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Die Strafe der Götter
Er hatte sie alle in seine Hauptstadt gerufen. Nomaden aus den
Steppen brachten Teppiche und kräftige Kamele, die Bergbewohner kostbare
Steine, Erze und Salze aus ihren Bergwerken, die Fischer aus den Meerregionen
Muscheln und Fische, die Handwerker aus den Städten ihre Produkte und die
Händler Waren und Sklaven aus China, Indien, Ägypten und Griechenland.
Der griechische Sklave war athletisch gebaut und wurde mit Hilfe
eines Dolmetschers über sein Land befragt. Seine Stimme klang rein und
überhaupt nicht unterwürfig.
Er war bei einem Kriegszug erbeutet und in die Hauptstadt gebracht
worden. Als er erzählte, dass es dort keinen König gebe und die Götter
kritisiert werden, brachte man ihn schnell in einen Nebensaal, damit der
König ihn nur im Beisein des Dolmetschers verhören konnte. Es gebe zwar auch
dort Sklaven, aber die Einheimischen seien alle gleichberechtigt und nähmen
an den Versammlungen teil, um über wichtige Angelegenheiten der
Stadtgemeinschaft zu entscheiden. „Was für ein seltsames Land!“ – dachte der
König bei sich. – „Aber ich bin sicher, dass die Sonne auch bei ihnen im
Osten auf und im Westen untergeht und nicht die Erde sich dreht. Wollen diese
Griechen vielleicht am Ende noch behaupten, dass die Erde eine Kugel sei. Und
dazu kritisieren sie auch noch ihre Götter. Wie kann man denn höhere Mächte
und Götter verleumden?“ Als er so bei sich nachdachte, kam ihm die Idee, man
müsste doch dieses Land erobern, weil eine Gemeinschaft ohne Führer schwach
ist, und ihnen dann zeigen, wer der Herr auf Erden ist. Er rief seinen
militärischen Stab zusammen, um ihm zu befehlen, die Pläne für diesen
Kriegszug auszuarbeiten.
Nach mehreren Monaten setzte sich der Zug in Bewegung. Von weitem
sah es aus, als wären es Millionen Kämpfer. Sie bedeckten den Boden, wie die
Heuschreckenplage. Das Wetter war schlecht, ein garstiger Wind schlug ihnen
ins Gesicht. Der König ließ mit Peitschen den Wind schlagen. Auch der Wind
sollte sich ihm beugen. Dann kamen sie ans Meer und bauten eine Brücke aus
Schiffen. Ein großer Sturm zog herauf und zerstörte die Brücke. Wieder ließ
der König die Peitschen sprechen, um das Meer zu bestrafen. Dreihundert
Schläge für das ungebändigte Element. Endlich hatten sie übergesetzt und in
einer langen Schlange wanderte das riesige Heer an der Küste entlang.
An einer Stelle mit warmen Quellen standen ihnen plötzlich dreihundert
Spartaner gegenüber. „Was wollen denn die?“ – fragte sich der König über
hunderte Völker und Heerführer über hundertfünfzigtausend Krieger. Er gab den
Befehl zum Angriff. Immer wieder stürmten seine Soldaten gegen dieses
Häufchen Standhaltender. In sechs Reihen stellten sie sich auf. Wenn der
Vorderste seine Kräfte aufgebraucht hatte oder verwundet war, ging er nach
hinten, oder wenn er gefallen war, nahm der Nächste seinen Platz ein. Der
König dachte schon, dass diese dreihundert Verteidiger schlimmer seien, als
das Meer und der Wind. Sie ließen sich nicht einmal auspeitschen. Die ganze
Gruppe musste umgangen werden. So schickte der Herrscher ein paar tausend
Leute in die Berge, um dann im Rücken der Spartaner zu erscheinen. Dem Druck
von zwei Seiten konnten die Tapferen nicht mehr widerstehen.
Aber die Perser mussten sich die Frage stellen, was für ein Geist
diese Leute trieb, auch ihr Leben für etwas zu opfern, was sie Freiheit
nannten. Und was würde wohl noch kommen? Es war anders als in Kleinasien und
Persien, nicht nur bergig, sondern auch die Bevölkerung und der Widerstand
waren besser organisiert. Bei jedem Bergpass machte man die gleiche
Erfahrung. Eine kleine Gruppe von Kriegern versperrte den Asiaten den Weg.
Man musste es über das Meer versuchen.
Große Galeeren wurden mit vielen Kämpfern und Kriegsmaterial
beladen und fuhren nun ungestört am Ufer entlang. Die zahlreichen Inseln und
Buchten boten Schutz vor Unwetter und hohem Wellengang. Die Schiffe waren
überladen und nur schwer manövrierbar. Und da geschah es dann, plötzlich
waren sie da, kleine, griechische, wendige Boote mit Rammböcken fuhren gerade
in die großen Galeeren hinein und schlugen große Lecks. Ohne viel Kampf
versank ein persisches nach dem anderen. Kaum konnte sich der König aus der
Falle retten.
Vielleicht waren ein Teil der Götter einfach freiheitsliebend!
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Saturday, 2 January 2016
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