199) Die Ursprache
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199
Die Ursprache
Sehr viele und sehr früh
machten sich Gedanken darüber, wie wohl die Sprache entstanden oder woher sie
gekommen sein soll. Man hatte natürlich bemerkt, dass es ganz
unterschiedliche Sprachen gab, oder die Leute von Dorf zu Dorf nur ein
bisschen anders sprachen.
In der Bibel hatte Gott das
Unverständnis zwischen Menschen bei Babel verbreitet, um sie zu bestrafen.
Aber der Gedanke einer Ursprache schien überall auf der Hand zu liegen. Die meisten
rühmten sich sogar, diese zu besitzen und wollten alle anderen von ihrer
eigenen ableiten. Hier dienen die Ungarn als Beispiel: achtzig Prozent des
Wortschatzes dieser Sprache wurde aus dem Lateinischen, Altgriechischen,
Slawischen, Türkischen und Deutschen entlehnt, was die Rechtsgerichteten
nicht daran hindert, laut zu erklären, dass alle anderen den Wortschatz von
ihrer übernommen hätten. Dabei suchen diese Finn-Ugoren sich dann noch neue
Verwandte, wie die Etrusker und Sumerer.
Im zwölften Jahrhundert ließ
der salische Kaiser, Friedrich, ein paar frischgeborene Bauernbabys in eine
Burg bringen und dort von der Umwelt abschließen. Die Hebammen mussten diese
mit allem versorgen, aber durften nicht zu ihnen sprechen und man wartete nun
darauf, dass sie die ersten Laute von sich gäben. Natürlich sind sie alle
wegen Mangels an Zuneigung nach kurzer Zeit gestorben.
Bis heut gibt es sogenannte
Sprachwissenschaftler, die tausend verschiedene Sprachen miteinander
vergleichen um Gemeinsamkeiten aufzudecken. Tiefe Töne wie „a und o“ für
Wörter mit einer Bedeutung wie „groß“, helle Töne wie „i“ für kleine, weil
der große Hund tief bellt und der kleine Vierbeiner höhere Töne anschlägt. Na
gut! Aber wie sieht es mit „groß und riesig“ aus? Die Liste dieses und ähnlichen
Blödsinnes ist unendlich lang.
Wäre es nicht viel
einfacher, logisch nachzudenken? Ein Hund, eine Katze, Vögel, alle diese
Tiere verständigen sich auf irgendeine Weise, natürlich nicht über
Philosophie und Wissenschaft, aber über wichtige Dinge ihres täglichen
Lebens. So war es auch beim Menschen. Bevor ungefähr vor zwanzigtausend
Jahren im modernen Sinn richtige Sprachen hätten entstehen können, hatte der
Mensch sich schon über die ganze Erde verbreitet und stieß Laute aus, die er
aufgrund seiner Physiologie fähig war, hervorzubringen. Dazu gehören zum
Beispiel die Mundhöhle, Stimmbänder, Kehle und so weiter. Überall ist nun der
Mensch genetisch mehr oder wenig gleich aufgebaut, wenn man von
Kleinigkeiten, wie Hautfarbe oder Körpergröße absehen. So ist es dann auch
kein Wunder, dass sich Laute, teilweise Wörter und somit Sprachen auf
verschieden Art und Weise gleichen.
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Friday, 30 December 2016
Tuesday, 27 December 2016
198) Die wunderbaren, schrecklichen Feiertage
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Die wunderbaren,
schrecklichen Feiertage
Wieder so ein Tag, an dem
alles geschlossen war. Er wäre gern zum Schwimmen gegangen, weil er hier
endlich einmal Zeit gehabt hätte. Unter der Woche ging das nämlich nicht, er
war von acht bis fünf Uhr im Büro, das Schwimmbad öffnete morgens um sieben. Es
schloss zwar erst am Abend um sieben, aber bis er dorthin kam, war es sechs
und dann waren tausende im Wasser. Am Samstag war es nicht besser, es war nur
vormittags geöffnet und natürlich überfüllt. Außerdem musste man ja auch noch
einkaufen, weil die Öffnungszeiten der Geschäfte nicht besser waren. Aber am
Sonntag hätte er sowieso keine Möglichkeit gehabt, in die Stadt zu kommen, er
wohnte auf dem Land und an Feiertagen fuhren keine Busse, am Sonntag nur
beschränkt. Warum joggst du nicht? – wurde er gefragt. Das tat er jeden Abend
und hätte gern auch etwas anderes, zum Beispiel ein bisschen für den
Oberkörper, getan. Manchmal ging er an solchen Tagen an den geschlossen
Geschäften vorbei, die Waren in den Schaufenstern lächelten ihn an. Jetzt
hätte er Zeit, aber nicht nur dafür. Vor ein paar Monaten musste er sich
einen Tag Urlaub nehmen, um einen Reisepass zu beantragen und einige Wochen
später noch einen Tag, um ihn abzuholen. Natürlich haben auch die Ämter ihre
Kundendienstzeiten und diese fielen genau auf seine Arbeitszeiten. Könnten
die Gewerkschaften hier nicht etwas tun? Hm! Besonders die kämpfen ja
sozusagen immer für solche Frei- und Feiertage. Die wollen einem tatsächlich
weißmachen, dass sie das für die arbeitende Bevölkerung tun. Er fragte sich oft,
ob er denn der einzige sei, der solche Gedanken hegte oder besser sich mit
solchen Problemen herumschlug. „Wahrscheinlich geht es doch vielen so. Aber
für wen oder wofür ist denn dann dies alles gut? Würden Familienväter nicht
auch gern mal im Winter mit ihren Kindern ins Schwimmbad gehen, ohne dabei
sofort einen Urlaubstag opfern zu müssen. Also noch einmal! Für wen? Die
Arbeitgeber sind nicht gerade unglücklich, dass sie an Wochenenden keinen
Kundendienst aufrechterhalten müssen. Der Staat müsste öffentliche
Verkehrsmittel zur Verfügung stellen, die sich ohnehin nicht auszahlen. Alle
Wirtschaftseinrichtungen müssten sich umstellen. Also, man verkauft die
kleinen Leute für dumm, weil es so einfach bequemer, wirtschaftlicher ist.
Und was macht jetzt so einer, wie ich, an so einem wunderbaren, schrecklichen
Feiertag. Nach dem morgendlichen Joggen, geht es manchmal in die Kneipe, die
so voll, wie die Straßen leer, sind und schaut dort neben einem Bier ein
bisschen fern. Ein wirklich aktiver Mensch hat doch zu Hause keinen
Fernseher, weil er unter der Woche dafür sowieso keine Zeit hätte.“
Ja, das machte er früher.
Und heute? Es hat sich ein bisschen gebessert, wahrscheinlich haben auch
verschiedene Industriezweige das Geld gerochen. Außerdem ist er in eine Großstadt
gezogen. Und er hat einen Blog, an dem er an solchen Tagen seine Gedanken
veröffentlicht. Die Themen? Na klar! Wie werden wir „zu unseren Gunsten“ für
dumm verkauft?
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Monday, 26 December 2016
197) Der alte Affe erzählt 8
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197
Der alte Affe erzählt 8
Nach der Beruhigung und
Verarbeitung des Vergangenen, bei der das Alleinsein hilft, kommt das
Erwachen, oder besser die Erkenntnis.
Ohne die Gegenwart von
anderen Affen gibt es niemanden, demgegenüber die Grenzen der Persönlichkeit
zum Ausdruck kommen könnten. Der Affe bestimmt sich selbst in Bezug zu seiner
gesellschaftlichen Umgebung. Gibt es diese nicht, ist das „Ich“ eine
zerfließende Masse. Robinson Affe hatte wahrscheinlich nach dreiundzwanzig
Jahren auf seiner Insel einfach vergessen, wer er war.
Gut! Ich hatte das Geschehen
verarbeitet, wusste, was ich nicht wollte, war aber weit davon entfernt,
sagen zu können, was wohl meinen Wünschen entsprechen sollte. Wünschen kann
der Affe sich nur das, was er sich vorstellen kann, das bedeutet, was er vorher
schon in irgendeiner Form oder Gestalt mit eigenen Sinnen erfasst oder
berührt hat. Neues kann er nicht erfinden, es muss ihm gezeigt werden. Und
dann ist er fähig, die Teile anders wieder zusammenzufügen.
Also ich brauchte neue
Anregungen, deshalb machte ich mich eines Morgens nach einer gut
ausgeschlafenen Nacht auf, die höchste Spitze zu erklimmen, um eine Richtung
auszuwählen. Ein kleiner Lederbeutel mit Tierdarmwänden ausgelegt diente als
Wasserbehälter und eine andere Ledertasche war mit getrocknetem Fisch,
Früchten und Körnern gefüllt. Die Sonne schien, ein Wanderaffe hätte sich
keine besseren Voraussetzungen wünschen können. Immer wieder sah ich mich um
und es schien mir, als ob dort irgendwo hinter mir in der Ferne die vagen
Silhouetten sich zu wirklichen Erinnerungen zusammenfänden.
Wieder lag ein grüner
Teppich vor mir, also ein Tag mit viel Wald. In der Ferne ließen sich
Trommeln hören. Rhythmisch wurden diese geschlagen. Als ich näher kam, sah
ich einen Hohen Priester, der am Ende einer langen Bambustreppe stand. Auf
dem Kopf trug er einen bunten Ring. Die Sonne hinter ihm schien genau durch
diesen Reif, da erhob er die Arme. „Seht die Herrlichkeit des Bananengottes!“
– rief er. Alle unten schauten in die Sonne, von der sie natürlich geblendet wurden.
Hinter ihnen ertönten die Trommeln noch lauter, von Zeit zu Zeit prallte
irgendetwas gegen eine Metallplatte, was einen hellen Klang erzeugte. Die
Affen waren wie hypnotisiert.
Von meinem Gebüsch aus
konnte ich mehreren von der Seite ins Gesicht sehen. Mit offenen Augen und
ausdruckslosen Gesichtern knieten sie da am Fuß der Treppe. Wohin war ich nun
wieder geraten? Da oben auf der Treppe stand eine Witzfigur, machte
irgendeinen Hokuspokus und die dummen Affen ließen sich verzaubern. Ein
junges Affenmädchen erhob sich und ging wie in Trance langsam die Treppe
hinauf. Es machte eigentlich fast den Eindruck, als ob sie schweben würde.
Oben angekommen legte sie das Tablett mit gebratenen Bananen nieder und kam
erneut herunter. Dann ging das nächste Mädchen mit einem Krug hinauf. So lief
das noch drei oder viermal. Als die Sonne den bunten Ring verlassen hatte,
wachten alle auf und verschwanden langsam im Wald.
Leise schlich ich mich um
den Hügel herum und fand den Hohen Priester, der sich gerade an den Speisen
gut tat. Ich ging auf ihn zu. Er war nicht sehr überrascht, mich zu sehen.
„Ich habe dich schon im Baum erblickt. Lass dich nieder, iss und erzähle mir,
woher du kommst!“ Ich tat, wie mir geraten wurde, aber stellte ihm lieber ein
paar Fragen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir wahrscheinlich mehr erzählen
könnte, als meine Wenigkeit ihm. Er beobachtete mich einen Augenblick und
schien, ganz froh zu sein, dass er endlich einmal nicht zuhören musste,
sondern selbst seine Sorgen teilen konnte. „Ich bin dir dankbar, dass du
daran Interesse hast, etwas zu lernen und mir deine Aufmerksamkeit zu
schenken.“ – und mit diesen Worten begann er seine Geschichte.
Vor vielen Jahren hatte man
ihn, als den Klügsten, gewählt. Er sollte Gericht halten, für alle entscheiden
und sie führen. Alle wussten, dass er die Speisen für den Bananengott
verzehrte, aber sie wollten auf einfache Weise leben, wie im Paradies, in
bequemer Dummheit. Und dazu brauchten sie jemanden, der für sie dachte. In
seiner Regierungszeit gab es verschiedene Zeitspannen. Manchmal war er sehr
ehrgeizig und ließ sie etwas für das Allgemeinwohl errichten. Wenn er die
Nase voll hatte, war ein Tyrann. Er gab zu, dass es schwierig sei, immer
ausgeglichen auf jeden Blödsinn ruhig zu reagieren. Manchmal packte ihn der
Größenwahn und er glaubte dann wirklich, Gott zu sein. Es ist nicht leicht,
sich selbst immer im Griff zu haben, wenn es niemanden gibt, der von Zeit zu
Zeit Kritik übt, ihm seine Meinung sagt. Vor allem aber fühlte er sich
bestraft, weil er allein war, keine Familie hatte, eigentlich sein eigenes
Leben nicht genießen konnte. Um von allen geehrt zu werden, musste er auf die
Einfachheit des Daseins verzichten. „Wäre es nicht besser, sie zu
unterrichten?“ – stieß es aus mir hervor. Auch das hatte er schon versucht,
aber dann wieder aufgegeben, weil dies noch ermüdender sei. Und deshalb
verbrachte er seine Zeit damit, sein Volk zu beobachten, einen auszuwählen,
der nach seinem Tod die Aufgabe übernehmen würde. Bisher hatte sich aber kein
geeigneter Kandidat gefunden. „Vielleicht bist du zu gut zu ihnen? Wenn sie
die Erfahrung machen, was ein eigensüchtiger Gott ist, werden sie ihr
Geschick selbst in die Hand nehmen wollen.“ – „Müsste ich sie dazu bringen,
mich zu hassen? Hm! Hättest du nicht Lust, Gott zu spielen?“ Wahrscheinlich
glaubte er, in mir den gutmütigen Affen gefunden zu haben, der einmal seinem
Volk das weitere sorglose Leben ermöglichen werde. Ich hatte bis dahin schon
einiges erlebt, aber Gott war ich noch nicht gewesen. Einige Monde wohnte ich
versteckt hinter einem Gebüsch den Gerichtstagen und ähnlichen Versammlungen
bei und danach besprachen der Hohe Priester und ich, was in diesem oder jenem
Fall zu tun sei.
Sicherlich merkte er, dass
ich zwar ein interessierter und überlegter Ratgeber war, aber es mich auf
längere Sicht zu sehr langweilen würde. Und so fragte er mich dann eines
Morgens: „Ich sehe es in deinen Augen, es zieht dich weiter. Du hast ein
gutes Herz, aber die Rolle eines Gottes würde dich früher oder später zum
Wahnsinn treiben.“ Er hängte mir die Taschen mit Wasser und Nahrung über die
Schulter und lächelte traurig, drehte sich herum und ging zu Tempel zurück.
„Ein weiser Affe!“ – dachte ich, viel hatte er mir gelehrt und konnte in den
Gedanken anderer lesen. „Ein würdiger Gott!“ Aber doch eine Ausnahme unter
den Göttern.
Vor mir lag ein neuer Berg.
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Friday, 16 December 2016
196) Die Geschichte der Wirtschaft in 10 Minuten
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196
Die Geschichte der
Wirtschaft in 10 Minuten
Ein Dorf am Nil dreitausend
Jahre vor unserer Zeitrechnung. Einige Dinge macht jede Familie für sich
selbst, andere erledigt man in der Gemeinschaft, ein paar Stellen neben der
Feldarbeit auch Werkzeuge oder Gebrauchsgüter her, alle jagen und fischen.
Eine Gruppe von Bewaffneten kommt. Nach kurzem Kampf muss die
Dorfgemeinschaft sie mit Tributzahlungen gutstimmen.
Diese Gruppe kontrolliert
ein größeres Gebiet. Der Anführer der bewaffneten Krieger ist ehrgeizig und
möchte noch größere Zahlungen aus der Bevölkerung herauspressen. Natürlich
weiß er, dass er nur so viel bekommen kann, was die Dörfer entbehren können.
Verlangt er mehr, verlassen die Bewohner das Gebiet und suchen sich eine neue
Heimat. Oder er ist gezwungen, gegenüber den umliegenden Regionen oder
Staatengebilden wettbewerbsfähig, also überlebensfähig, zu bleiben. Deshalb
beschließt er, die Arbeitskräfte aus den Dörfern zusammenzuziehen und lässt
sie unter seiner Anweisung ein Wassersammelbecken, einen Damm und
Wassergräben anlegen. Durch die regelmäßige Bewässerung steigen die
Ernteerträge. Immer mehr Dörfer wollen sich dieser Gemeinschaft anschließen,
oder werden erobert.
Langsam entsteht ein
staatlicher Apparat, der Tributzahlungen, oder heute nennt man das Steuern,
eintreibt, sich mit Kriegsfragen beschäftigt und größere Bauprojekte plant
und durchführen lässt. Die Bewohner der Städte und Dörfer handeln
untereinander mit Gebrauchsgütern und Lebensmitteln in einer Art freien
Markwirtschaft.
Im Laufe der Geschichte wird
es dann immer demokratischer, oder es verteilt sich gleichmäßiger, weil
kleinere Einheiten wirksamer auf die Bedürfnisse verschiedener
Dorfgemeinschaften oder Verbrauchergruppen eingehen können. Bedürfnisse oder
Notwendigkeiten führen zur Entstehung neuer Techniken und Industriezweigen.
Und so ist es bis heute
geblieben. Die regierenden Schichten beschäftigen sich mit regionalen,
nationalen oder internationalen Projekten, wie Krieg, Ölindustrie, Raumfahrt,
Schifffahrt, Eisenbahn, Verkehrsnetz, Geldinstitute, Geldprägung,
Versicherungen …… Alles, was darunter liegt funktioniert mehr oder weniger
auf den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft. Versuchen aber die
regierenden zu sehr, auch die weniger gewinnbringenden Industriezweige zu
kontrollieren fällt die Produktion weit zurück, oder sehr viel wird mit
Schwarzarbeit hergestellt oder ins Land geschmuggelt.
Beispiele für solche
Missbildungen sind Kommunismus, Maffia, Militärdiktaturen oder andere Arten
von autoritären Systemen.
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Thursday, 8 December 2016
195) Der Feind
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195
Der Feind
Im Halbdunkel sah er, wie
jemand langsam schleichend hereinkam. Er selbst saß zusätzlich in einer
dunklen Ecke, hatte sein Gewehr auf den Eingang gerichtet und wartete. Der
Eintretende ließ seine Augen beobachtend durch den Raum des halbverfallenen
Gebäudes gleiten, dann ging er im Zimmer weiter, wollte anscheinend jeden
Winkel durchstöbern.
„Hände hoch!“ – sagte der
Versteckte fast flüsternd. „Leg die Waffe sanft auf den Boden, ohne dich
umzudrehen!“ – befahl er weiter. „Sehr schön! Jetzt, Hände hinter den Kopf
und in die andere Ecke! Dort, wo das Licht ist.“ Der andere tat, wie ihm
aufgetragen wurde. „Du wirst uns nicht entkommen. Überall sucht man dich.“
„Sprich leiser, sonst erschieß ich dich!“ Er hielt eine Pause. „Wenn man mich
hier findet, nehme ich dich mit in den Tod.“ Er ging zu der Waffe und hob sie
auf.
Die Schritte um das Haus
entfernten sich. „Hier ist er nicht. Da hinüber zur nächsten Ruine.“ Sowohl
der Eingetretene, als auch der Versteckte begannen tiefer zu atmen, der eine
weil er es wieder durfte, der andere, weil er es wieder konnte. „Für wen oder
Wofür riskierst du, dass man auf dich Jagd macht. Du könntest ein ruhiges
Leben haben, eine Arbeit, eine Familie, ein Haus.“ – „Tja, dann wäre ich
nicht besser als du! Ein Handlanger, der der Macht dient.“ – „Ich weiß, dass
nicht alles ideal läuft. Aber könntest du mir ein besseres System zeigen?“ –
„Und weil du lieber einen dicken Bauch bekommen willst, machst du jetzt
einfach mit.“ – „Wenn es nur solche Leute, wie dich, geben würde, wäre die
Menschheit schon ausgestorben.“ – „Naja, dann müssten sich die Mächtigen neue
Untertanen suchen. Aber sie würden wahrscheinlich die untersten unter sich
erniedrigen. Zum Beispiel solche Leute, wie dich. Siehst du, deshalb sind sie
eigentlich von uns abhängig und nicht wir von ihnen. Wer würde denn sonst die
Drecksarbeit für sie tun und dazu auch noch Steuern bezahlen, um ihr System
aufrechtzuerhalten?“ – „Aber irgendeine Ordnung muss es ja geben, sonst würde
doch jeder tun und lassen, was ihm gefällt.“ – „Es gibt zwei Möglichkeiten.
Entweder einer macht sich zum Führer und befiehlt, was Recht und Gesetz ist,
oder alle beginnen, darüber nachzudenken und finden eine gemeinsame Lösung.“
– „Demokratie? Das funktioniert doch nicht. Der Mensch wird niemals für das
Gemeinwohl leben.“ – „Und deshalb ist es dann besser, wenn nur einer alle
anderen terrorisiert, oder eine kleine Gruppe bestimmt, was passieren soll?
Sollten nicht lieber alle unterrichtet werden und erkennen, was richtig ist?“
– „Du bist ein Träumer!“ – „Möglich! Die Menschheit geht aber in diese
Richtung. Zuerst regierte nur der Pharao und Leute, wie du, ließen sich mit
ihm begraben. Heute haben wir schon Parlamente.“ – „Die heutige ist eine
gottlose Welt.“ – „Früher spielte einer den Gott. Aber sage mir, warum du so
an die jetzige Macht glaubst?“ – „Sie macht unser Land wieder groß. Es gab
eine Zeit, als mutige Kämpfer für ihr Land, ihren König und Glauben starben.
Was wir heute sehen, sind alles nur egoistische Individualisten.“ – „Weißt
du, wie es damals den einfachen Leuten ging? Damit so ein Führer den Ruhm in
die ganze Welt verbreiten konnte, musste viele leiden, hungern und sterben.“
– „Wer interessiert sich denn schon für den kleinen Mann?“ – „Ist nicht der
kleine genauso gut oder schlecht, wie der große?“ – „Und deshalb macht ihr
dann ab und zu einmal eine Revolution, bei der tausende ums Leben kommen und
die ganze Ordnung über den Haufen geworfen wird.“ – „Wie viele müssen
sterben, um diese Ordnung aufrechtzuerhalten? Und dann gibt es natürlich
immer Handlanger, wie dich, denen ein paar Krümel hingeworfen werden, damit
die ihre Köpfe für die großen hinhalten. Oder möchtest du vielleicht
behaupten, dass du mehr als ein paar Krümel bekommst?“ – „Es kommt darauf an,
was du Krümel nennst. Ich führe ein normales Leben.“ – „Und wie sieht es mit
deinem Gewissen aus? Hast du dir manchmal darüber Gedanken gemacht, dass du
als Handlanger nicht denken, sondern nur Befehle ausführen sollst? Du musst
nämlich wissen, dass Denken für die Ordnung schädlich ist!“ – „Du wirst mich
nicht überzeugen! Bei euch gibt es nur Chaos, da würde überhaupt nichts
funktionieren!“ – „Wusstest du, dass Ordnungshüter zur Zeit der Römer Sklaven
waren. Kein stolzer Bürger hätte sich damals hingegeben, anderen
nachzuspionieren.“
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Sunday, 4 December 2016
194) Der alte Affe erzählt 7
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194
Der alte Affe erzählt 7
Wenn der Tod so schön wäre,
möchte einer gar nicht leben, sondern nach der Geburt sofort sterben.
Verschiedene Affenkulturen erzählen sogar, dass einer mit dem Tod auch die
Erinnerung verliert. Aber als mich eines der Mädchen, das mein Erwachen
bemerkt hatte und zu mir gekommen war, etwas fragte, verstand ich kein Wort
und antwortete in einer der Sprachen, die ich bisher gelernt hatte. Es ist
wohl zu viel verlangt, zu erwarten, dass ein Affe andere Sprachen spricht,
wenn er sein Wohngebiet nie verlassen hat. Und so betrachtete sie mich nur
lieblich mit ihren schönen Augen. Wieder eine Sprachlehrerin? Auf der einen
Seite haben diese von der Außenwelt abgeschlossenen Paradiese ihren Charme,
der in ihrer Einfachheit besteht. Aber auf der anderen Seite können sie genau
deswegen auch sehr einseitig und beschränkt sein.
Der Instinkt ist dumm und
sieht nur den Augenblick. Und so ist es die Minne, die Schwierigkeiten
beginnen später.
In einfachen oder
anfänglichen Gesellschaften sieht der Affe in allen Kindern den Fortbestand
und die ganze Gemeinschaft nimmt an ihrer Erziehung teil. Dort, wo eigenes
Eigentum entsteht, versucht der Vater, soviel wie möglich für das seine zu
sichern. Wenn entwickelte Gesellschaften klug sind, greifen sie auf den anfänglichen
Grundsatz zurück. Aber keines hat Platz für Individualismus, weil jener die
Verknüpfungen innerhalb der Gemeinschaft zu sehr lockern würde. Verrückte
sind ungefährlich und erfreuen durch ihre Lächerlichkeit. Durchdachte
Eigentümlichkeit erschüttert die Ordnung in ihren Grundlagen. Fremde
Bausteine müssen erst auf ihre Eigenschaften geprüft werden.
Aber diese Augen hatten alle
Grundsätze vergessen, nur der Drang nach Erfüllung der Sehnsucht spiegelte
sich darin wieder. Der Trieb kennt keine Vernunft. Ob sie meine Gedanken
lesen konnte, bezweifle ich, sie merkte nur, dass hier etwas in meinem Kopf
arbeitete und dieser musste zuerst überwältigt werden, wenn der ganze Leib zu
seinem Genuss geführt werden sollte. Wie einfach die Welt doch ist!
Zunächst führte sie mich zu
einem Platz mit gedeckten kleinen Tischen. Alle möglichen Feinheiten, die man
sich nur vorstellen konnte. Später erfuhr ich, dass Männchen und ältere
Weibchen, die hilfreichen Engel waren. Nachdem ich genug gespeist hatte,
zeigte sie mir eine Ruhestelle und ich schlief an ihrem Busen ein. Als ich
wieder aufwachte, lag sie dich angeschmiegt neben mir und spielte mit meinem
Glied, das natürlich eine gewisse Bewegung zeigte. Sie bot sich mir an und
ich ließ mich nicht zweimal bitten.
Überallhin folgte sie mir,
immer bereit zur Vereinigung. Sie trank mich aus, oder presste mich aus, wie
eine Zitrone. Nach einer Zeit flüchtete ich manchmal vor ihr auf einen Baum
oder versteckte mich, aber sie fand mich trotzdem. Doch eines Morgens war sie
dann plötzlich verschwunden. Ich suchte nach ihr, konnte sie aber nirgends
entdecken. Stattdessen liefen mir jetzt alle anderen Affenmädchen hinterher.
Nach ein paar Tagen ließ ich mich erobern. Obwohl ich mich an den gedeckten
Tischen labte und gut tat, sah ich bald wie ein Schatten oder Gespenst aus.
Der Zuchthengst hätte eine Ruhe gebraucht. Aber das war eine kleine Insel und
ich konnte nicht sicher sein, dass sich im Wasser keine Krokodile oder
Piranhas befänden. Also wartete ich auf den Augenblick, wenn zweimal täglich
die Engel mit dem Essen kommen würden. Sie erreichten die Insel mit kleinen
Booten. Als ich mich dort niedersetzte, ließen die Mädchen mich in Ruhe.
Anscheinend hatten sie meine Absicht verstanden.
Die Boote kamen an, ich half
ihnen, die Speisen auf den Tischen zu verteilen und stieg ein. Jetzt fand
sich auch endlich ein älteres Weibchen, das mir die ganze Sache erklärte.
„Alle Männchen, die auf die Insel kommen, müssen die willigen Mädchen befriedigen
und wenn einer keine Kraft mehr hat, wartet er auf die Boote. Die Mädchen tun
das gleiche, wenn sie merken, dass sie schwanger sind. Geschlechtsverkehr
gibt es nur auf der glückseligen Insel, so weiß jeder und jede, woran sie
sind. Und die Nachkommenschaft ist gesichert. Allen ist klar, wer die Mutter,
aber niemand weiß ganz genau, wer der Vater sein könnte. Die Bewohner des
umliegenden Landes versorgen die Insel mit allem Nötigen, damit die dortigen
sich nur mit der Minne beschäftigen müssen.“
Ich verbrachte noch eine
Zeit in dieser Zauberhaften Welt, einmal bei der Arbeit, dann wieder auf der
Insel, bis mich ein älterer Affe ansprach. „Du hast viel für uns getan, hast
bei der Arbeit geholfen, aber vor allem hast du uns neues Blut gebracht. Aber
irgendetwas bedrückt dich?“ Es war ein alter kluger Affe. „Du hast Recht.
Euer Paradies ist ein Wunder, doch zieht es mich wieder fort.“ – „Ich weiß.
Ich war wie du, bin lange gewandert, und am Ende wiedergekommen. Solltest du
irgendwann das Gefühl haben, in der Einfachheit des Glückes leben zu können,
dann komm zurück, wir werden dich willkommen heißen.“ Ich umarmte den Alten,
bedankte mich, ging ein paar Schritte und war im dichten Regenwald
verschwunden. „Wer hatte wohl wem mehr gegeben?“
Alle diese Erlebnisse hatten
mich tief geprägt, oder besser, hatten in mir ein großes Durcheinander an
Tatsachen, Wissen, Wünschen, Träumen und Vorstellungen hinterlassen. Ich
verlangte nach Ruhe und Verarbeitung. Deshalb war ich gar nicht traurig, als
sich nach der Überwindung der nächsten Gipfel ein liebliches, kleines,
einsames Bergtal vor meinen Augen öffnete. Bäume, viele Lichtungen, ein
kleiner Fluss und anscheinend ganz unberührt. Hatte sich noch nie ein Affe
hierher verirrt? In zwei Tagen hatte ich es ganz durchstreift, kannte jeden
Winkel, jeden Früchtestrauch. Ein umgestürzter Baum über dem Fluss, den ich
mit Fallholz und Steinen beschwerte bildete bald einen Damm, ein kleinerer
See entstand, in dem ich fischte. Langsam wurde ich ruhig, wie das Tal. Meine
Gedanken begannen, sich zu ordnen, oder besser, wie ich zu dem Erlebten
stand. Ich wollte herausfinden, wer ich wirklich war. Hatte auf jeden jedes
Geschehen den gleichen Einfluss? Warum rufen Dinge trotzdem unterschiedliche
Wirkungen beim Einzelnen hervor?
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