198) Die wunderbaren, schrecklichen Feiertage
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Die wunderbaren,
schrecklichen Feiertage
Wieder so ein Tag, an dem
alles geschlossen war. Er wäre gern zum Schwimmen gegangen, weil er hier
endlich einmal Zeit gehabt hätte. Unter der Woche ging das nämlich nicht, er
war von acht bis fünf Uhr im Büro, das Schwimmbad öffnete morgens um sieben. Es
schloss zwar erst am Abend um sieben, aber bis er dorthin kam, war es sechs
und dann waren tausende im Wasser. Am Samstag war es nicht besser, es war nur
vormittags geöffnet und natürlich überfüllt. Außerdem musste man ja auch noch
einkaufen, weil die Öffnungszeiten der Geschäfte nicht besser waren. Aber am
Sonntag hätte er sowieso keine Möglichkeit gehabt, in die Stadt zu kommen, er
wohnte auf dem Land und an Feiertagen fuhren keine Busse, am Sonntag nur
beschränkt. Warum joggst du nicht? – wurde er gefragt. Das tat er jeden Abend
und hätte gern auch etwas anderes, zum Beispiel ein bisschen für den
Oberkörper, getan. Manchmal ging er an solchen Tagen an den geschlossen
Geschäften vorbei, die Waren in den Schaufenstern lächelten ihn an. Jetzt
hätte er Zeit, aber nicht nur dafür. Vor ein paar Monaten musste er sich
einen Tag Urlaub nehmen, um einen Reisepass zu beantragen und einige Wochen
später noch einen Tag, um ihn abzuholen. Natürlich haben auch die Ämter ihre
Kundendienstzeiten und diese fielen genau auf seine Arbeitszeiten. Könnten
die Gewerkschaften hier nicht etwas tun? Hm! Besonders die kämpfen ja
sozusagen immer für solche Frei- und Feiertage. Die wollen einem tatsächlich
weißmachen, dass sie das für die arbeitende Bevölkerung tun. Er fragte sich oft,
ob er denn der einzige sei, der solche Gedanken hegte oder besser sich mit
solchen Problemen herumschlug. „Wahrscheinlich geht es doch vielen so. Aber
für wen oder wofür ist denn dann dies alles gut? Würden Familienväter nicht
auch gern mal im Winter mit ihren Kindern ins Schwimmbad gehen, ohne dabei
sofort einen Urlaubstag opfern zu müssen. Also noch einmal! Für wen? Die
Arbeitgeber sind nicht gerade unglücklich, dass sie an Wochenenden keinen
Kundendienst aufrechterhalten müssen. Der Staat müsste öffentliche
Verkehrsmittel zur Verfügung stellen, die sich ohnehin nicht auszahlen. Alle
Wirtschaftseinrichtungen müssten sich umstellen. Also, man verkauft die
kleinen Leute für dumm, weil es so einfach bequemer, wirtschaftlicher ist.
Und was macht jetzt so einer, wie ich, an so einem wunderbaren, schrecklichen
Feiertag. Nach dem morgendlichen Joggen, geht es manchmal in die Kneipe, die
so voll, wie die Straßen leer, sind und schaut dort neben einem Bier ein
bisschen fern. Ein wirklich aktiver Mensch hat doch zu Hause keinen
Fernseher, weil er unter der Woche dafür sowieso keine Zeit hätte.“
Ja, das machte er früher.
Und heute? Es hat sich ein bisschen gebessert, wahrscheinlich haben auch
verschiedene Industriezweige das Geld gerochen. Außerdem ist er in eine Großstadt
gezogen. Und er hat einen Blog, an dem er an solchen Tagen seine Gedanken
veröffentlicht. Die Themen? Na klar! Wie werden wir „zu unseren Gunsten“ für
dumm verkauft?
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Tuesday, 27 December 2016
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