gläubigen ab.










Die Gesellschaft entwickelte sich weiter und sieht heute in den reicheren Ländern ungefähr so aus. Dieses Model scheint mir doch für uns alle etwas angenehmer. 
(Die blaue Linie stellt die Stufe eines Normal-sterblichen, wie mich dar.







Es steht natürlich jedem Phantasten frei, zu glauben, besser als andere zu sein, aber Geburt ist kein Verdienst. Und eine Elite, die darauf angewiesen ist, von anderen anerkannt zu werden, ist nur ein Clown, oder wie ich es ausdrücken würde, ein Affe.




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