Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334
79 74
|
------------------------------
|
Allein
Er wusste nicht, ob er erst ein paar Stunden, einen Tag oder
schon zwei Tage hier lag, weil er ganz erschöpft zusammengebrochen war.
Eigentlich ein traumhafter Platz mit Sandstrand, Sonne und Palmen. Kokosnüsse
hingen von ihnen herab, aber ein bisschen hoch, wenn man keine Leiter hatte.
Er dachte nach, er musste Wasser finden, weil er durstig, Essen, weil er
hungrig war und dann herausfinden, wo er eigentlich war.
Er ging ein Stück am Strand entlang und erblickte etwas wie einen
kleinen Einschnitt im dichten Gestrüpp. Er näherte sich, schaute hinein, es
war ein kleiner Bach mit geschmacklosem Wasser. Aber es war nicht salzig,
also trinkbar. Lange sitzend, die Hand immer wieder zum Mund führend, löschte
sich langsam sein schier unendlicher Durst. Das schwere Nass lag ihm im Magen
und machte ihn müde, er schlief ein.
Als er wieder aufwachte, erblickte er Mond und Sterne am Himmel
und es war ruhig. Nichts regte sich, aber die Stille tat ihm gut. Der Sturm,
bei dem er hierhergekommen war steckte ihm noch immer in den Knochen. Seine
Haut juckte, deshalb wusch er das Salz von seiner Haut.
Ein Stück des Weges zwischen Meer und Dickicht lag eine
umgeknickte Bananenpalme. Diese war dem Sturm zum Opfer gefallen, aber die
Frucht zwang sein Verdauungssystem, die Arbeit wieder aufzunehmen. Nach ein
paar Stunden Wanderung wurde der Küstenstreifen felsig und die Brandung
heftiger. Ein Kundiger hätte gewusst, dass hier die anbrausende
Meeresströmung die Sandablagerung verhinderte. Lange ging es über Klippen und
Felsen, bevor es wieder sandig wurde.
Er hatte wieder Hunger und Durst, stillte diese mit Vogeleiern,
heruntergefallenen Früchten und Kokosnüssen, Käfern, Muscheln, mit der Hand
gefangenen, rohen Fischen, Krebsen und kleinen Schildkröten.
Nach drei Tagen fand er Fußspuren und ein paar Stunden später
einen kleinen Bach. Jetzt war es sicher, es war eine Insel und er war einmal
herumgelaufen. Nach ein paar Tagen begab er sich in das Innere des Eilandes,
kannte bald jeden Baum, Strauch und Vogel, wusste, wo sie brüteten und nahm
immer nur ein Ei, damit sie das Nest nicht verließen.
Schon lange hatte er nichts mehr gesprochen. Jetzt probierte er
seine Stimme aus. Die Worte kamen ihm nicht leicht über die Lippen, dann sang
er Lieder aus seiner Erinnerung. Es klang ziemlich falsch. Er versuchte es
immer wieder, wollte wenigstens sich selbst hören, wenn er schon mit
niemandem sprechen konnte. Manchmal war es bereits einfacher den Lockruf
verschiedener Vögel nachzuahmen.
Er bemerkte es eigentlich nicht, aber er sprach immer seltener
laut mit sich selbst. Auch seine Gedanken veränderten sich von Tag zu Tag und
beschränkten sich bald nur noch auf: kalt – warm, Tag – Nacht, Hunger –
Durst, nur noch wenig mit Schiff – wegkommen von hier – Rettung.
Eines Tages dann, er saß gerade auf einem der Korallenriffe, um
mit seinem selbstgemachten Speer Fische zu fangen, sah er am Horizont ein
Segelschiff. Zuerst erschien um seinen Mund ein Lächeln. Aber er konnte sich
nicht mehr erinnern, warum dies Grund zur Freude hätte sein sollen. Es war
ihm von irgendwoher noch bekannt, doch wusste er nicht es mit irgendetwas zu
verbinden. Er fletschte die Zähne, wie bei einer Bedrohung. Dann schwamm er
auf die Insel zurück, um sich zu verstecken.
|
-----------------------------------------------
|
--------------------------------------------------
|
-------------------------------------------------
|
---------------------------------------------------
|
|
Saturday, 19 December 2015
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment