Tuesday, 26 July 2016

177) II) Guten Morgen
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177
II Guten Morgen
Im Sommer machte er einen Urlaub mit seiner türkischen Freundin in ihrem Vaterland. Hier hieß es wirklich Vaterland, weil sie ja erst in Deutschland geboren wurde. Man besuchte ihre Familie und Verwandten, die nicht gerade zu den Ärmsten gehörten. Nach dem Aufenthalt erzählte sie ihm, dass sie eigentlich nicht gern dorthin fuhr, weil sie nicht wusste, ob ihr Großvater nicht vielleicht einen türkischen Mann für sie gefunden hätte. Jetzt verstand er, warum sie während des Besuches keinen Zentimeter von seiner Seite gewichen war. „Die Gesellschaft ist hier noch schlimmer als in Deutschland.“ Sie lachte: „Ich gliedere mich gern in Deutschland ein, weil das für mich die einzige Ausbruchsmöglichkeit ist!“ – „Vielleicht werden deine Kinder das nicht mehr so sehen und auch so unzufrieden sein, wie ich.“ – „Möglich. Aber was willst du machen? Die Europäische Union, Nordamerika und Australien sind für Mädchen, wie mich, ein freies, großes Gefängnis. Wobei auch dort nur die Städte zum Leben geeignet sind, weil die Leute auf dem Land zwar keine islamischen, aber christliche Fanatiker sind.“ – „Die Frage ist nur, wie sehr die Männer, die Herren der Harem in konservativen, religiösen Ländern, mit ihrer Position zufrieden sind. Wenn sie einer Frau zum Beispiel den Kitzler herausschneiden lassen (Die Männer machen das natürlich nicht selbst, sondern alte Frauen erledigen das für sie.), damit sie weniger einen Orgasmus hat, und deshalb treuer sei, oder sie wie ein Vogel im Käfig halten, nehmen sie sich selbst das Vergnügen, beim sexuellen Akt das Gefühl zu haben, ein richtiger Hengst zu sein, weil die Frau den Orgasmus nur imitieren kann.“ – „Vielleicht wollen sich selbst bestrafen. Wie die Christen im Mittelalter, für die das Irdische ein Jammertal war und das wirkliche Leben erst nach dem Tod beginne.“
Als sie das sagte, lächelte sie. „Warum machen die Frauen dort keinen Aufstand? Warum hat deine Mutter nicht rebelliert?“ – „Sehr viel kann ich mit ihr über diese Dinge nicht sprechen, weil sie sehr verschlossen ist. Aber ich glaube, dass sie einfach Angst vor der Freiheit und den damit verbundenen Möglichkeiten hat.“ – „Das musst du mir erklären.“ – „Du bist damit aufgewachsen, wählen zu müssen. Schon als Baby musstest du entscheiden, welchen Brei du bevorzugst. Bei mir war das anders. Es gab nur einen. Erst als ich in die Schule kam, stellten sich mir diese Fragen. Lerne ich lieber Mathematik oder Literatur? Ich brauchte sehr lange, das Wort ‘wollen‘ sowohl im Deutschen, als auch im Türkischen, zu verstehen.“ – „Ich will, also bin ich.“ – „Haha! Der philosophische Grundsatz des einundzwanzigsten Jahrhunderts.“ – „Und jetzt kämpfst du an drei Fronten. Auf der einen Seite deine eigenen Leute, die dich hindern möchten, auf der anderen die deutschen Rassisten, die dich wegschicken wollen, und zuletzt du, um dich selbst zu überwinden.“ – „Ungefähr! Und du, mein Lieber, kannst mir dabei nicht helfen, weil diesen Kampf jeder für sich selbst ausfechten muss.“ – „Wenn einem Freiheit so einfach gegeben wird, kann man wahrscheinlich zuerst damit nichts anfangen. Man fühlt sich verlassen, allein gelassen und sehnt sich nach Führung, nach einem Tyrannen.“ – „Richtig! Das ist der Grund, warum viele Frauen sich einen Macho suchen, oder rechtsgerichtete, konservative Parteien wählen. Ein Führer nimmt ihnen die Last ‘Die Qual der Wahl“ von den Schultern und gibt ihnen das Gefühl der tatenlosen Sicherheit. Wenn etwas passiert, ist es doch nicht ihre Schuld. Verantwortung ist für sie eine unerträgliche Last.“ – „Wie viele Generationen vom Ägypter, der glaubte, dass sein Leben mit dem Tod des Pharaos endet, bis zum selbstbewussten, verantwortlichen Liberalen, der sich auch gleichzeitig noch selbst so im Griff hat, anderen nicht schaden zu wollen. Und dazu keine Gesetze mehr benötigt.“ – „Du Träumer! Dort sind wir noch lange nicht. Im Kommunismus versuchte man, die Leute zu erziehen. Das fehlgeschlagen. Oder vielleicht kam es zu früh. Der Überlebenskampf macht manchmal Gruppen nötig. ‘Gemeinsam sind wir stark“, sagen sie. Individualismus oder anders zu sein, ist ihnen verhasst. ‘Gemeinsam‘! Das führt wieder zum Nationalismus.“
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Thursday, 21 July 2016

176) I) Guten Morgen
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176
I) Guten Morgen
„Guten Morgen!“ – klang es aus dem Radio, das sich durch die Weckfunktion automatisch eingeschaltet hatte. Unser Held erwachte und warf ein Kissen in Richtung der Stimme, worauf es vom Tisch fiel und verstummte. Er hatte vergessen, die Weckfunktion abzustellen, es war nämlich ein Feiertag.
So ein Tag ist eigentlich frei, das sollte grundsätzlich bedeuten, dass nicht gearbeitet wird. Zu diesen Gelegenheiten blieb er länger im Bett, zu Mittag zu seinen Eltern, am Nachmittag zur Oma. Am Abend war er dann genauso müde, wie nach einem Arbeitstag. Zu viel gegessen, wodurch er auch noch schlecht schlief.
Zusätzlich musste er sich für heute wieder eine Ausrede für seine Oma ausdenken, warum seine Freundin nicht mitgekommen sei. Seine Eltern wussten, dass sie schon vor einem halben Jahr ausgezogen war, aber seiner Großmutter konnte er das nicht erzählen. Auch seine Mutter, die in dem Mädchen schon ihre Schwiegertochter gesehen hatte, verstand ihn nicht. „Das Mädchen will geheiratet werden und eine Familie gründen. Stell dir vor, dein Vater hätte mich nicht geheiratet! Dann wärest du jetzt nicht da.“ Die Reaktion seines Vaters war bei so einer Gelegenheit immer ein peinliches Lächeln. Wenn er als Kind manchmal mit seinem Vater zum Angeln fuhr, merkte er, dass der alte Herr mit einem Kind eigentlich nichts anfangen konnte. Seine Mutter hatte ihn in die Kirche geschleppt und geheiratet. Grundsätzlich bestimmte er nichts in seinem Leben. Großmutter und Mutter, also die Ehefrau und Schwiegermutter seines Vaters, waren keine Hausdrachen, aber sie wussten, was sie wollten. Und der Vater ließ sich führen. Es war für ihn schlicht einfacher. Es waren auch diese zwei Frauen gewesen, die ihn in ein Amt gesteckt hatten, in dem er den richtigen Chef gespielt und bis zu seiner Rente fast vierzig Jahre lang wöchentlich genau vierzig Stunden gearbeitet hatte, keine Minute länger oder weniger. Mittwochs und samstags sah er sich die Bundesligaspiele an, oder regte sich über die Ausländerpolitik der sozialistischen Regierung auf. „Diese Einwanderer machen noch unsere Kultur kaputt!“
Als unser Held den Militärdienst verweigerte und stattdessen Zivildienst machte, wurde das dem Vater und er Großmutter nicht mitgeteilt, weil dies eine Familientragödie verursacht hätte. Der Großvater hatte nämlich in der Waffen SS gedient.
Es gab noch viele andere Dinge, die er ihnen nicht erzählen konnte. Zurzeit traf er sich mit einem Mädchen türkischer Abstammung. Die hatte fast die gleichen Probleme mit ihrer Familie.
Als er jetzt so da lag, im Bett, und über seine Überlebenschancen für den heutigen Tag nachdachte, fühlte er sich miserabel, wie meistens an solchen Tagen, an denen er aus Rücksicht auf die Gefühle der Älteren, eine Komödie spielen musste. Gab es denn keine Möglichkeit auszubrechen? Er hätte am liebsten alles stehen und liegen lassen, um nicht weiter mit diesen Lügen leben zu müssen.
Und das war nun erst die Familie. Mit den Leuten in seiner Umgebung stand es nicht viel besser. Alles, was neu oder anders aussah, war für sie fremd und zu verurteilen. Er hatte schon in seiner Kindheit gerne lange Haare getragen, vor allem, weil er den null-acht-fünfzehn Schnitt des Dorffriseurs verabscheute. Der Dorfzahnarzt, der wahrscheinlich auch irgendeine wichtige Figur während der Hitlerzeit hätte sein wollen, fragte ihn dann mit dreizehn, ob er denn ein Junge oder ein Mädchen sei. Als er sich mit siebzehn auf einer Party von seinen Klassenkameraden einen Punkerschnitt machen ließ, wurde er ganz ausgeschlossen.
Homosexuelle waren auch für ihn etwas Seltsames, aber er begann, zu verstehen, was diese Leute ausstehen mussten, weil sie anders waren. Oder wollten sie anders sein? „Wenn du etwas werden willst, oder auch nur akzeptiert werden willst, musst du dich in die Reihe stellen und darfst nicht auffallen.“ – gab man ihm zu verstehen. Eigentlich war er wie alle anderen auch, vielleicht ein bisschen ehrlicher zu sich selbst, jemand, der nicht versuchte, sein eigenes Ich zu verneinen, sondern verschiedene Richtungen ausprobieren wollte, bis er das Richtige gefunden hatte, jemand der nicht einfach alles kritiklos übernehmen wollte, sondern Fragen stellte. Ja, er stellte alles in Frage, das war sein Fehler. Solche Leute werden entweder groß, oder kaputtgemacht. „Ein Körper kann nur funktionieren, wenn alle Teile ihre Aufgabe erfüllen, jeder Auswuchs ist ein Krebs und muss entfernt werden, bevor er den Organismus angreift.“ Hatten denn diese Leute nie über Darwin und seine Lehren gelesen. „Mutation und Selektion ergibt Evolution.“ Nicht jede Veränderung ist gut, aber eine Gesellschaft, die auf den Mond fliegt und Weltall erobern will, benötigt und müsste es sich leisten können, neue Elemente aufzunehmen und zu verarbeiten. Ohne den homosexuellen Michelangelo und dem jüdischen Einstein würden wir noch heute auf den Bäumen sitzen. Und ohne Hitler, Horthy und Nero müssten wir nicht, dass wir uns auch vor uns selbst schützen müssen. Es ist ein Witz der Geschichte, dass gerade die Anhänger der Tyrannen am lautesten schreien und Schutz fordern. Vor wem? Natürlich vor ihnen! J
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Sunday, 17 July 2016

175) Der schreckliche Gegner
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175
Der schreckliche Gegner
Schnell ging er nun um die Ecke. Sicher! Oder? Er hörte noch immer die Schritte, die ihm gefolgt waren. Eigentlich nicht erst in den letzten Minuten. Schon seit Wochen und Monaten.
Deshalb hatte er wieder begonnen, verschiedene Kampfsportclubs zu besuchen. Aber dadurch war sein Gefühl nur verstärkt worden.
Er spitzte die Ohren, alles war still, er ging weiter. Wieder hörte er die Schritte. Männerschritte. Er würde ihn jetzt stellen, dazu zwingen, zu sagen, was das alles sollte, am Ende Kampf. Er versteckte sich hinter einem Mauervorsprung und wartete. Die Sekunden erschienen ihm wie Minuten, Stunden.
Jetzt sprang er hervor, vor ihm war der Gegner. Beide schienen sie zum Kampf bereit. Der andere machte einen schnellen Schritt nach vorne links, aber unser Held reagierte im gleichen Moment. Wie bei einem Schachspiel, die bessere Position, bringt entscheidende Vorteile. Das Gewicht genau über dem Körperschwerpunkt bei geraden Schlägen, beim Nahkampf lieber auf dem ersten Fuß.
Sein Gegner war größer als er, hatte längere Arme, deshalb musste er versuchen, näher an ihn heranzukommen. Beide reagierten auf das kleinste Zucken des Oberkörpers, der Schultern. Die Augen waren starr, das Gesicht ausdruckslos, nur absolute Konzentration. Wer würde wann und wie angreifen? Jeder Muskelfieber gespannt, sich umdrehen und weglaufen waren jetzt für keinen mehr möglich.
Er wusste, dass er mit einem schnellen Duck an ihn herankommen konnte, wenn der andere schlug. War es nur ein Täuschungsmanöver, und würde er sich ducken, hätte der andere die Möglichkeit einen entscheidenden Tritt mit dem Fuß einzubringen.
Und dann ging es blitzschnell, der andere war anscheinend ein Anfänger, ohne Vorarbeit mit der linken Vorhand, seine rechte Schulter zuckte, das hätte ein riesiger Schlag werden sollen. Er lehnte sich leicht nach vorn, dem Schlag entgegen, legte den Kopf zehn Zentimeter nach links, hob kurz den linken Fuß, nur fünf Zentimeter und kam so dem anderen fast vierzig Zentimeter näher. Das genügte, um zuerst einen Linkshacken in die unterste Rippe anzubringen, worauf der andere vor Schmerz die Arme ein bisschen senkte und sein Gesicht ganz offen lag.
Beim Linkshacken war natürlich diese Schulter ein bisschen nach vorne und die andere nach hinten gewandert, so dass er in einem sechzig Grad Winkel zum Gegner stand. Wie ein Schmiedehammer schnellte nun seine rechte Faust in Richtung des freiliegenden Gesichts des anderen. Alles lief so rasch ab, dass seine eigenen Augen nicht fähig waren, dem Geschehen zu folgen. Er war schneller als sein eigener Schatten gewesen. Wie beim Training! Jede einzelne Bewegung war in ihm drin, er hatte nicht einmal darüber nachdenken müssen.
Klirr! Der Spiegel ihm gegenüber zersplitterte in tausend Teile. Ein Glücksgefühl erfüllte ihn. Er hatte sich selbst besiegt!
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Thursday, 14 July 2016

174) Wahr und Recht
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174
Wahr und Recht
Die Sonne hatte die Kuppen der angrenzenden Bergkette erreicht und schien rötlich über die Ebene. Eine Kutsche fuhr langsam über den humpeligen Weg entlang, bis sie einen Mann erreichte. Er bewegte sich mäßigen Schrittes, ohne die geringsten Anstalten den Weg freimachen zu wollen. Mehrmals rief ihm der Kutscher zu. Der hohe Würdenträger in der Kabine schaute aus dem Fenster. Er langweilte sich und befahl dem Wagenführer, den Wandernden in die Kabine einzuladen. Jener stieg vom Kutschbock und sprach den auf dem Weg an. Er war schon lange gegangen, betrachtete den Kutscher einen Moment mit müden, aber grimmigen Augen, schritt dann mit jenem zur Tür und stieg ein. Zuerst machte er sich Platz, bevor er seinen Gastgeber anblickte. Der Unterschied war auffallend, der eine reich, der andere dürftig bekleidet. „Woher und wohin, mein Herr!“ – „Woher weiß ich, wohin ist mir unbekannt.“ Der an unterhaltsame Gesellschaft gewohnte Kutschenbesitzer war schon drei Stunden ohne Begleitung gereist und da er jetzt endlich nicht mehr allein in der Kabine saß, wollte er es mit dieser kurzen Antwort nicht erledigt wissen. „Hmm, gut, dann erzählen Sie mir über das Woher!“ – „Ich bin nicht überzeugt, ob meine Geschichte sehr befriedigend sein würde.“ – „Ich will sie hören.“ – lautete die Erwiderung. „Mein Vater war ein tapferer Ritter und auch ich selbst kämpfte an der Seite meines Königs. Als Dank für meine Dienste und Treue gab er mir Ländereien mit ein paar Dörfern. Aber dann kam ein anderer König, der mir diese wieder nahm und …..“ – „Und?“ – „Haha! Er gab sie dir!“ – „Ich weiß! Wieder ist Unruhe im Land.“ – Mein König kommt zurück und dann vergesse ich deiner nicht, wenn ich dich si wandern sehe.“ – „Du hast Humor.“ – „Vielleicht ist ein einfacher Bauer besser dran, als wir, weil er nicht von so hoch fallen kann.“ – „Ich sehe eine Zeit voraus, in der jeder nach seinen Fähigkeiten beurteilt wird, in der wir keine Füße mehr küssen müssen, um anerkannt zu werden. Es ist natürlich noch ein weiter Weg bis dorthin, noch ein paar hundert Generationen. Deshalb schlage ich dir vor, dich bei mir bis zum Machtwechsel zu verstecken und gut zu leben. Dann müssen wir nur aufpassen, dass die Bauern das System nicht stürzen.“ – „Ich nehme dein Angebot an, weil ich sehe, dass wir noch immer nichts gelernt haben und lieber abwechselnd Füße küssen.“ – „Vielleicht haben wir auch einfach Angst, dass so ein dummer Bauer besser sein könnte, als wir.“
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Monday, 11 July 2016

173) Gemeinsames Einverständnis
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Gemeinsames Einverständnis
Wenn das Englische erlernt werden soll, kommen Lehrer und Lerner aus verschiedenen Ländern unterschiedlicher Sprachen und versuchen, einen Weg zu finden, wie man sich diese Weltsprache aneignen könnte. Sie setzen sich zusammen, um ihre Vorstellungen auszutauschen. Langsam entsteht ein gemeinsames Einverständnis darüber, wie diese am besten zu unterrichten und erlernen sei. Bei Sprachen, die weniger im Rampenlicht stehen, fehlt dieser Gedankenaustausch. Sehr oft halten die Muttersprachler jener Kulturkreise ihre Kommunikation für etwas Besonderes und denken, dass ihre Sprache ganz anders funktioniere, viel schwieriger sei, als die anderer Länder.
Hier ein kleines Beispiel: Es gibt drei Hauptsatzarten: 1) die Aussage: Ich spiele Tennis. 2) die Aufforderung: Mach deine Hausaufgabe! 3) die Frage: 3a) die Satzfrage: Kommst du heute? 3b) die Wortfrage: Wann kommst du heute?
Werden diese Hauptsätze in die indirekte Rede eingebaut, ergibt sich: 1) Er sagt ihr, dass er Tennis spielt. 2) Er sagt ihr, dass sie ihre Hausaufgabe machen soll. 3a) Er fragt sie, ob sie heute kommt. 3b) Er fragt sie, wann sie heute kommt.
Einige Möchte-gern-Sprachwissenschaftler nennen nun hier noch eine andere Hauptsatzart, den Wunsch- oder Begehrenssatz: Wärest du doch nur hier! Wenn du doch nur hier wärest! Wie sollte jetzt so ein Satz in die indirekte Rede eingebaut werden? Entweder zuckt man mit den Schultern und sagt, dass es nicht möglich ist, oder vergleicht es mit anderen Sprachen, zum Beispiel dem Englischen: I wish you were here! Es heißt da: Ich wünschte, dass / wenn du doch hier wärest. Somit ist also bewiesen, dass der letztgenannte kein Haupt-, sondern ein Nebensatz ist. Ein weiterdenkender Lehrer würde also den Lernern erklären, dass es sich hier um einen Nebensatz handelt, wobei der Hauptsatz im Gesprochenen, weil es klar ist, um wen es geht, weggelassen wird.
Auch andere Sozialwissenschaften profitieren von dieser Technik des Vergleichens und gemeinsamen Einverständnisses. Bei einigen Ländern geht es zum Beispiel in der Geschichtswissenschaft ein bisschen langsamer. Sie bleiben deshalb hinter dem internationalen Standard zurück. Die Chinesen lernen in der Schule, dass die ersten Menschen nicht nur in Äthiopien entstanden, sondern sich auch in China aus Indien gekommenen Affen entwickelt haben sollen. Oder die Ungarn, die einfach die Tatsache nicht akzeptieren wollen, dass es zwischen der Schlacht bei Mohács 1526 und den Friedensverträgen von Trianon 1920 kein Ungarn gegeben hat. Ihnen wurde dort ein souveräner Staat gegeben, den der Faschist Horthy dann auch sofort in den zweiten Weltkrieg an der Seite Hitlers führte. Hier ist wahrscheinlich noch sehr viel Zeit nötig, bis die Ungarn mit ihren Nachbarn zu einem gemeinsamen Einverständnis kommen und ihre eigene Mitschuld am Krieg und dem Holocaust anerkennen
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Wednesday, 6 July 2016

172) Die schöne Frau und der kleine Hund
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Die schöne Frau und der kleine Hund
In alten französischen Filmen erscheint oft eine hübsche Frau, natürlich nicht so leicht bedeckt wie heute, sondern in einem teuren, bis zum Boden reichenden Kleid in leuchtenden Farben mit Rüschen, Maschen, Maschen und anderen Falten, einem großen Hut mit Federn oder Blumen bestückt. Die Szene beginnt meist in der Garderobe der Frau. Ein Gentleman in elegantem Anzug sitzt in einem bequemen Sessel und bespricht mit der hinter einem Paravan sitzenden Frau die letzte oder nächste Opernaufführung, oder besser, welche Besucher besonders spektakulär waren, oder welche Konkubine (Weltdame, eigentlich eine ausgehaltene Frau) gerade von welchem reichen, jungen Aristokraten ausgehalten wird. Bei jedem Einfädeln der Schnur in das Korsett und dem Zusammenziehen durch eine Kammerdienerin bleibt der Schönen einen Moment lang die Luft weg, wodurch auch der Gentleman zu Wort kommt. Währenddessen schminkt sie ihr Gesicht, wenn sie nicht zufällig auch dafür noch eine Kammerdienerin hat. Ein Bild aus dem Rokoko: „Die Toilette der Venus“. Am Ende der Prozedur setzt sie noch ihren großen Hut auf, unter dem ihr Kopf zu verschwinden scheint, der Sonnenschirm wird ihr gereicht und natürlich, wie hätte ich das fast vergessen können, der Hund.
Ein blutrünstiges Tier in Schoßhundgröße. Ein blaues Schleifchen in seinem Kopfhaarschopf zeigt an, dass es sich hier um ein Männchen handelt, ein rosarotes ein Weibchen. Dieser unangenehme Geselle bellt nicht, er kläfft mit einer ziemlich hohen, schneidenden Stimme und macht sich dadurch aufmerksam und Platz. Sein Name ist, wie könnte es anders sein, natürlich „Fou-Fou“ (Verückt-Verückt). Und dieser Giftzwerg hat noch eine andere Funktion, er ist eifersüchtig und reagiert äußerst aggressiv auf alles, was einem erwachsenen Mann gleicht. Wenn also eine Frau jetzt einen kennenlernen will, gibt sie ihren Aufpasser an eine Kammerdienerin oder Freundin weiter. Er wird gebadet und gepudert, geht zum Friseur, für ihn wird gekocht und er wird gepflegt, wenn er krank ist. Wie gut, dass er nicht sprechen kann. Was würde er wohl erzählen? Vielleicht viel Blödsinn oder viel Interessantes?
Die Zeiten und Kleider haben sich geändert, aber der Schoßhund ist der gleiche geblieben.
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