Thursday, 19 May 2016

165) Rassismus
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165
Rassismus
In allen Religionen steht ein schaffender Gott am Anfang, der nacheinander die Welt aus dem Nichts aufbaute, oder eine Mutter Erde auf der dann alles entstand. Zuerst Tag und Nacht, dann Erde und Gestirne, Tiere für Wasser, Land und Luft, bei den Griechen sogar für das Feuer den Phoenix, als letztes den Menschen, das größte Erzeugnis seines Gesamtwerkes. Innerhalb dieser Ordnung stehen weltliche Würdenträger, die meist auch die höchsten, geistlichen Ämter innehaben, an der Spitze der Pyramide.
Dass mit diesem Aufbau etwas nicht ganz stimmt, fiel nicht nur einem auf. Von Buddha über Jesus, Martin Luther, die Französische Revolution bis zu Gandhi, dem amerikanischen Martin Luther King oder Nelson Mandela bäumten sie sich auf.
Mehrere Kulturen, Religionen und Völker umgreifende Reiche bildeten sich, das chinesische, die indischen, das persische, das römische. Viele Götter wurden übernommen, die besiegten Völker versklavt. Wenn sich die verschiedenen Kulturen assimiliert hatten, wurden aus den Sklaven sehr oft herrschende Schichten, weil diese mehr gezwungen waren, mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu überleben, und diese aus diesem Grund besser als die ehemaligen Eroberer entwickelt hatten. Aus Aufzeichnungen wissen wir, dass die Heere der größeren Reiche teilweise bis zu neunzig Prozent aus Kriegern fremder Völker bestanden.
Von Zeit zu Zeit vereinigten sich Horden oder Nomadenvölker, wie Tartaren, Mongolen, Skythen oder türkische Stämme und dann ging es wie eine Lawine. Eine kleine Gruppe unterwarf eine benachbarte, wobei sich jene dem Sieger anschloss. Mit doppelter Kraft besiegten sie viele andere, die sich wiederum mitreißen ließen, usw. Hierbei entstand eine ganze Welle, die alle paar Jahrhunderte zu einer richtigen Völkerwanderung führte.
Nach dem dreizehnten Jahrhundert waren auf der euroasiatischen Platte fast alle sesshaft geworden, Städte und Festungen wurden errichtet, Nationalstaaten bildeten sich. Religiöse Schriften, wie die Bibel, verbreiteten den Gedanken von einem auserwählten Volk.
Den letzten traurigen Schritt zum Rassismus machte ungewollt die Wissenschaft. Der Wissensdurst und die immer größere Gewissheit, dass der Mensch ein Teil einer natürlichen Entwicklung ist, schloss natürlich einen Entwicklungsunterschied zwischen den Völkern ein. Die Lehre vom Überlebenskampf und dem Sieg des Besseren tat den Rest. Wenn die Araber, Türken, Inder, Römer jemanden versklavten, taten sie dies, weil jener seine Schulden nicht begleichen konnte oder sein Volk besiegt worden war, aber niemals aufgrund seiner Rasse. Sehr viele wurden dann später befreit und übernahmen hohe Ämter. Aber der Europäer war anders.
Der Wandel vom Königreich zum Nationalstaat und die biblische Theorie des auserwählten Volkes führten zu der falschen Schlussfolgerung, dass es höhere und niedrigere Rassen geben muss. Die Versklavung und Verschiffung der Schwarzen nach Amerika und anderen Südseeinseln war der erste Schritt und der Holocaust der schrecklichste und hoffentlich letzte.
Einmal werden ein afrikanischer, ein asiatischer und ein europäischer Typ oder eine Mischung aus allen dreien auf dem Mars stehen und sagen, dass sie „nur“ Menschen sind.

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