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Der reiche Dumme und der arme Wissenschaftler
rD: Du hast den Ruf, viel zu wissen. Erkläre mir bitte, warum ich
sehe, dass die Sonne im Osten auf und im Westen untergeht.
aW: Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse, aber weil du auf
der Erde stehst und nicht merkst, wie du dich mit ihr bewegst, scheint es
dir, als ob die Sonne sich bewegen würde.
rD: Das ist sehr interessant. Ich habe vor ein paar Jahren über
meinen Schwager vom König das Recht erhalten, alle Hotels in der Stadt zu
betreiben. Und seit dieser Zeit warte ich immer darauf, dass die Sonne
untergeht, weil sich dann die Kassen in meinen Hotels füllen.
aW: Ich weiß, ich bin dein Buchhalter, zähle dein Geld, trage die
Beträge in die Bücher ein und sage dir, wie hoch die Ausgaben sind, oder
wieviel Geld für dich in der Kasse bleibt.
rD: Und wie kommt das Getreide in meine Mühlen, für deren Betrieb
ich das Recht beim Fürsten kaufte?
aW: Aus jedem Kern und Korn entspringt ein Spross, der sich dann
vom Wasser, Boden und Sonnenlicht ernährt.
rD: Du möchtest also sagen, dass ich mich auch darüber freuen
soll, wenn die Sonne scheint!
aW: Natürlich!
rD: Wir sind das Beste, was Gott geschaffen hat und befinden uns
deshalb im Mittelpunkt der Welt. Alles kreist um uns. Auch die menschliche
Gesellschaft hat Gott so eingerichtet. Im Mittelpunkt stehen der König und
die geistlichen Würdenträger, dann kommt der Adel, später die von der Gnade
des Fürsten erhobenen Geschäftsleute, wie ich. Die nächste Runde bilden vielleicht
solche ärmlichen Wisser, wie du. Ganz am Rand haben wir die dummen Bauern und
Schweinehirten.
aW: Entschuldigung! Ich muss dich korrigieren. Die Sonne ist der
Mittelpunkt und die Erde kreist fast in am Rand, ist außerdem ziemlich klein.
rD: Das kann nicht sein! Gott habe sein bestes Werk, den Menschen
in der Abstellkammer vergessen. Am Ende wirst du Einfallspinsel mir noch
behaupten, das Gott nichts geschöpft habe, dass es ihn überhaupt nicht gebe,
dass wir Demokratie brauchen. Eine Volksregierung ist immer schwach, das Land
benötigt eine starke Hand. Da waren die Griechen, die sich zerstritten, dann
kamen die Römer und schufen ein Weltreich.
aW: Ging es wohl dem kleinen Mann bei den Kaisern besser, als bei
den freien Griechen?
rD: Frei? Die kleinen Leute, wie du sie nennst, der Pöbel! Sie
haben keine Kultur und benehmen sich wie Zigeuner. Sie brauchen einen Führer,
sonst können sie keine Kriege gewinnen. In den Geschichtsbüchern gibt es
Bauern nur als Soldaten und Weiber nur als Ehefrau und Mutter. Wehe dem Tag,
an dem Gott verleugnet und der König geköpft wird, dann beginnt das Chaos.
Deshalb müssen wir, die Elite und die Kirche darauf achten, den heutigen
Zustand zu bewahren.
Anhang: Lieber Leser, der du in der Zukunft und in Demokratie
lebst, beurteile selbst, wo du lieber leben würdest! In der alten Ordnung?
Oder im modernen Chaos?
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Sunday, 17 January 2016
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