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Der große Preis
Es war eine kleine, örtliche Firma. Sie produzierte
Mineralwasser, oder besser, sie füllte das aus der Tiefe hervorquellende,
gesunde Nass in Plastikflaschen ab und belieferte damit das
Gaststättengewerbe und die Lebensmittelgeschäfte in der örtlichen Umgebung.
Dies war nach dem Kriegsende ein langsam aufkommendes Konzept,
weil wegen der steigenden Grundwasserverschmutzung durch Düngemittel das
Ausheben von neuen Brunnen gesetzlich verboten wurde und Leute bei steigendem
Einkommen kein Leitungswasser mehr trinken wollten. Vor allem Sprudel war der
große Schlager, dabei reicherte man das Tiefquellwasser einfach mit
Kohlensäure an.
Nach langer Geschäftszeit ohne Konkurrenz erschienen
Supermarktketten auch in den kleineren Städten, gar in größeren Dörfern.
Anfangs stiegen die Bestellungen, weil es für diese Großunternehmen billiger
war, sich örtlich zu versorgen. Aber dann begannen die Einkaufsketten die
Wasserquellen aufzukaufen und ihr eigenes Emblem draufzukleben. Die Werbung
in Funk und Fernsehen taten den Rest. Bald wollten die Leute nur noch
Markenwasser genießen, obwohl dieses nach der Meinung des Eigentümers des
Familienbetriebes auch nur Wasser war.
Sein Großvater war damals nach dem Krieg zur richtigen Zeit der
richtige Mann am richtigen Platz gewesen und hatte die Konzession dafür
ergattert. Lange Zeit hatte man auch gute Verbindungen zu Persönlichkeiten in
den verschiedenen Ämtern.
Aber irgendetwas machten diese großen Unternehmen besser. Immer
wieder studierte man deren Verkaufsstrategien und Produkte. Auffallend waren
die vielen Informationen über Umweltschutz und Wettbewerbe, bei denen die
Produkte gewonnen hatten. Die Preisvergeber waren zwar in allen Fällen völlig
unbekannt, trotzdem wirkte es imposant, wenn die Preise auf den Waren
glitzerten. Die Frage stellte sich, wie man zu so einer Auszeichnung kam.
Briefe wurden an die Ausschreiber versendet und gespannt wartete man auf
Antworten. Diese blieben doch in den meisten Fällen aus, oder der Betrag für
die Teilnahme war unverschämt hoch. Man fand sehr oft heraus, dass die
Prüfungskommission nur aus einer Person in einem Minibüro bestand.
Deshalb fasste man den Entschluss, es denen gleich zu tun. Ein
Angestellter der Firma wurde in eine ausländische Großstadt geschickt, in der
er eine winzige Wohnung mietete, dann bei den Behörden eine Firma eintragen
ließ, die sich angeblich mit Warenprüfung beschäftigt, bestellte bei einer
Druckerei ein Emblem und einige Formulare, schickte eine Siegerurkunde und
ein Muster des Emblems an seine Heimatfirma. In großem Format wurde das
Preisemblem auf den Plastikflaschen angebracht. Die Verkaufszahlen stiegen
wieder ein bisschen, weil die Leute davon beeindruckt waren.
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Friday, 11 March 2016
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