Friday, 30 December 2016

199) Die Ursprache
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199
Die Ursprache
Sehr viele und sehr früh machten sich Gedanken darüber, wie wohl die Sprache entstanden oder woher sie gekommen sein soll. Man hatte natürlich bemerkt, dass es ganz unterschiedliche Sprachen gab, oder die Leute von Dorf zu Dorf nur ein bisschen anders sprachen.
In der Bibel hatte Gott das Unverständnis zwischen Menschen bei Babel verbreitet, um sie zu bestrafen. Aber der Gedanke einer Ursprache schien überall auf der Hand zu liegen. Die meisten rühmten sich sogar, diese zu besitzen und wollten alle anderen von ihrer eigenen ableiten. Hier dienen die Ungarn als Beispiel: achtzig Prozent des Wortschatzes dieser Sprache wurde aus dem Lateinischen, Altgriechischen, Slawischen, Türkischen und Deutschen entlehnt, was die Rechtsgerichteten nicht daran hindert, laut zu erklären, dass alle anderen den Wortschatz von ihrer übernommen hätten. Dabei suchen diese Finn-Ugoren sich dann noch neue Verwandte, wie die Etrusker und Sumerer.
Im zwölften Jahrhundert ließ der salische Kaiser, Friedrich, ein paar frischgeborene Bauernbabys in eine Burg bringen und dort von der Umwelt abschließen. Die Hebammen mussten diese mit allem versorgen, aber durften nicht zu ihnen sprechen und man wartete nun darauf, dass sie die ersten Laute von sich gäben. Natürlich sind sie alle wegen Mangels an Zuneigung nach kurzer Zeit gestorben.
Bis heut gibt es sogenannte Sprachwissenschaftler, die tausend verschiedene Sprachen miteinander vergleichen um Gemeinsamkeiten aufzudecken. Tiefe Töne wie „a und o“ für Wörter mit einer Bedeutung wie „groß“, helle Töne wie „i“ für kleine, weil der große Hund tief bellt und der kleine Vierbeiner höhere Töne anschlägt. Na gut! Aber wie sieht es mit „groß und riesig“ aus? Die Liste dieses und ähnlichen Blödsinnes ist unendlich lang.
Wäre es nicht viel einfacher, logisch nachzudenken? Ein Hund, eine Katze, Vögel, alle diese Tiere verständigen sich auf irgendeine Weise, natürlich nicht über Philosophie und Wissenschaft, aber über wichtige Dinge ihres täglichen Lebens. So war es auch beim Menschen. Bevor ungefähr vor zwanzigtausend Jahren im modernen Sinn richtige Sprachen hätten entstehen können, hatte der Mensch sich schon über die ganze Erde verbreitet und stieß Laute aus, die er aufgrund seiner Physiologie fähig war, hervorzubringen. Dazu gehören zum Beispiel die Mundhöhle, Stimmbänder, Kehle und so weiter. Überall ist nun der Mensch genetisch mehr oder wenig gleich aufgebaut, wenn man von Kleinigkeiten, wie Hautfarbe oder Körpergröße absehen. So ist es dann auch kein Wunder, dass sich Laute, teilweise Wörter und somit Sprachen auf verschieden Art und Weise gleichen.
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Tuesday, 27 December 2016

198) Die wunderbaren, schrecklichen Feiertage
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Die wunderbaren, schrecklichen Feiertage
Wieder so ein Tag, an dem alles geschlossen war. Er wäre gern zum Schwimmen gegangen, weil er hier endlich einmal Zeit gehabt hätte. Unter der Woche ging das nämlich nicht, er war von acht bis fünf Uhr im Büro, das Schwimmbad öffnete morgens um sieben. Es schloss zwar erst am Abend um sieben, aber bis er dorthin kam, war es sechs und dann waren tausende im Wasser. Am Samstag war es nicht besser, es war nur vormittags geöffnet und natürlich überfüllt. Außerdem musste man ja auch noch einkaufen, weil die Öffnungszeiten der Geschäfte nicht besser waren. Aber am Sonntag hätte er sowieso keine Möglichkeit gehabt, in die Stadt zu kommen, er wohnte auf dem Land und an Feiertagen fuhren keine Busse, am Sonntag nur beschränkt. Warum joggst du nicht? – wurde er gefragt. Das tat er jeden Abend und hätte gern auch etwas anderes, zum Beispiel ein bisschen für den Oberkörper, getan. Manchmal ging er an solchen Tagen an den geschlossen Geschäften vorbei, die Waren in den Schaufenstern lächelten ihn an. Jetzt hätte er Zeit, aber nicht nur dafür. Vor ein paar Monaten musste er sich einen Tag Urlaub nehmen, um einen Reisepass zu beantragen und einige Wochen später noch einen Tag, um ihn abzuholen. Natürlich haben auch die Ämter ihre Kundendienstzeiten und diese fielen genau auf seine Arbeitszeiten. Könnten die Gewerkschaften hier nicht etwas tun? Hm! Besonders die kämpfen ja sozusagen immer für solche Frei- und Feiertage. Die wollen einem tatsächlich weißmachen, dass sie das für die arbeitende Bevölkerung tun. Er fragte sich oft, ob er denn der einzige sei, der solche Gedanken hegte oder besser sich mit solchen Problemen herumschlug. „Wahrscheinlich geht es doch vielen so. Aber für wen oder wofür ist denn dann dies alles gut? Würden Familienväter nicht auch gern mal im Winter mit ihren Kindern ins Schwimmbad gehen, ohne dabei sofort einen Urlaubstag opfern zu müssen. Also noch einmal! Für wen? Die Arbeitgeber sind nicht gerade unglücklich, dass sie an Wochenenden keinen Kundendienst aufrechterhalten müssen. Der Staat müsste öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stellen, die sich ohnehin nicht auszahlen. Alle Wirtschaftseinrichtungen müssten sich umstellen. Also, man verkauft die kleinen Leute für dumm, weil es so einfach bequemer, wirtschaftlicher ist. Und was macht jetzt so einer, wie ich, an so einem wunderbaren, schrecklichen Feiertag. Nach dem morgendlichen Joggen, geht es manchmal in die Kneipe, die so voll, wie die Straßen leer, sind und schaut dort neben einem Bier ein bisschen fern. Ein wirklich aktiver Mensch hat doch zu Hause keinen Fernseher, weil er unter der Woche dafür sowieso keine Zeit hätte.“
Ja, das machte er früher. Und heute? Es hat sich ein bisschen gebessert, wahrscheinlich haben auch verschiedene Industriezweige das Geld gerochen. Außerdem ist er in eine Großstadt gezogen. Und er hat einen Blog, an dem er an solchen Tagen seine Gedanken veröffentlicht. Die Themen? Na klar! Wie werden wir „zu unseren Gunsten“ für dumm verkauft?
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Monday, 26 December 2016

197) Der alte Affe erzählt 8
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Der alte Affe erzählt 8
Nach der Beruhigung und Verarbeitung des Vergangenen, bei der das Alleinsein hilft, kommt das Erwachen, oder besser die Erkenntnis.
Ohne die Gegenwart von anderen Affen gibt es niemanden, demgegenüber die Grenzen der Persönlichkeit zum Ausdruck kommen könnten. Der Affe bestimmt sich selbst in Bezug zu seiner gesellschaftlichen Umgebung. Gibt es diese nicht, ist das „Ich“ eine zerfließende Masse. Robinson Affe hatte wahrscheinlich nach dreiundzwanzig Jahren auf seiner Insel einfach vergessen, wer er war.
Gut! Ich hatte das Geschehen verarbeitet, wusste, was ich nicht wollte, war aber weit davon entfernt, sagen zu können, was wohl meinen Wünschen entsprechen sollte. Wünschen kann der Affe sich nur das, was er sich vorstellen kann, das bedeutet, was er vorher schon in irgendeiner Form oder Gestalt mit eigenen Sinnen erfasst oder berührt hat. Neues kann er nicht erfinden, es muss ihm gezeigt werden. Und dann ist er fähig, die Teile anders wieder zusammenzufügen.
Also ich brauchte neue Anregungen, deshalb machte ich mich eines Morgens nach einer gut ausgeschlafenen Nacht auf, die höchste Spitze zu erklimmen, um eine Richtung auszuwählen. Ein kleiner Lederbeutel mit Tierdarmwänden ausgelegt diente als Wasserbehälter und eine andere Ledertasche war mit getrocknetem Fisch, Früchten und Körnern gefüllt. Die Sonne schien, ein Wanderaffe hätte sich keine besseren Voraussetzungen wünschen können. Immer wieder sah ich mich um und es schien mir, als ob dort irgendwo hinter mir in der Ferne die vagen Silhouetten sich zu wirklichen Erinnerungen zusammenfänden.
Wieder lag ein grüner Teppich vor mir, also ein Tag mit viel Wald. In der Ferne ließen sich Trommeln hören. Rhythmisch wurden diese geschlagen. Als ich näher kam, sah ich einen Hohen Priester, der am Ende einer langen Bambustreppe stand. Auf dem Kopf trug er einen bunten Ring. Die Sonne hinter ihm schien genau durch diesen Reif, da erhob er die Arme. „Seht die Herrlichkeit des Bananengottes!“ – rief er. Alle unten schauten in die Sonne, von der sie natürlich geblendet wurden. Hinter ihnen ertönten die Trommeln noch lauter, von Zeit zu Zeit prallte irgendetwas gegen eine Metallplatte, was einen hellen Klang erzeugte. Die Affen waren wie hypnotisiert.
Von meinem Gebüsch aus konnte ich mehreren von der Seite ins Gesicht sehen. Mit offenen Augen und ausdruckslosen Gesichtern knieten sie da am Fuß der Treppe. Wohin war ich nun wieder geraten? Da oben auf der Treppe stand eine Witzfigur, machte irgendeinen Hokuspokus und die dummen Affen ließen sich verzaubern. Ein junges Affenmädchen erhob sich und ging wie in Trance langsam die Treppe hinauf. Es machte eigentlich fast den Eindruck, als ob sie schweben würde. Oben angekommen legte sie das Tablett mit gebratenen Bananen nieder und kam erneut herunter. Dann ging das nächste Mädchen mit einem Krug hinauf. So lief das noch drei oder viermal. Als die Sonne den bunten Ring verlassen hatte, wachten alle auf und verschwanden langsam im Wald.
Leise schlich ich mich um den Hügel herum und fand den Hohen Priester, der sich gerade an den Speisen gut tat. Ich ging auf ihn zu. Er war nicht sehr überrascht, mich zu sehen. „Ich habe dich schon im Baum erblickt. Lass dich nieder, iss und erzähle mir, woher du kommst!“ Ich tat, wie mir geraten wurde, aber stellte ihm lieber ein paar Fragen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir wahrscheinlich mehr erzählen könnte, als meine Wenigkeit ihm. Er beobachtete mich einen Augenblick und schien, ganz froh zu sein, dass er endlich einmal nicht zuhören musste, sondern selbst seine Sorgen teilen konnte. „Ich bin dir dankbar, dass du daran Interesse hast, etwas zu lernen und mir deine Aufmerksamkeit zu schenken.“ – und mit diesen Worten begann er seine Geschichte.
Vor vielen Jahren hatte man ihn, als den Klügsten, gewählt. Er sollte Gericht halten, für alle entscheiden und sie führen. Alle wussten, dass er die Speisen für den Bananengott verzehrte, aber sie wollten auf einfache Weise leben, wie im Paradies, in bequemer Dummheit. Und dazu brauchten sie jemanden, der für sie dachte. In seiner Regierungszeit gab es verschiedene Zeitspannen. Manchmal war er sehr ehrgeizig und ließ sie etwas für das Allgemeinwohl errichten. Wenn er die Nase voll hatte, war ein Tyrann. Er gab zu, dass es schwierig sei, immer ausgeglichen auf jeden Blödsinn ruhig zu reagieren. Manchmal packte ihn der Größenwahn und er glaubte dann wirklich, Gott zu sein. Es ist nicht leicht, sich selbst immer im Griff zu haben, wenn es niemanden gibt, der von Zeit zu Zeit Kritik übt, ihm seine Meinung sagt. Vor allem aber fühlte er sich bestraft, weil er allein war, keine Familie hatte, eigentlich sein eigenes Leben nicht genießen konnte. Um von allen geehrt zu werden, musste er auf die Einfachheit des Daseins verzichten. „Wäre es nicht besser, sie zu unterrichten?“ – stieß es aus mir hervor. Auch das hatte er schon versucht, aber dann wieder aufgegeben, weil dies noch ermüdender sei. Und deshalb verbrachte er seine Zeit damit, sein Volk zu beobachten, einen auszuwählen, der nach seinem Tod die Aufgabe übernehmen würde. Bisher hatte sich aber kein geeigneter Kandidat gefunden. „Vielleicht bist du zu gut zu ihnen? Wenn sie die Erfahrung machen, was ein eigensüchtiger Gott ist, werden sie ihr Geschick selbst in die Hand nehmen wollen.“ – „Müsste ich sie dazu bringen, mich zu hassen? Hm! Hättest du nicht Lust, Gott zu spielen?“ Wahrscheinlich glaubte er, in mir den gutmütigen Affen gefunden zu haben, der einmal seinem Volk das weitere sorglose Leben ermöglichen werde. Ich hatte bis dahin schon einiges erlebt, aber Gott war ich noch nicht gewesen. Einige Monde wohnte ich versteckt hinter einem Gebüsch den Gerichtstagen und ähnlichen Versammlungen bei und danach besprachen der Hohe Priester und ich, was in diesem oder jenem Fall zu tun sei.
Sicherlich merkte er, dass ich zwar ein interessierter und überlegter Ratgeber war, aber es mich auf längere Sicht zu sehr langweilen würde. Und so fragte er mich dann eines Morgens: „Ich sehe es in deinen Augen, es zieht dich weiter. Du hast ein gutes Herz, aber die Rolle eines Gottes würde dich früher oder später zum Wahnsinn treiben.“ Er hängte mir die Taschen mit Wasser und Nahrung über die Schulter und lächelte traurig, drehte sich herum und ging zu Tempel zurück. „Ein weiser Affe!“ – dachte ich, viel hatte er mir gelehrt und konnte in den Gedanken anderer lesen. „Ein würdiger Gott!“ Aber doch eine Ausnahme unter den Göttern.
Vor mir lag ein neuer Berg.
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Friday, 16 December 2016

196) Die Geschichte der Wirtschaft in 10 Minuten
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Die Geschichte der Wirtschaft in 10 Minuten
Ein Dorf am Nil dreitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Einige Dinge macht jede Familie für sich selbst, andere erledigt man in der Gemeinschaft, ein paar Stellen neben der Feldarbeit auch Werkzeuge oder Gebrauchsgüter her, alle jagen und fischen. Eine Gruppe von Bewaffneten kommt. Nach kurzem Kampf muss die Dorfgemeinschaft sie mit Tributzahlungen gutstimmen.
Diese Gruppe kontrolliert ein größeres Gebiet. Der Anführer der bewaffneten Krieger ist ehrgeizig und möchte noch größere Zahlungen aus der Bevölkerung herauspressen. Natürlich weiß er, dass er nur so viel bekommen kann, was die Dörfer entbehren können. Verlangt er mehr, verlassen die Bewohner das Gebiet und suchen sich eine neue Heimat. Oder er ist gezwungen, gegenüber den umliegenden Regionen oder Staatengebilden wettbewerbsfähig, also überlebensfähig, zu bleiben. Deshalb beschließt er, die Arbeitskräfte aus den Dörfern zusammenzuziehen und lässt sie unter seiner Anweisung ein Wassersammelbecken, einen Damm und Wassergräben anlegen. Durch die regelmäßige Bewässerung steigen die Ernteerträge. Immer mehr Dörfer wollen sich dieser Gemeinschaft anschließen, oder werden erobert.
Langsam entsteht ein staatlicher Apparat, der Tributzahlungen, oder heute nennt man das Steuern, eintreibt, sich mit Kriegsfragen beschäftigt und größere Bauprojekte plant und durchführen lässt. Die Bewohner der Städte und Dörfer handeln untereinander mit Gebrauchsgütern und Lebensmitteln in einer Art freien Markwirtschaft.
Im Laufe der Geschichte wird es dann immer demokratischer, oder es verteilt sich gleichmäßiger, weil kleinere Einheiten wirksamer auf die Bedürfnisse verschiedener Dorfgemeinschaften oder Verbrauchergruppen eingehen können. Bedürfnisse oder Notwendigkeiten führen zur Entstehung neuer Techniken und Industriezweigen.
Und so ist es bis heute geblieben. Die regierenden Schichten beschäftigen sich mit regionalen, nationalen oder internationalen Projekten, wie Krieg, Ölindustrie, Raumfahrt, Schifffahrt, Eisenbahn, Verkehrsnetz, Geldinstitute, Geldprägung, Versicherungen …… Alles, was darunter liegt funktioniert mehr oder weniger auf den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft. Versuchen aber die regierenden zu sehr, auch die weniger gewinnbringenden Industriezweige zu kontrollieren fällt die Produktion weit zurück, oder sehr viel wird mit Schwarzarbeit hergestellt oder ins Land geschmuggelt.
Beispiele für solche Missbildungen sind Kommunismus, Maffia, Militärdiktaturen oder andere Arten von autoritären Systemen.
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Thursday, 8 December 2016

195) Der Feind
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Der Feind
Im Halbdunkel sah er, wie jemand langsam schleichend hereinkam. Er selbst saß zusätzlich in einer dunklen Ecke, hatte sein Gewehr auf den Eingang gerichtet und wartete. Der Eintretende ließ seine Augen beobachtend durch den Raum des halbverfallenen Gebäudes gleiten, dann ging er im Zimmer weiter, wollte anscheinend jeden Winkel durchstöbern.
„Hände hoch!“ – sagte der Versteckte fast flüsternd. „Leg die Waffe sanft auf den Boden, ohne dich umzudrehen!“ – befahl er weiter. „Sehr schön! Jetzt, Hände hinter den Kopf und in die andere Ecke! Dort, wo das Licht ist.“ Der andere tat, wie ihm aufgetragen wurde. „Du wirst uns nicht entkommen. Überall sucht man dich.“ „Sprich leiser, sonst erschieß ich dich!“ Er hielt eine Pause. „Wenn man mich hier findet, nehme ich dich mit in den Tod.“ Er ging zu der Waffe und hob sie auf.
Die Schritte um das Haus entfernten sich. „Hier ist er nicht. Da hinüber zur nächsten Ruine.“ Sowohl der Eingetretene, als auch der Versteckte begannen tiefer zu atmen, der eine weil er es wieder durfte, der andere, weil er es wieder konnte. „Für wen oder Wofür riskierst du, dass man auf dich Jagd macht. Du könntest ein ruhiges Leben haben, eine Arbeit, eine Familie, ein Haus.“ – „Tja, dann wäre ich nicht besser als du! Ein Handlanger, der der Macht dient.“ – „Ich weiß, dass nicht alles ideal läuft. Aber könntest du mir ein besseres System zeigen?“ – „Und weil du lieber einen dicken Bauch bekommen willst, machst du jetzt einfach mit.“ – „Wenn es nur solche Leute, wie dich, geben würde, wäre die Menschheit schon ausgestorben.“ – „Naja, dann müssten sich die Mächtigen neue Untertanen suchen. Aber sie würden wahrscheinlich die untersten unter sich erniedrigen. Zum Beispiel solche Leute, wie dich. Siehst du, deshalb sind sie eigentlich von uns abhängig und nicht wir von ihnen. Wer würde denn sonst die Drecksarbeit für sie tun und dazu auch noch Steuern bezahlen, um ihr System aufrechtzuerhalten?“ – „Aber irgendeine Ordnung muss es ja geben, sonst würde doch jeder tun und lassen, was ihm gefällt.“ – „Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder einer macht sich zum Führer und befiehlt, was Recht und Gesetz ist, oder alle beginnen, darüber nachzudenken und finden eine gemeinsame Lösung.“ – „Demokratie? Das funktioniert doch nicht. Der Mensch wird niemals für das Gemeinwohl leben.“ – „Und deshalb ist es dann besser, wenn nur einer alle anderen terrorisiert, oder eine kleine Gruppe bestimmt, was passieren soll? Sollten nicht lieber alle unterrichtet werden und erkennen, was richtig ist?“ – „Du bist ein Träumer!“ – „Möglich! Die Menschheit geht aber in diese Richtung. Zuerst regierte nur der Pharao und Leute, wie du, ließen sich mit ihm begraben. Heute haben wir schon Parlamente.“ – „Die heutige ist eine gottlose Welt.“ – „Früher spielte einer den Gott. Aber sage mir, warum du so an die jetzige Macht glaubst?“ – „Sie macht unser Land wieder groß. Es gab eine Zeit, als mutige Kämpfer für ihr Land, ihren König und Glauben starben. Was wir heute sehen, sind alles nur egoistische Individualisten.“ – „Weißt du, wie es damals den einfachen Leuten ging? Damit so ein Führer den Ruhm in die ganze Welt verbreiten konnte, musste viele leiden, hungern und sterben.“ – „Wer interessiert sich denn schon für den kleinen Mann?“ – „Ist nicht der kleine genauso gut oder schlecht, wie der große?“ – „Und deshalb macht ihr dann ab und zu einmal eine Revolution, bei der tausende ums Leben kommen und die ganze Ordnung über den Haufen geworfen wird.“ – „Wie viele müssen sterben, um diese Ordnung aufrechtzuerhalten? Und dann gibt es natürlich immer Handlanger, wie dich, denen ein paar Krümel hingeworfen werden, damit die ihre Köpfe für die großen hinhalten. Oder möchtest du vielleicht behaupten, dass du mehr als ein paar Krümel bekommst?“ – „Es kommt darauf an, was du Krümel nennst. Ich führe ein normales Leben.“ – „Und wie sieht es mit deinem Gewissen aus? Hast du dir manchmal darüber Gedanken gemacht, dass du als Handlanger nicht denken, sondern nur Befehle ausführen sollst? Du musst nämlich wissen, dass Denken für die Ordnung schädlich ist!“ – „Du wirst mich nicht überzeugen! Bei euch gibt es nur Chaos, da würde überhaupt nichts funktionieren!“ – „Wusstest du, dass Ordnungshüter zur Zeit der Römer Sklaven waren. Kein stolzer Bürger hätte sich damals hingegeben, anderen nachzuspionieren.“
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Sunday, 4 December 2016

194) Der alte Affe erzählt 7
Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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Der alte Affe erzählt 7
Wenn der Tod so schön wäre, möchte einer gar nicht leben, sondern nach der Geburt sofort sterben. Verschiedene Affenkulturen erzählen sogar, dass einer mit dem Tod auch die Erinnerung verliert. Aber als mich eines der Mädchen, das mein Erwachen bemerkt hatte und zu mir gekommen war, etwas fragte, verstand ich kein Wort und antwortete in einer der Sprachen, die ich bisher gelernt hatte. Es ist wohl zu viel verlangt, zu erwarten, dass ein Affe andere Sprachen spricht, wenn er sein Wohngebiet nie verlassen hat. Und so betrachtete sie mich nur lieblich mit ihren schönen Augen. Wieder eine Sprachlehrerin? Auf der einen Seite haben diese von der Außenwelt abgeschlossenen Paradiese ihren Charme, der in ihrer Einfachheit besteht. Aber auf der anderen Seite können sie genau deswegen auch sehr einseitig und beschränkt sein.
Der Instinkt ist dumm und sieht nur den Augenblick. Und so ist es die Minne, die Schwierigkeiten beginnen später.
In einfachen oder anfänglichen Gesellschaften sieht der Affe in allen Kindern den Fortbestand und die ganze Gemeinschaft nimmt an ihrer Erziehung teil. Dort, wo eigenes Eigentum entsteht, versucht der Vater, soviel wie möglich für das seine zu sichern. Wenn entwickelte Gesellschaften klug sind, greifen sie auf den anfänglichen Grundsatz zurück. Aber keines hat Platz für Individualismus, weil jener die Verknüpfungen innerhalb der Gemeinschaft zu sehr lockern würde. Verrückte sind ungefährlich und erfreuen durch ihre Lächerlichkeit. Durchdachte Eigentümlichkeit erschüttert die Ordnung in ihren Grundlagen. Fremde Bausteine müssen erst auf ihre Eigenschaften geprüft werden.
Aber diese Augen hatten alle Grundsätze vergessen, nur der Drang nach Erfüllung der Sehnsucht spiegelte sich darin wieder. Der Trieb kennt keine Vernunft. Ob sie meine Gedanken lesen konnte, bezweifle ich, sie merkte nur, dass hier etwas in meinem Kopf arbeitete und dieser musste zuerst überwältigt werden, wenn der ganze Leib zu seinem Genuss geführt werden sollte. Wie einfach die Welt doch ist!
Zunächst führte sie mich zu einem Platz mit gedeckten kleinen Tischen. Alle möglichen Feinheiten, die man sich nur vorstellen konnte. Später erfuhr ich, dass Männchen und ältere Weibchen, die hilfreichen Engel waren. Nachdem ich genug gespeist hatte, zeigte sie mir eine Ruhestelle und ich schlief an ihrem Busen ein. Als ich wieder aufwachte, lag sie dich angeschmiegt neben mir und spielte mit meinem Glied, das natürlich eine gewisse Bewegung zeigte. Sie bot sich mir an und ich ließ mich nicht zweimal bitten.
Überallhin folgte sie mir, immer bereit zur Vereinigung. Sie trank mich aus, oder presste mich aus, wie eine Zitrone. Nach einer Zeit flüchtete ich manchmal vor ihr auf einen Baum oder versteckte mich, aber sie fand mich trotzdem. Doch eines Morgens war sie dann plötzlich verschwunden. Ich suchte nach ihr, konnte sie aber nirgends entdecken. Stattdessen liefen mir jetzt alle anderen Affenmädchen hinterher. Nach ein paar Tagen ließ ich mich erobern. Obwohl ich mich an den gedeckten Tischen labte und gut tat, sah ich bald wie ein Schatten oder Gespenst aus. Der Zuchthengst hätte eine Ruhe gebraucht. Aber das war eine kleine Insel und ich konnte nicht sicher sein, dass sich im Wasser keine Krokodile oder Piranhas befänden. Also wartete ich auf den Augenblick, wenn zweimal täglich die Engel mit dem Essen kommen würden. Sie erreichten die Insel mit kleinen Booten. Als ich mich dort niedersetzte, ließen die Mädchen mich in Ruhe. Anscheinend hatten sie meine Absicht verstanden.
Die Boote kamen an, ich half ihnen, die Speisen auf den Tischen zu verteilen und stieg ein. Jetzt fand sich auch endlich ein älteres Weibchen, das mir die ganze Sache erklärte. „Alle Männchen, die auf die Insel kommen, müssen die willigen Mädchen befriedigen und wenn einer keine Kraft mehr hat, wartet er auf die Boote. Die Mädchen tun das gleiche, wenn sie merken, dass sie schwanger sind. Geschlechtsverkehr gibt es nur auf der glückseligen Insel, so weiß jeder und jede, woran sie sind. Und die Nachkommenschaft ist gesichert. Allen ist klar, wer die Mutter, aber niemand weiß ganz genau, wer der Vater sein könnte. Die Bewohner des umliegenden Landes versorgen die Insel mit allem Nötigen, damit die dortigen sich nur mit der Minne beschäftigen müssen.“
Ich verbrachte noch eine Zeit in dieser Zauberhaften Welt, einmal bei der Arbeit, dann wieder auf der Insel, bis mich ein älterer Affe ansprach. „Du hast viel für uns getan, hast bei der Arbeit geholfen, aber vor allem hast du uns neues Blut gebracht. Aber irgendetwas bedrückt dich?“ Es war ein alter kluger Affe. „Du hast Recht. Euer Paradies ist ein Wunder, doch zieht es mich wieder fort.“ – „Ich weiß. Ich war wie du, bin lange gewandert, und am Ende wiedergekommen. Solltest du irgendwann das Gefühl haben, in der Einfachheit des Glückes leben zu können, dann komm zurück, wir werden dich willkommen heißen.“ Ich umarmte den Alten, bedankte mich, ging ein paar Schritte und war im dichten Regenwald verschwunden. „Wer hatte wohl wem mehr gegeben?“
Alle diese Erlebnisse hatten mich tief geprägt, oder besser, hatten in mir ein großes Durcheinander an Tatsachen, Wissen, Wünschen, Träumen und Vorstellungen hinterlassen. Ich verlangte nach Ruhe und Verarbeitung. Deshalb war ich gar nicht traurig, als sich nach der Überwindung der nächsten Gipfel ein liebliches, kleines, einsames Bergtal vor meinen Augen öffnete. Bäume, viele Lichtungen, ein kleiner Fluss und anscheinend ganz unberührt. Hatte sich noch nie ein Affe hierher verirrt? In zwei Tagen hatte ich es ganz durchstreift, kannte jeden Winkel, jeden Früchtestrauch. Ein umgestürzter Baum über dem Fluss, den ich mit Fallholz und Steinen beschwerte bildete bald einen Damm, ein kleinerer See entstand, in dem ich fischte. Langsam wurde ich ruhig, wie das Tal. Meine Gedanken begannen, sich zu ordnen, oder besser, wie ich zu dem Erlebten stand. Ich wollte herausfinden, wer ich wirklich war. Hatte auf jeden jedes Geschehen den gleichen Einfluss? Warum rufen Dinge trotzdem unterschiedliche Wirkungen beim Einzelnen hervor?
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