Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334
79 74
|
------------------------------
|
In welche Richtung geht die Menschheit
Sie waren gerade vom Baum gestiegen und suchten mit Stöcken und
spitzen Steinen nach essbaren Wurzeln und Knollen, auch halbverfaultes Aas
vertrug ihr Magen. Auf den Bäumen hatte es nur Blätter, Früchte und ein paar
Käfer gegeben. Plötzlich ließ sich ein ohrenbetäubendes Gebrüll vernehmen,
anderswo ein Heulen. Raubtiere! Sie waren gefürchtet und galten als böse
Geister, die beschwichtigt werden mussten.
Der Acker war bestellt und jetzt wartete man auf das geeignete
Wetter. Der Herr des Himmels über Sonne, Mond, und Blitz schickte Regen, um
die Mutter Erde zu befruchten, um die Pflanzen gedeihen zu lassen. Genau wie
der Mann seine Frau befruchtete, woraus dann Kinder entstanden. Oder das
Kalb, das in seinem zweiten Lebensjahr anfing, Milch zu geben. Vor Raubtieren
fürchtete man sich jetzt weniger, weil Mauern gebaut und Hunde gehalten
wurden, sie zu vertreiben. Der Gott des Himmels hatte einen Sohn, den
Oberpriester, den Pharao, den König, den Stärksten oder Klügsten. Ihm gehörte
alles und von ihm hin alles ab. Er führte gegen andere Gruppen oder
Siedlungen Krieg, oder besser gesagt, ließ andere für sich kämpfen, machte
fremde Stämme, die noch ein paar Generationen vorher seine Brüder gewesen
waren, zu seinen Untertanen.
Langsam erwachte der Einzelne, wurde sich bewusst, dass auch er
selbst ein Gott war, wenn die Götter sich schon wie Menschen benahmen. Er
machte sich über sich selbst und seine Hirngespinste lustig. Jeder hatte die
gleichen Rechte. Jeder? Nur die, die schon ein Bewusstsein entwickelt hatten,
oder dazu erzogen worden waren, das war eine Minderheit. Aber es blieb
schwierig, einen Ersatz für Gott und König zu finden. Grundsätze, mit denen
Ich und andere Ichs in eine gemeinsame Richtung gehen konnten. Aber es gab
nur wenige die zur Verteidigung ihres Ichs wie Socrates auch den Giftbecher
ausgetrunken hätten.
Zuerst musste die Frage des Staates gelöst, Grundlagen in Stein
gehauen, Eigentums- und Besitzverhältnisse geregelt werden. Die Gemeinschaft
gestaltete sich zu groß, zu viele verkauften ihr Ich für ein bisschen
Wohlstand und Schutz, nicht einmal Sicherheit, sondern nur Verschonung. Aber
ohne eigene Gedanken entstehen weniger neue Ideen. Die starke Hierarchie
brach den Geist. Das Ich ordnete sich wieder dem Wir unter. Der Kaiser
ersetzte wieder den Gott.
Die Talfahrt sollte noch in tiefere Dunkelheit führen. Selbst die
Kunst, der Ausdruck des Einzelnen erlitt einen Rücktritt, teilweise war sie
sozusagen verboten. Schlechte und gute Geister, die auch nicht weniger
gnadenlos als die Bösen waren, bemächtigten sich der Seele, ein anderes Wort
für den menschlichen Geist oder vielleicht Verstand. Das Diesseits war ein
Jammertal, das eigentliche Leben sollte nach dem Tod beginnen.
Der Moslem bedrängte Europa auf dem Balkan und Mittelmeer,
deshalb musste man lernen und Techniken entwickeln. Erkenntnis macht den
Glauben mürbe. Es gab Leute, die behaupteten, die Erde sei kein Teller,
sondern eine Kugel, die Erde, auf der der Mensch lebe, sei nicht der
Mittelpunkt der Welt. Was für eine Anmaßung! Der Mensch, den Gott zu seinem
Ebenbild geschaffen haben soll, habe irgendwo am Rande des Geschehens seinen
unwürdigen Platz gefunden? Der Zweifel nagte an dem Glauben an eine höhere
Macht, ermöglichte zuerst eine freiere Auffassung des Weltbildes, der
Geldwirtschaft und daraufhin eine Entwicklung des Handels.
Der Einzelne rückte langsam wieder ins Rampenlicht. Es wurde
heller um ihn, er öffnete die Augen und sah. Sollte er seinem Gesicht trauen,
oder sich in seine Höhle zurückziehen? Er wollte nicht mehr nur das Produkt
der Schöpfung sein, sondern sein Geschick selbst bestimmen. Immer größere
Massen eigneten sich Wissen an. Dies war nötig, weil auch die oben erkannten,
dass die Zeit der einfachen Handarbeit zu Ende war. Wollte eine Macht an der
Spitze bleiben, musste sie ihre Untertanen bis zu einem Grade ausbilden.
Damit schaufelte sie sich das eigene Grab. Noch oft sollte es dieser „Elite“
gelingen, die kleinen Leute gegeneinander aufzuhetzen, mit Nationalismus,
Hass gegen Andersdenkende oder –lebende. Zwei Schritten in die Freiheit
folgte einer zurück. Jede Rückwärtsbewegung führte zu Pogromen, Holocaust und
Krieg.
Langsam geht es vorwärts. Religion und anderer Aberglaube werden
verdrängt, Ämter nicht mehr verkauft, sondern nach Verdienst und Ausbildung
mit Gehalt verliehen. Auch von unten kann man, wenn noch mit großen
Schwierigkeiten, nach oben kommen, Schulen sind kostenlos oder für alle
erreichbar. Anderslebende, wie zum Beispiel Homosexuelle, nachdem sie zuerst
mit Gefängnis oder teilweise gar mit dem Tode bestraft, oder als Kranke mit
Elektroschocks oder Medikamenten gequält, oder zur genetischen
Fehlentwicklung abgestempelt worden waren, können in vielen Ländern heiraten
und Kinder adoptieren. Frauen, Asiaten und Afrikaner sind hochrangige
Politiker oder Staatsoberhäupter in den wichtigsten Industriestaaten, auch
wenn einige diese Entwicklung gerne aufhalten würden, weil es ihres Erachtens
zur Zerstörung von Tradition und Kultur führt.
|
-----------------------------------------------
|
--------------------------------------------------
|
-------------------------------------------------
|
---------------------------------------------------
|
|
Tuesday, 24 November 2015
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment