168) Die Geschichte der Gleichheit
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Die Geschichte der
Gleichheit
Der Pharao wandelte mit
seiner kleinen Hofgesellschaft an seinem Grab vorbei. Eine große Leibwache brauchte
er nicht, weil ihn alle für einen unsterblichen Gott hielten. Er herrschte
über ungefähr hunderttausend Leute. Dies war genug, um seinen Hof zu
unterhalten, ein kleines Heer aufzustellen und somit die Raubzüge der
lybischen Nomaden im Westen und der semitischen Stämme im Osten abzuwehren.
Die Griechen waren
anspruchsvoller. Fünfhundert wahlberechtigte Bürger, genauso viele Frauen,
tausend Kinder und zweitausend Sklaven. Ohne diese ausgeglichenere Verteilung
der Güter und die Eigeninitiative der einzelnen Bürger wäre die Erhaltung der
Kolonien nicht möglich gewesen.
Bei den Römern ging es
wieder ein paar Schritte zurück. eine riesige Zahl von Kolonien und Sklaven
ernährten einige wenige gut und eine Schar Taugenichtse in Rom.
Das Mittelalter brachte es
zu ein paar Kirchen im romanischen und gotischen Stil. Außer den höheren
geistlichen oder weltlichen Würdenträgern befanden sich alle auf dem
Existenzminimum mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von
fünfunddreißig. Als Steuersatz galt „der Zehnte“. Mehr war aus den armen
Leibeigenen nicht herauszupressen.
Mit der Festigung der
Königreiche in Europa begann auch der Wettkampf zwischen ihnen. Die Kriege
wurden immer teurer und die Möglichkeiten der Finanzierung waren begrenzt.
Entweder verfügte man über völkerreiche Gebiete oder reiche Gold und
Silberminen, wie die Spanier in ihren Kolonien. Andere Länder bauten
Handelsstädte auch, zum Beispiel Venedig, Genua, Hamburg, Salzburg, Nürnberg
usw., die höhere Steuern bezahlen konnten.
Die führte nun zur Entstehung
einen Bürgertums, dem nicht mehr so leicht zu befohlen werden konnte. Der
König oder Fürst war gezwungen, Zugeständnisse zu machen. Die Folge waren der
Parlamentarismus in England und die Französische Revolution.
Die Sklaven waren anfangs
als billige Arbeitskräfte für die Kolonien unentbehrlich. Aber nach der
Verteilung der Ländereien in Arizona, New Mexiko und Texas behinderten sie
die Entwicklung einer modernen Landwirtschaft in den U.S.A. und mussten
deshalb befreit werden. Dies geschah im amerikanischen Bürgerkrieg.
Die wirtschaftlichen
Umstände waren natürlich noch nicht reif für eine vollständige
Gleichberechtigung, vor allem weil auch normale Bürger und Frauen diesen Grad
noch nicht erreicht hatten. Immer kompliziertere und wechselhaftere
Industriezweige benötigten ausgebildete und mobile Arbeitskräfte, und der
Staat noch mehr Geld. Sollten aber die Bewohner eines Landes höhere Steuern
bezahlen, dann mussten sie auch mehr verdienen, der Binnenmarkt musste aufgebaut
werden.
Der Markt bedeutet nicht nur
produzierende Industrie und Luxusgüter, sondern auch Konsumgüter für weniger
vermögende Schichten. Umso mehr der Staat auch dieser Bürger bedurfte,
erzwangen sie sich das Wahlrecht. Danach ging es Schlag auf Schlag, zuerst
die Frauen, die Schwarzen und heute Kinder. Eine Industrie könnte ohne diese
Käuferkreise nicht mehr existieren. Ein Blick auf ein Einkaufszentrum im
Stadtinneren zeigt uns die Hauptzielgruppe: Jugendliche zwischen zwölf und
zweiundzwanzig Jahren.
Was wird wohl der nächste
Schritt? Im Laufe der Geschichte waren es immer die Klassen, die gerade die
Gleichberechtigung für sich erreicht hatte, welche einen Aufstieg der unter
ihnen liegenden Schichten zu verhindern suchte. So ist es bis heute geblieben.
Der Pöbel hat Angst, niemanden zu haben, den er treten kann. Das heißt heute
Ausländerhass. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass es noch fünfeinhalb
Milliarden Arme in den Entwicklungsländern gibt. Ein neuer Markt für
wirtschaftliche Entwicklung und die Hoffnung für diese Leute in der Zukunft
einmal gleichberechtigt zu sein.
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Sunday, 12 June 2016
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