Monday, 28 December 2015

142) Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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Der Jesus

Kurz nachdem er an Weihnachten geboren war, - dies erzählte ihm seine Mutter später – wurde er sofort in die Kirche gebracht und in die Krippe gelegt, wo er den neugeborenen Jesus verkörperte. Man hatte ein ruhiges Baby gesucht, das die Messe nicht durch Schreine stören würde und wunderte sich, mit welcher Geduld er alles über sich ergehen ließ. Fast himmlisch anmutig wirkte sein Blick, mit dem er auf die anderen Teilnehmer der Festspiele, die die Hirten und Könige darstellten, herabsah. Eine große Zukunft wurde ihm vorausgesagt. Woraus diese eines einfachen Bauernsohns bestehen sollte, wusste keiner genauer zu bestimmen.
Als er dann heranwuchs, meldete er sich immer, wenn man in der Kirche oder auf dem Marktplatz eine Szene aus dem Neuen Testament aufführen ließ. Jesus und die Gelehrten, später in der Synagoge, als er die Händler von dort vertrieben haben soll. Er gefiel sich in dieser Rolle und hörte gern, wenn Leute, die ihn nicht bei seinem richtigen Namen kannten, ihn den Jesus nannten. Er versuchte, sogar ein ähnliches Leben zu führen. Nur mit den Jüngern und den Wundern wollte es nicht so recht klappen.
Jeden Tag traf er beim Pfarrer ein und ließ sich ein paar neue Einzelheiten aus dem Leben des Messias erzählen. Der Geistliche war höchst erfreut, endlich einen Gläubigen zu haben, der nicht nur Angst vor Gott hat, sondern wirklich gottesfürchtig war.
Jesus führte die Leute in die Wüste und hieß sie auf dem Gras niedersitzen.“ Er wusste nicht genau, wie eine Wüste tatsächlich aussah, aber wenn es dort Gras gab, musste es eigentlich so etwas wie eine Wiese gewesen sein. Eine größere Menge Sand hatte er nur beim Kapellenbau gesehen und mehr konnte er sich nicht vorstellen. Aber niemand wollte ihm auf die Wiese folgen.
„Jesus lief auf dem Wasser.“ Das musste er erlernen, dachte er bei sich. Damit würde er alle überzeugen. Er ging an den Fluss, um es auszuprobieren. Wenn man wirklich glaubt, kann man Berge versetzen. Aber so sehr er auch versuchte, sich wie Jesus zu geben, zu handeln und zu leben, immer wieder versank er in dem Nass.
Und dann kamen die jährlichen Passionsspiele. Jemand wurde gesucht, der die Rolle des Jesus übernehmen würde. Er meldete sich sofort und wurde sogleich angenommen. Vor allem, weil es keine Mitbewerber gab. Man musste mit ihm auch nicht sehr lange proben, weil er das Leben von Jesus ziemlich gut kannte.
Als er auf der Bühne stand, breitete er seine Hände aus, richtete seinen Blick nach oben und sah aus, wie einer der Heiligen auf den Bildern in der Kirche. Jede Szene wurde gespielt, aber die Wunder mit dem Fischen- und Broten-Teilen funktionierten auch jetzt nicht. Zum Glück gab es kein wirkliches Wasser, auf dem er hätte laufen müssen, dies war nur ein blauer Streifen unten auf der Leinwand. Aber er genoss alle Momente, man folgte seinen Worten und Bewegungen, er hatte endlich Jünger, denen er das letzte Abendmahl darbieten konnte.
Doch wunderte es ihn, dass der Schauspieler, der einen römischen Soldaten darstellte, sich das Ohr nicht wollte abhauen lassen. Als er gebunden wurde, um vor Pontius Pilatus geführt zu werden, flüsterte er dem jüdischen Rabi ins Ohr, die Fesseln fester zu ziehen, weil er wirklich Jesus sei. Die Peitschenriemen schnitten tief in seine Haut, Blut floss, aber er wusste, dass er die Bewunderung der ganzen Stadtgemeinschaft hinter sich hatte. (Für diese Darstellung hätte er siebenhundert Jahre später sicher einen Oscar bekommen.)
Der Stil des Kreuzes war ein bisschen kürzer, weil die Bühne höher stand und er dann sowieso fast über den Köpfen der Zuschauer hing. Er musste es auch nicht so weit tragen, nur ein paar Mal die wenigen Meter über die Bühne. Als man ihm nach eigenem Wunsch die Nägel durch die Hände und Füße schlug, pisste und schiss er sich vor Schmerz in seinen Lendenschurz, bevor er in Ohnmacht fiel. Als er wieder zu sich kam, ließ sich aus der Menge ein leises Raunen hören. Das passierte eigentlich jedes Jahr und jeder dort unten beneidete ihn an diesem Tag.
Drei Tage lang hing er nun auf dem Marktplatz, die meisten Leute waren nach Hause gegangen, um zu essen, trinken und schlafen. Aber zum Gebet kamen sie alle über den Tag verteilt. Seine Mutter saß die ganze Zeit unten am Kreuz. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder sich freuen sollte: Dort oben hing ihr Sohn. Aber er spielte nicht so gut wie Jesus, er starb ein bisschen früher. Als man eine Lanze in seine Seite stieß, merkte er schon lange nichts mehr.
Dann wurde er herabgenommen und in eine Höhle in der Nähe der Stadt gelegt. Man wartete auf seine Auferstehung, doch die wollte nicht kommen. Seine Mutter musste höhnische Blicke und Bemerkungen ertragen. Ihr Sohn war vielleicht doch kein Jesus?

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Saturday, 19 December 2015

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Allein

Er wusste nicht, ob er erst ein paar Stunden, einen Tag oder schon zwei Tage hier lag, weil er ganz erschöpft zusammengebrochen war. Eigentlich ein traumhafter Platz mit Sandstrand, Sonne und Palmen. Kokosnüsse hingen von ihnen herab, aber ein bisschen hoch, wenn man keine Leiter hatte. Er dachte nach, er musste Wasser finden, weil er durstig, Essen, weil er hungrig war und dann herausfinden, wo er eigentlich war.
Er ging ein Stück am Strand entlang und erblickte etwas wie einen kleinen Einschnitt im dichten Gestrüpp. Er näherte sich, schaute hinein, es war ein kleiner Bach mit geschmacklosem Wasser. Aber es war nicht salzig, also trinkbar. Lange sitzend, die Hand immer wieder zum Mund führend, löschte sich langsam sein schier unendlicher Durst. Das schwere Nass lag ihm im Magen und machte ihn müde, er schlief ein.
Als er wieder aufwachte, erblickte er Mond und Sterne am Himmel und es war ruhig. Nichts regte sich, aber die Stille tat ihm gut. Der Sturm, bei dem er hierhergekommen war steckte ihm noch immer in den Knochen. Seine Haut juckte, deshalb wusch er das Salz von seiner Haut.
Ein Stück des Weges zwischen Meer und Dickicht lag eine umgeknickte Bananenpalme. Diese war dem Sturm zum Opfer gefallen, aber die Frucht zwang sein Verdauungssystem, die Arbeit wieder aufzunehmen. Nach ein paar Stunden Wanderung wurde der Küstenstreifen felsig und die Brandung heftiger. Ein Kundiger hätte gewusst, dass hier die anbrausende Meeresströmung die Sandablagerung verhinderte. Lange ging es über Klippen und Felsen, bevor es wieder sandig wurde.
Er hatte wieder Hunger und Durst, stillte diese mit Vogeleiern, heruntergefallenen Früchten und Kokosnüssen, Käfern, Muscheln, mit der Hand gefangenen, rohen Fischen, Krebsen und kleinen Schildkröten.
Nach drei Tagen fand er Fußspuren und ein paar Stunden später einen kleinen Bach. Jetzt war es sicher, es war eine Insel und er war einmal herumgelaufen. Nach ein paar Tagen begab er sich in das Innere des Eilandes, kannte bald jeden Baum, Strauch und Vogel, wusste, wo sie brüteten und nahm immer nur ein Ei, damit sie das Nest nicht verließen.
Schon lange hatte er nichts mehr gesprochen. Jetzt probierte er seine Stimme aus. Die Worte kamen ihm nicht leicht über die Lippen, dann sang er Lieder aus seiner Erinnerung. Es klang ziemlich falsch. Er versuchte es immer wieder, wollte wenigstens sich selbst hören, wenn er schon mit niemandem sprechen konnte. Manchmal war es bereits einfacher den Lockruf verschiedener Vögel nachzuahmen.
Er bemerkte es eigentlich nicht, aber er sprach immer seltener laut mit sich selbst. Auch seine Gedanken veränderten sich von Tag zu Tag und beschränkten sich bald nur noch auf: kalt – warm, Tag – Nacht, Hunger – Durst, nur noch wenig mit Schiff – wegkommen von hier – Rettung.
Eines Tages dann, er saß gerade auf einem der Korallenriffe, um mit seinem selbstgemachten Speer Fische zu fangen, sah er am Horizont ein Segelschiff. Zuerst erschien um seinen Mund ein Lächeln. Aber er konnte sich nicht mehr erinnern, warum dies Grund zur Freude hätte sein sollen. Es war ihm von irgendwoher noch bekannt, doch wusste er nicht es mit irgendetwas zu verbinden. Er fletschte die Zähne, wie bei einer Bedrohung. Dann schwamm er auf die Insel zurück, um sich zu verstecken.

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Wednesday, 9 December 2015

140) Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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Auf und ab!

Der kleine Familienbetrieb, den er von seinem Vater übernommen hatte, lief nicht gerade gut und deshalb war er sehr froh, eine Einladung vom Bürgermeister erhalten zu haben, ein Abendessen auf einem kleinen Luxusschiff. Es war ihm klar, dass dies nicht wegen seiner „schönen blauen Augen“ geschah, hier sollten neue geschäftliche Verbindungen geknüpft werden. Wenn man mit den richtigen Leuten bekannt ist, wird man wettbewerbsfähiger. Und auf diesen Abend bereitete er sich jetzt vor.
Der Bürgermeister war nicht unbedingt ein angenehmer Mensch, weil er auf dem Weg nach oben viele Füße hatte küssen müssen, und nun auch von allen erwartete, die von „seiner“ Torte etwas abhaben wollten. Unsere Hauptperson hatte das Oberhaupt der Stadt schon einmal in einer Situation gesehen, als ein hohes Tier aus der Landesverwaltung bei ihm eintraf. „Natürlich, Herr XY, wird sofort erledigt, Herr XY, ohne mich selbst loben zu wollen, habe auch ich schon daran gedacht, Herr XY, ……………..“ Dann drehte er sich herum und brüllte einen seiner Untergebenen an. Wenn er etwas von einem Vorgesetzten wollte, konnte er überhöflich sein, aber wenn er etwas von einem Untergebenen verlangte, benahm er sich wie Nero persönlich.
Es war schon zwei Uhr und er wollte eigentlich noch zum Friseur gehen, außerdem musste er seinen Anzug aus der Reinigung abholen. Vielleicht würde er heute Abend auch ein paar Worte mit der Tochter des Bürgermeisters sprechen können, sie waren doch zusammen in die Schule gegangen.
Der Abend kam, er fand sich am Anlegesteg ein, aber niemand oder kein Schiff war weit und breit zu sehen. „Ich werde wohl einfach zu früh angekommen sein.“ – dachte er bei sich. Er sah auf die Uhr. „Richtig, eine halbe Stunde zu früh.“ Er wartete. Nach zwei Stunden ließ sich noch immer niemand blicken. Als er das so stand und eine Zigarette nach der anderen rauchte, fuhr eine schwarze Limousine langsam an ihm vorbei. Das Fenster war einen Spalt heruntergedreht, durch den er das Gelächter einer kleinen Gesellschaft hören konnte. Man hatte sich über ihn lustig gemacht, das war die Wasserprobe. Sein Telefon klingelte, er holte es aus der Hosentasche, keine Nummer, er nahm das Gespräch an, eine Frauenstimme, es war die Tochter des Bürgermeisters, sie fragte: „Kommst du morgen zu uns zum Abendessen?“ Er zögerte einen Augenblick, dann antwortete er schnell: „Natürlich! Um wieviel Uhr?“
Auf dem Weg nach Hause schossen ihm ein paar Gedanken durch den Kopf: War er wirklich so tief gesunken? Was wollte und konnte er erreichen? Es war ihm klar, dass man über ihn lachte. Der Bürgermeister wusste jetzt, dass er bereit sein würde, sehr viele Füße zu küssen.
Am nächsten Abend ging er zur Villa des Bürgermeisters, sie lag ein bisschen außerhalb der Stadt, mit einer hohen, undurchsichtigen Umzäunung aus drei Meter Mauer und darüber hinausragend eine dichte Baumreihe. Kein Licht, er klingelte, noch einmal, wartete ein bisschen. Gerade wollte er die Blumen, die er für seine ehemalige Schulkameradin gekauft hatte, wegwerfen, als sich das kleine Tor öffnete. Da stand sie, mit einem entwaffnenden Lächeln. Er überreichte ihr die Blumen, gemäß seiner Erinnerung waren dies ihre Lieblingsorchideen, weil sie Rosen nicht mochte, zu unterwürfig, wie sie es nannte.
Der gepflasterte Weg führte zu einer prachtvollen, halbrunden Treppe, das Löwenspalier fand er ein bisschen kitschig aber teuer. Dann ging es weiter durch eine geräumige Vorhalle, durch eine Flügeltür in den Speisesaal. Er konnte nur zwei Gedecke erkennen. Sie bemerkte seine Verwunderung, aber stellte die Blumen in eine Vase und wies ihm einen Platz zu. Sein Erstaunen wurde noch größer, als sie anfing, nicht über alte Schulzeiten oder romantische Dinge, sondern über ein großes Projekt zu sprechen. Sie redete, als hätte sie alle Fäden in der Hand. Wie sehr sie sich verändert hatte! Als er sie jetzt noch genauer betrachtete, konnte er hinter der Schminke harte Züge erkennen. Er war nicht auf diese Verhandlung vorbereitet, was sich später noch rächen sollte, weil es in dem Vertrag einige Klauseln gab, die ihn und seinen Familienbetrieb eng an die Geschäfte des Bürgermeisters binden sollten. Wie er sich nach Jahren erinnern sollte, bekam er von ihr bei den brenzligen Stellen immer ein unschuldiges Lächeln, dann streichelte sie seinen Arm. Sie spielte mit ihm, wie die weibliche Spinne, die, nachdem sie begattet worden ist, das männliche Tier auffrisst. Nach der Unterzeichnung gab sie ihm einen Kuss und lag in seinen Armen.
Als er am nächsten Morgen im fremden Bett aufwachte, fand er neben sich einen kleinen Tisch mit Frühstück und einen parfümierten Brief. „Guten Morgen, Liebling! Du weißt, was wir besprochen haben!“ Noch einen Moment blieb er liegen, schloss wieder die Augen. Zu seiner Schulzeit hatte er immer davon geträumt, sie zu erobern. Gestern Nacht hatte sie sich ihm hingegeben. Sie war gut im Bett, aber irgendetwas fehlte. Berechnung war an die Stelle des Gefühls getreten. Er spürte eine seltsame Spannung in der Magengegend, wie nach einer Prüfung, von der er überhaupt nicht ahnte, wie sie ausfallen würde.
In den nächsten Monaten erledigte er seine Geschäfte, oder besser: erledigte seine Aufgaben. Sein Bankkonto wuchs, doch er war nicht mehr der Alte. Manchmal verbrachten sie eine Nacht zusammen. Dies war meist die Belohnung für ein Geschäft. Es sollte eigentlich eine Art Krönung der Ereignisse sein, aber er hatte inzwischen gelernt, seine Rolle zu spielen. Ab und zu überfiel ihn der Gedanke, dass sie vielleicht ahnte, er war nicht mehr der Gleiche.
Der Bürgermeister hielt ihn und ähnliche Leute zwar auf einer gewissen Stufe, passte aber doch auf, dass sie seiner Position nicht über den Kopf wuchsen. Unsere Hauptperson war sich auch nicht ganz sicher, ob er der einzige war, der die süßen Früchte der Tochter genoss. Weil er einer der treuesten Diener war, oder vielleicht am besten seine Rolle spielte, wurde sein Geschäft größer und die Stadt für ihn kleiner.
Jahre vergingen und das unbekümmerte Desinteresse der Einwohner bot anderen Parteien oder Gruppen keine Möglichkeit, eine wirksame Opposition aufzubauen, deshalb blieben dunkle Geschäfte unaufgedeckt. Bei Bauprojekten zum Beispiel wurde Material gespart, wo es nicht unbedingt sichtbar war und an anderen Stellen noch einmal verrechnet. Unfälle waren keine Seltenheit, wurden dennoch meist auf menschliches Versagen zurückgeführt.
Es war ein lustiges Spiel, zu sehen, wie sein Konto doppelt so schnell wachsen konnte. Doch, wohin mit dem Geld? Er war vorsichtig und wollte nicht, dass es zu sehr auffällt, obwohl die Tochter des Bürgermeisters ihn immer wieder ermutigte, sich endlich seines Standes gemäß zu benehmen. Langsam taute er auf, und nachdem er genügend gereist war, wurde ein gutes Auto gekauft, die Einrichtung seiner Wohnung erneuert, der örtliche Tennisclub besucht. Er war ein sportlicher Typ und lernte es schnell, wurde bald der beste Spieler, weil er seinen Reichtum nicht in seinen Bauch steckte, war erfolgreich und gefragt.
Unter den Zuwanderern in die Stadt befanden sich vor allem Leute aus dem ärmeren, östlichen Teil des Landes, Ausländer waren selten. Ein junges Mädchen fiel ihm auf. Oder vielleicht er ihr? Sie kamen sich näher, trafen sich häufiger, ein Verhältnis begann. Die Tochter des Bürgermeisters wurde eifersüchtig, mehrmals kam es zu offenem Streit.
Und dann geschah ein schwerer Unfall in einer Fabrik, giftige Stoffe wurden freigesetzt, mehrere Leute mussten ins Krankenhaus gebracht werden, die Fische im nahegelegenen Fluss starben. Naturschützer aus dem ganzen Land reisten an, organisierten Demonstrationen, die Presse belagerte das Haus des Betreibers der Fabrik und das Bürgermeisteramt. Eine unabhängige, überregionale Kommission wurde einberufen, um die Geschehnisse genauer zu untersuchen.
Diese bestimmten Klauseln in den Verträgen ließen unseren Helden der Geschichte als Betrüger und Verantwortlichen erscheinen. Wenn er darüber nachdachte, war das Geld, das er damit verdient hatte, eigentlich ziemlich wenig gewesen, um ihm den ganzen Skandal in die Schuhe zu schieben. Als die Gerichtsverhandlung begann ließen ihn sowohl die Tochter des Bürgermeisters, als auch das junge, hübsche Mädchen wie eine heiße Kartoffel fallen. Hochverschuldet verlor er den Familienbetrieb. Am Ende zog er in eine andere Stadt. Nicht weil er sich schämte, sondern weil er hoffte, dort neu anfangen zu können.
Und dort lernte er die gerade geschiedene Tochter des Bürgermeisters kennen. …………………………

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Saturday, 5 December 2015

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Selbstvertrauen

Kleinkinder spielen im Sandkasten auf dem Spielplatz, die Eltern ermutigen sie und zeigen ihnen, wie es gemacht werden soll. Jedes unförmige Sandhäufchen wird gelobt. Beim Kletterbaum wird geholfen, zugesehen und geklatscht. Dieser kleine Mensch ist der Mittelpunkt des Universums, ohne Konkurrenz. Sollte er doch auf einen anderen Alleinherrscher treffen, stoßen zwei Welten zusammen. Die Überraschung ist groß, Tränen und Wutgeschrei verkünden Sieg und Niederlage gleichermaßen.
Die Kinder im Kindergarten tanzen um einen Kreis mit Stühlen, es gibt einen Sitzplatz weniger als Kinder. Wenn die Musik ausgeschaltet wird, muss jeder versuchen einen Stuhl zu ergattern, dabei bleibt natürlich eines stehen und fällt aus. Das Spiel wird solange mit immer weniger Stühlchen durchgeführt, bis nur noch eines sitzen kann. Nur einer kann der Sieger sein.
Die neue Tante in der Schule erzählt viele interessante Dinge, aber macht auch die ersten Einstufungen und nicht immer wird gelobt. Unter den Kindern bilden sich kleine Gruppen, bei denen es die ersten Führer und Anhänger gibt. Die Letzteren stärken das Selbstvertrauen der Ersten, indem sie für ihre Gruppenstars schwärmen. Jene übernehmen dabei unbewusst die Rolle des Vorbildes, das die Erwachsenen immer mehr verlieren.
Der Jugendliche versucht, seinem Partner zu gefallen. Erst später sucht er sich einen, dem er gefällt.
Anders sein, führt einen Entzug der Anerkennung der Gruppe nach. Der Anführer bemüht sich, seine Anhänger in eine bestimmte Richtung zu bewegen.
Langsam entwickelt jeder einzelne seine eigenen Ziele, das ist die Zeit, in der die früheren Leiter sich ihrer Fähigkeiten bewusst werden müssen, um zu verhindern, dass ihr noch frisches Selbstbewusstsein zusammenbricht.
Ständige Rebellen finden in den Erfolgen ihrer Taten immer öfter die Bestätigung ihrer Persönlichkeit, oder werden gezwungen, sich einzugliedern, um ihren eigenen Untergang zu umgehen, falls sie von zu vielen Misserfolgen geplagt werden.
Jüngere kommen und treten als Wettbewerber der älteren Führungsleute auf. Sie haben mehr Energie, Zeit, neues Wissen und Fähigkeiten, eine zeitgemäßere Weltanschauung, und sind nicht durch Verpflichtungen oder eingerostete Erkenntnisse belastet.
Die Rente zu bekommen, ohne dafür aktuell gearbeitet zu haben, das Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden, der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Position, aus dem Elternhaus ausgeflogene Kinder, die ihr eigenes Leben führen wollen und auf alte Erfahrungswerte keinen Wert legen, das Suchen neuer Aufgabengebiete und Erfolgserlebnisse, um den erlittenen Verlust auszugleichen.

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Wednesday, 2 December 2015

138) Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
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Das verlorene Weltbild

Nun saß er da, starrte in das fließende Wasser des Flusses unter ihm. Er hatte schon einmal von Männern gehört, die von ihrer Frau betrogen worden waren. Sie hätten es sich nie träumen lassen, wenn jemand es ihnen erzählt hätte. Und genauso betrogen fühlte er sich jetzt auch, verlassen und hintergangen von seinem eigenen Weltbild. Alles was er bisher gelernt und gehört hatte. Auf alle seine Vorbilder hatte er sich dies aufgebaut. Und jetzt musste er feststellen, dass das nichts stimmte.
Wie war das möglich? Warum hatte er es nicht bemerkt? Und woher kam jetzt dieser reine Durchblick?
Sein Weltbild hatte ihn blind gemacht. Er hatte wie in einem Gefängnis gelebt, Mauern nach allen Seiten, in denen er sich sicher fühlte. Aber durch diese Mauern kam auch nichts hindurch, keine Nachrichten von außen. Fünfzig Jahre lang hatte er nicht in der Welt, sondern neben der Welt gelebt und sie war an ihm vorübergegangen, hatte ihn einfach links liegenlassen. Jetzt erinnerte er sich, dass manchmal jemand an sein Tor geklopft hatte, und er es nicht einmal hatte hören wollen. In seinem dunklen Gefängnis hatte es niemand je gewagt, ihm zu widersprechen, und nun tat dies die Wirklichkeit. Sein Burggefängnis war enger, als er es sich hätte träumen lassen. Er hatte immer den Starken gespielt, alles selbst erledigt, für alles gesorgt, keine Hilfe angenommen, jeden herumkommandiert. Sein Sohn war von zu Hause geflüchtet, nur seine Frau war geblieben. Irgendwann hatte auch sie versucht, seiner Gesellschaft aus dem Weg zu gehen. Jetzt saß sie neben ihm und wartete, als wollte sie ihm eine letzte Möglichkeit geben. Aber was von ihm kam, war nur der alte, abgedroschene Blödsinn, er hatte nichts verstanden. Dann stand sie auf, ohne Worte. Er rief sie aber sie kehrte nicht zurück. Er war allein, sein Weltbild hatte ihn betrogen. Er saß da und starrte in das fließende Wasser des Flusses unter ihm.

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Monday, 30 November 2015

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Der Kuss

Die ganze Woche hatte sie im Büro gearbeitet. Sogar am Samstag hatte sie sich mit dem neuen Projekt beschäftigen müssen. Und da hatte sie geschworen, bei diesem schönen, frühsommerlichen Wetter am Sonntag ein erholendes Sonnenbad zu nehmen. Sie war so übermüdet, dass sie nicht einmal mehr normal hatte schlafen können und wachte schon um 5 Uhr auf.
Wozu hat man denn ein Auto? Natürlich, um dorthin zu fahren, wo es wenige Leute gibt. Zweite Autobahnabfahrt, auf der Landstraße durch ein Dorf, dann auf einem Feldweg durch einen kleinen Wald und wie ein Wunder lag plötzlich vor ihr eine kleine Lichtung.
Die Wiese war zwar kein englischer Rasen, wie im Freibad, aber sah so aus, als würde sich selten jemand hierher verirren. Sie stellte ihr Auto im Schatten ab, lief ungefähr fünfzig Meter durch kniehohes Gras und breitete zwischen zwei dichteren Sträuchern ihre große Decke aus. Zu jeder Seite in fünfzig Metern vom Wald umgeben, ein paar summende Bienen, ein ganz leichter Frühlingshauch, so ließ sie sich nieder und zog ihre Kleider aus. Sie cremte ihren ganzen Körper mit einem gutriechenden Sonnenöl ein und musste bald vor Wohlgefühl die Augen schließen. Noch ein paar Mal wachte sie auf, bevor sie in einen tiefen Schlaf fiel.
Das eine Mal war ein kleines Eichhörnchen über ihre Decke gelaufen und hatte mit seinem wuscheligen Schwanz über ihre Unterschenkel gestrichen. Das nächste Mal hatten kleine Vögel ihr Studentenfutter entdeckt und dann war ein Schmetterling genau auf ihrer Brustwarze gelandet. Sie musste lächeln, wahrscheinlich hatte er es für eine Blumenknospe gehalten.
Das sollte sie nun in ihrem Traum inspirieren. Ein gutaussehender Mann sprach sie sehr höflich an, ein richtiger Gentleman. Sie unterhielten sich viel, er war wirklich charmant. Langsam kamen sie sich näher, immer häufiger wurden die kleinen Berührungen und plötzlich lag sie in seinen Armen. Zärtlich streichelte er ihr Gesicht, schmiegte seine Backe mit weichem 5 Tage Bart an ihre und küsste sie.
Dieser Kontakt mit seinen Lippen war so feucht, dass sie sein Gesicht ein bisschen wegstoßen wollte. Als sie dies versuchte, ließ sich ein lautes „Määääh“ hören und sie wachte auf. Was sie über sich sah, war ein kleines Lämmchen, das die Überreste des Salzes der Salzstangen von ihrem Mund abgeschleckt hatte.

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Saturday, 28 November 2015

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Vermutung!

„Sicherlich, Wahrscheinlich oder Vielleicht kauft er das Auto.“ Mit diesen und ähnlichen Wörtern lässt sich der Grad einer Annahme ganz einfach ausdrücken. Diese kann sich dann auch auf die Gegenwart und Vergangenheit beziehen: „Vermutlich kauft er das Auto“ oder „hat das Auto gekauft.“
Das gleiche gilt für das Passiv: „Angeblich wird das Auto verkauft, wurde das Auto verkauft, ist es verkauft worden, oder ist schon verkauft.
Noch mehr Möglichkeiten bieten Hauptsatzkonstruktionen: „Ich denke, dass er das Auto kaufen wird, kauft, gekauft hat, dass das Auto verkauft wurde, verkauft worden ist, schon verkauft ist.“ Oder: „Ich glaube, Ich weiß, Ich bin sicher, Es kann sein, Es ist anzunehmen …… Die List ist fast endlos.
Bei der dritten Weise behilft man sich der Modalverben. „Er könnte, dürfte, mag, müsste, muss das Auto gekauft haben. Das Auto könnte, dürfte, mag, müsste, muss verkauft worden sein.“
Die Beschreibung der Zukunft ist nicht möglich und die Gegenwart wird im Allgemeinen nicht in diesem Sinne benutzt, weil sie zweideutig ist: „Er könnte das Auto kaufen.“ 1) Möglichkeitsform 2) Vermutung.
Die Modalverben „sollen“ und „wollen“ haben eine besondere Bedeutung. „Er soll das Auto gekauft haben.“ = Andere sagen über ihn, dass er das Auto gekauft hat, aber ich glaube es nicht. „Er will das Auto gekauft haben.“ = Er selbst behauptet, dass er es gekauft hat, aber ich bezweifle es.
Die zwei Zukunftsformen entfernen sich als vierte Weise der Vermutung vollständig von ihrer ursprünglichen Bedeutung. „Er wird wohl das Auto kaufen.“ = Wahrscheinlich kauft er das Auto. „Er wird wohl das Auto gekauft haben.“ = Wahrscheinlich hat er es gekauft.

Vielleicht hat er das Auto gekauft.
Es kann sein, dass er das Auto gekauft hat.
Er könnte das Auto gekauft haben.
Möglicherweise hat er das Auto gekauft.
Es ist möglich, dass er das Auto gekauft hat.
Er dürfte das Auto gekauft haben.
Vermutlich hat er das Auto gekauft.
Ich vermute, dass er das Auto gekauft hat.
Er mag das Auto gekauft haben.
Wahrscheinlich hat er das Auto gekauft.
Es ist wahrscheinlich, dass er das Auto gekauft hat.
Er müsste das Auto gekauft haben.
Sicherlich hat er das Auto gekauft.
Es ist sicher, dass er das Auto gekauft hat.
Er muss das Auto gekauft haben.
Er wird wohl das Auto gekauft haben.


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