174) Wahr und Recht
Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334 79
74
|
------------------------------
|
174
Wahr und Recht
Die Sonne hatte die Kuppen
der angrenzenden Bergkette erreicht und schien rötlich über die Ebene. Eine
Kutsche fuhr langsam über den humpeligen Weg entlang, bis sie einen Mann
erreichte. Er bewegte sich mäßigen Schrittes, ohne die geringsten Anstalten
den Weg freimachen zu wollen. Mehrmals rief ihm der Kutscher zu. Der hohe
Würdenträger in der Kabine schaute aus dem Fenster. Er langweilte sich und
befahl dem Wagenführer, den Wandernden in die Kabine einzuladen. Jener stieg
vom Kutschbock und sprach den auf dem Weg an. Er war schon lange gegangen,
betrachtete den Kutscher einen Moment mit müden, aber grimmigen Augen,
schritt dann mit jenem zur Tür und stieg ein. Zuerst machte er sich Platz,
bevor er seinen Gastgeber anblickte. Der Unterschied war auffallend, der eine
reich, der andere dürftig bekleidet. „Woher und wohin, mein Herr!“ – „Woher
weiß ich, wohin ist mir unbekannt.“ Der an unterhaltsame Gesellschaft
gewohnte Kutschenbesitzer war schon drei Stunden ohne Begleitung gereist und
da er jetzt endlich nicht mehr allein in der Kabine saß, wollte er es mit
dieser kurzen Antwort nicht erledigt wissen. „Hmm, gut, dann erzählen Sie mir
über das Woher!“ – „Ich bin nicht überzeugt, ob meine Geschichte sehr
befriedigend sein würde.“ – „Ich will sie hören.“ – lautete die Erwiderung.
„Mein Vater war ein tapferer Ritter und auch ich selbst kämpfte an der Seite
meines Königs. Als Dank für meine Dienste und Treue gab er mir Ländereien mit
ein paar Dörfern. Aber dann kam ein anderer König, der mir diese wieder nahm
und …..“ – „Und?“ – „Haha! Er gab sie dir!“ – „Ich weiß! Wieder ist Unruhe im
Land.“ – Mein König kommt zurück und dann vergesse ich deiner nicht, wenn ich
dich si wandern sehe.“ – „Du hast Humor.“ – „Vielleicht ist ein einfacher Bauer
besser dran, als wir, weil er nicht von so hoch fallen kann.“ – „Ich sehe
eine Zeit voraus, in der jeder nach seinen Fähigkeiten beurteilt wird, in der
wir keine Füße mehr küssen müssen, um anerkannt zu werden. Es ist natürlich
noch ein weiter Weg bis dorthin, noch ein paar hundert Generationen. Deshalb
schlage ich dir vor, dich bei mir bis zum Machtwechsel zu verstecken und gut
zu leben. Dann müssen wir nur aufpassen, dass die Bauern das System nicht
stürzen.“ – „Ich nehme dein Angebot an, weil ich sehe, dass wir noch immer
nichts gelernt haben und lieber abwechselnd Füße küssen.“ – „Vielleicht haben
wir auch einfach Angst, dass so ein dummer Bauer besser sein könnte, als
wir.“
|
-----------------------------------------------
|
--------------------------------------------------
|
-------------------------------------------------
|
---------------------------------------------------
|
|
Thursday, 14 July 2016
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment